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VR Bank in der Krise gewachsen

Vorstandssprecher Lars Nissen und Personalvorstand Stefan Frahm

Vorstandssprecher Lars Nissen und Personalvorstand Stefan Frahm

Bild: hfr

Lensahn. (lk) Die Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur – dies galt es mit Beginn des 1. Lockdowns im Frühjahr 2020 sicherzustellen. „Dank des tollen Einsatzes unserer Mitarbeitenden waren alle Filialen ohne Unterbrechung geöffnet“, erläutert der für das Kundengeschäft verantwortliche Vorstandssprecher Lars Nissen. Auf Kurzarbeit wurde trotz unterschiedlicher Auslastung der Bereiche konsequent verzichtet. „Als Anerkennung der besonders betroffenen Mitarbeitenden im Vor-Ort-Service sowie Eltern kleiner Kinder haben wir eine Corona-Sonderprämie gezahlt“, berichtet Personalvorstand Stefan Frahm.
Hohes Kundenvertrauen beschert historisches Wachstum
Als positive Botschaft vorweg: Das abgelaufene Geschäftsjahr hat sich zu einer Wachstumsstory entwickelt. Die Kundenkredite haben um stolze 12 Prozent zugelegt. Die größten Zuwächse gab es in der gewerblichen Immobilienbranche mit 34 Prozent sowie den privaten Immobilienfinanzierungen mit 24 Prozent. „Besonders hervorzuheben sind die 276 Einzelmaßnahmen mit einem Finanzierungsvolumen von 110 Mio. EUR, mit denen wir als Partner des Mittelstands Unternehmen in der Region während der Corona-Krise unterstützt haben“, weiß Lars Nissen zu berichten. Zu coronabedingten Wertberichtigungen ist es bislang nur in besonderen Einzelfällen gekommen. Für die nächsten Jahre rechnet die VR Bank mit höheren Kreditausfällen, die betriebswirtschaftlich jedoch verkraftet werden können. Die Kundeneinlagen sind um 12 Prozent gewachsen, das in Wertpapieren angelegte Kundenvermögen legte um 8 Prozent zu. Der Trend zu nachhaltigen Geldanlagen setzte sich fort. Rund 46 Prozent der getätigten Fondskäufe gehen auf nachhaltige Anlagezwecke zurück. Der Anteil an nachhaltigen Investments bei den Eigenanlagen der VR Bank beträgt mittlerweile 76 Prozent. Nicht nur die Bestandskunden schenkten der Bank in der Krise ihr Vertrauen, auch mehr als 2.000 Neukunden haben sich die VR Bank als neue Hausbank ausgesucht. Besonders erfreulich ist die Gewinnung von fast 2.200 neuen Wertpapierkunden.
Zufriedenstellendes Jahresergebnis
Das hieraus resultierende betriebswirtschaftliche Jahresergebnis ist unter den ungewöhnlichen Umständen absolut zufriedenstellend. Das Niedrigzinsniveau führte trotz historischen Kreditwachstums zu einem erneuten Rückgang im Zinsergebnis von 7,7 Prozent. Auch für das laufende Jahr ist für das Zinsergebnis aus dem Kundengeschäft von einem Minus in Höhe von 2,4 Mio. EUR auszugehen. Der Ertragsverlust kann zudem nicht annähernd vom Provisionsgeschäft aufgefangen werden, welches durch die positive Entwicklung des Wertpapiergeschäfts um 5,8 Prozent zulegte. Die seit Jahren konsequent verfolgte Kostendisziplin trug zu einer konstanten Entwicklung der Verwaltungskosten von -1,4 Prozent bei. Das 2020er Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit fiel somit erwartungsgemäß mit 20,6 Mio. EUR um gut 3,2 Mio. EUR niedriger als im Vorjahr aus. „Mit einem Betriebsergebnis nach Bewertung von 1,05 Prozent der Bilanzsumme sowie einer Cost-Income-Ratio von 61,6 Prozent stehen wir vergleichsweise gut dar. Durch unsere solide Eigenkapitalquote von 15,5 Prozent sind wir, trotz sich weiter verschärfender Anforderungen, auch in den kommenden Jahren in der Lage, den Finanzierungsbedarf der Unternehmen und Einwohner in der Region zu decken“, resümiert das Vorstandsduo der VR Bank.
Ausrichtung an veränderten
Rahmenbedingungen
… Anhaltende Niedrigzinsphase zwingt zum Handeln
Zur Kompensation rückläufiger Erträge infolge des seit Jahren nicht auskömmlichen Zinsniveaus sind Gegensteuerungsmaßnahmen erforderlich, um Investitionen in Zukunftsthemen zu ermöglichen. Aufgrund hoher Mittelzuflüsse von Mitbewerbern, die offensiv Minuszinsen vereinnahmen, wird die VR Bank zukünftig ein Verwahrentgelt auf besonders hohe Bankeinlagen berechnen. Dies wird unter dem Niveau der Mitbewerber liegen und hohe Freibeträge genauso berücksichtigen wie die individuelle Geschäftsbeziehung. Normale Gehaltsempfänger und Rentner werden von der Maßnahme somit nicht betroffen sein. Erneut hat die BaFin an alle Banken appelliert, Dividenden am besten gar nicht oder aber sehr restriktiv auszuschütten. Vorstandsseitig wird den Mitgliedervertretern daher vorgeschlagen, im Rahmen der diesjährigen Vertreterversammlung unter Beachtung der BaFin-Vorgaben und in Angleichung an das deutlich gesunkene Marktniveau eine Dividendenausschüttung von 3 Prozent zu beschließen.
