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Reporter Eutin

„Wir sind wieder da!”

Eutin (ed). Fast zwölf Wochen lang waren die Türen der Eutiner Kreisbibliothek geschlossen, Lesefutter, Nachschub an Filmen und CDs gab es nur per Bestellung in der Medientüte. Seit Dienstag aber sind die Türen der Kreisbibliothek wieder weit geöffnet, dahinter nicht nur die gewohnte Fülle an Medien (mit einer ganzen Menge an Neuem) sondern ein ein bestens gelauntes Bücherei-Team, das es gar nicht erwarten konnte, seine NutzerInnen wieder persönlich willkommen zu heißen. „Wir sind wieder da“, strahlt Beate Sieweke, die Leiterin der Kreisbibliothek, „und wir freuen uns so darüber, Sie alle wiederzusehen!“ Und dass das auf Gegenseitigkeit beruht, ist an der Reaktion einer Leserin besodners schön zu sehen: Sie kommt rein, bleibt in der Tür stehen, strahlt quasi durch die Maske und sagt: „Oh ist das schön!“ Und schön ist es wirklich – endlich wieder selber Bücher und Filme aussuchen, gucken, was es Neues gibt, einen kleinen Plausch mit dem Team der Bücherei halten, fragen, ob es einen Tipp in Sachen Lesefutter gibt (und davon gibt es weiter unten im Text eine kleine Auswahl), einfach wieder Büchereiluft schnuppern und sich über ein klitzekleines Stück Normalität freuen. „Natürlich haben auch wir Hygienevorschriften, die es zu erfüllen gibt“, sagt Beate Sieweke, „aber das nehmen wir gern in Kauf, solange wir nur öffnen dürfen.“ So gilt als Allererstes gleich nach dem Reinkommen: Hände desinfizieren. Dann: Personalien dokumentieren. Dann: Frisch desinfizierten Korb nehmen und ab in die Bücherei. „Wir sehen uns in 15 Minuten“, ruft Susanne Dekowski aus dem Bibliotheks-Team der Leserin hinterher – denn derzeit darf sich jeder Besucher nur eine Viertelstunde lang in der Bücherei aufhalten, einfach um zu verhindern, dass zum einen zu viele Menschen gleichzeitig da sind, zum anderen, dass sich Menschenansammlungen bilden, und das passiert bei Bücherwürmern mal. Die tauschen sich nämlich gern mal aus, schnacken über dieses oder jenes Buch – „und das geht leider gerade nicht, zumindest nicht, wenn es länger als 15 Minuten dauert“, bedauert Beate Sieweke, „aber das ist ja besser als nichts. Und dafür fahren wir noch zweigleisig.“ Will heißen: Die Kreisbibliothek ist zum einen wieder geöffnet, ohne Mittagspause und zu den gewohnten Öffnungszeiten. Wer aber noch nicht wieder los will, der macht es wie bisher, bestellt online oder telefonisch seine fünf Wunschmedien und bekommt sie fertig zum Abholen in die Medientüte gepackt. „Wir packen aber auch sehr gern Überraschungstüten“, schmunzelt Frank Benthien aus dem Bücherei-Team. Wer sich also eine Krimi- oder eine Musik-Tüte, eine Liebesroman- oder eine Küsten-Tüte wünscht, bekommt das, was dem gewieften Bücherei-Team in den Sinn kommt – Sorgen machen muss sich da keiner, schließlich kennen sie ihre LeserInnen und wissen zudem, was gut ist.
Die Zeit der coronabedingten Schließung hat das Bibliotheks-Team natürlich genutzt: So dürfen sich die NutzerInnen auf eine helle, offene Atmosphäre im Obergeschoss freuen, wo fragilere Metall- die alten Holzregale abgelöst haben. Außerdem wurde der Bestand einmal durchgeguckt und auf den neuesten Stand gebracht und eine tolle Neuheiten-Ecke eingerichtet. Rund um den Flügel stehen nun alle Bücher, die neu eingetroffen sind, auf den Bestsellerlisten stehen und einfach lesenswert sind. Krimis von der Küste und anderswo, Sachbücher, Historisches zum Beispiel von Sabine Ebert, Liebesromane, Fortsetzungen, neue Bücher des Lieblingsautors, eben alles was man braucht.
Weil jemand, der oder die in einer Bücherei arbeitet, in den allermeisten Fällen selber bekennende Leseratte ist, konnten die Mitglieder des Kreisbibliotheks-Teams in den vergangenen Wochen natürlich nicht umhin, ihre Zeit auch zum Lesen zu nutzen. Und da sind ein paar sehr spannende Lesetipps bei ´rumgekommen. Bibliothekarin Daniela Braun ist begeistert von Raffaella Romagnolos „Dieses ganze Leben“: „Es ist die Geschichte eines reichen Mädchens, das eine Menge Probleme zu bewältigen hat. Eine tolle Familiengeschichte aus Italien, wunderbar geschrieben.“ Wer dringend eine Reise unternehmen will, reist vielleicht an die Südküste Portugals, wo der (sehr spezielle) Hamburger Kommissar Leander Lost vor einiger Zeit gelandet ist – der neueste Algarve-Krimi von Luis Sellano steht im Regal und wartet auf Mitreisende. „Oder geht mit Arezu Weitholz’ „Beinahe Alaska“ auf die Suche nach der Nordwest-Passage“, empfiehlt Daniela Braun, „die Sprache hat mich absolut in ihren Bann gezogen, das Buch ist ein Traum.“ Beate Siewekes Empfehlung ist Marc-Uwe Klings Quality Land als Graphic Novel – „tolle Sprache, super Bilder“, schwärmt sie, „wirklich großartig.“ Oder doch lieber die Biographie des Toten Hosen-Sängers Campino? „Nicht unspannend“, sagt Frank Benthien, der eine Lanze bricht für die gute, alte Mucke auf CD „dazu passend haben wir natürlich auch die neue Hosen-CD da. Und wo die Hosen sind, sind die Ärzte nicht weit – die sind ebenso da wie Götz Alsmanns „Liebe“ oder die wunderbare Ina Müller natürlich.“ Norddeutsch hält es auch Susanne Dekowski und rät zu Regine Kölpins Buch „Der Nordseehof“: „Eine unerfüllte Liebe, zwei Höfe in Ostfriesland und der Beginn einer großartigen Geschichte dreier Frauen aus drei Generationen.“ Toll ist aber auch Thomas Mullens „Lange Nacht“ oder das neue Buch von Romy Hausmann: „Marta schläft“.
„Langweilig war es uns nicht“, lacht Beate Sieweke, „nur unsere LeserInnen haben wir sehr vermisst.“ Und das Tolle ist: „Obwohl wir das vergangene Jahr über einen sehr reduzierten Bibliotheksbetrieb hatten und lange Zeit nur Medientüten gepackt haben“, so die Bibliotheks-Leiterin, „ist doch (im übertragenen Sinne) alle 22 Sekunden ein Medium über die Theke gegangen, darüber freuen wir uns sehr. Noch mehr aber darüber, dass jetzt alle wieder zu uns kommen können.“
Die Kreisbibliothek ist dienstags und freitags von 9.30 bis 18 Uhr, mittwochs und samstags von 9.30 bis 13 Uhr und donnerstags von 9.30 bis 19 Uhr für Sie da, telefonisch erreichbar unter 04521-788740.


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