Kundenbedarfe geben Richtung der Veränderung vor
Die Corona-Krise wirkte auch auf die Finanzbranche wie ein Katalysator. Vorhandene Trends wurden nachhaltig beschleunigt, was sich bei der VR Bank deutlich am veränderten Kundenverhalten zeigte. Der Bargeldbedarf ist im letzten Jahr um mehr als 17 Prozent zurückgegangen, sodass der Bargeldservice zum 01.08.2020 auf die Automaten umgestellt werden konnte. Fast 30 Prozent mehr Kartenzahlungen wurden getätigt. Die Nachfrage der telefonischen Serviceleistungen der DirektFiliale stieg um 33 Prozent. Auch das Onlinebanking wird mittlerweile von allen Altersgruppen intensiv genutzt. Bei den 55- bis 59-Jährigen gab es dort mit 15 Prozent den größten Zuwachs.
Die infolge des veränderten Kundenverhaltens notwendige digitale Transformation vollzieht die VR Bank aktiv, investiert in Zukunftsthemen und sichert zugleich Arbeitsplätze in der Region. Der hierdurch steigende Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften korreliert mit dem abnehmenden Interesse an einfacheren Tätigkeiten sowie dem Wunsch nach individuellen Aufstiegschancen. Zudem wird die Ausübung vieler Aufgaben und Funktionen in Teilzeit sowie im Homeoffice ermöglicht.
Ausbau der digitalen Service- und Beratungsangebote
Mit wettbewerbsfähigen Konditionen sowie schnellen und schlanken Entscheidungswegen werden Baufinanzierungen seit kurzem auch über Plattformen im Internet angeboten, um insbesondere Neukunden der Generationen X und Y anzusprechen. Unter Beachtung höchster Sicherheitsstandards werden die Service- und Beratungsleistungen in der Onlinefiliale und der VR-Banking App weiterentwickelt. Schon in diesem Jahr erwartet die Kunden mit einem neuen „Look and Feel“ und schrittweisen Funktionserweiterungen ein noch komfortableres Onlinebanking. Seit März 2021 wird in der DirektFiliale mit eigens dafür ausgebildeten Mitarbeitenden Videoberatung angeboten. Im ersten Schritt richtet sich das Angebot an onlineaffine Privatkunden. Weitere Ausbaustufen, die komplexere Beratungsthemen für Privat- und Firmenkunden umfassen, sind bereits angedacht.
Geplante Filialzusammenlegungen: Mit der Nutzungsintensivierung von Serviceleistungen in der Online- und DirektFiliale ist die Frequenz im bedienten Kundenservice vor Ort seit Jahren rückläufig. Dort fokussieren sich die Kundenbedarfe immer stärker auf die beratungsintensiven Themen wie Baufinanzierungen, Vermögensanlage und Firmenkundenberatung. „Folgerichtig werden die Servicefilialen in Laboe und Schönwalde zum 01.09.2021 sowie in Dahme und Selent zum 01.01.2022 mit den Beratungsfilialen in Schönberg, Lensahn, Grömitz bzw. Lütjenburg zusammengelegt. In den nächsten Jahren ist eine Konzentration der Filialen Ascheberg und Plön in der Kreisstadt geplant“, erläutert Lars Nissen den gemeinsamen Beschluss von Vorstand und Aufsichtsrat. Über weitere Details werden die betreffenden Kunden rechtzeitig informiert. Die frühzeitige Ankündigung wird genutzt, um auf Kundenseite die Gewöhnung an die SB- und Online-Technik zu begleiten und auf Mitarbeiterseite sozialverträgliche Lösungen im Zuge natürlicher Fluktuation zu schaffen. Anzumerken ist, dass der Bargeldservice bereits seit dem 01.08.2020 grundsätzlich nur noch über Automaten abgewickelt wird und bei den über 80-jährigen Kunden der betreffenden Filialen nur noch 60 ihre Karte nicht nutzen.
Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung: „Die Förderung der Region liegt in unserer DNA“, sagt Stefan Frahm abschließend. An erster Stelle steht hier die finanzielle Begleitung der regionalen Unternehmen und Einwohner, sichergestellt durch qualifizierte und zukunftsfähige Arbeits- und Ausbildungsplätze. Hierdurch sind im letzten Jahr 8,5 Mio. EUR als Gehaltzahlungen in die Region geflossen, neben 5,5 Mio. EUR an Steuerzahlungen. Abgerundet wird das finanzielle Engagement durch Spenden in Höhe von 178.000 EUR, die gemeinnützigen Einrichtungen zugutegekommen sind.
VR Bank ist fit für die Zukunft: Wie die Zahlen eindrucksvoll belegen, hat die VR Bank Ostholstein Nord – Plön eG den Corona-Stresstest erfolgreich bestanden und wird auch die weiteren Folgen der Krise betriebswirtschaftlich verkraften können. Das solide Eigenkapital, gepaart mit wettbewerbsfähigen Konditionen, bilden die Basis für zukünftiges Wachstum und damit Förderung der Region. „Mehr denn je kommt es jetzt darauf an, mit einer konstant hohen Anpassungsfähigkeit auf den dynamischen Wandel aktiv zu reagieren, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zum Wohle der Mitglieder und Kunden, der Region und der Mitarbeitenden sicherzustellen“, fasst Vorstandssprecher Lars Nissen abschließend zusammen.


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