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Reporter Eutin

Die rechte Zeit für gutes Theater

Wahlstorf (aj). „Nein, ich bin nicht still!“ - was Antigone als in seinen Augen schwache Frau dem mächtigen Kreon entgegenzusetzen hat, bezwingt den großen Herrscher. Trotzig ist diese zeitlose Heldin, mutig und sich dabei ihrer eigenen Verletzlichkeit ganz und gar bewusst. Alina Oppe gibt ihr das Gesicht einer modernen jungen Frau und die Stimme eines Menschen, der in aller Klarheit „Nein“ zu sagen vermag. Die Geschichte der Tochter des Ödipus, die gegen das Gesetz verstößt, indem sie ihren rebellischen Bruder begräbt, ist eines von vier Kapiteln der Theaterproduktion „Es ist an der Zeit“ des jungen theater spectaculum, das am kommenden Freitag und Samstag auf Hof Brache in Wahlstorf gastiert. Neben gekürzten Fassungen von Jean Anouilhs “Antigone” und Bertolt Brechts “Die jüdische Frau” sind Fernando Arrabals “Picknick im Felde” und Georg Büchners “Woyzeck” Teil des Bühnenabends. Bei der Auswahl der Stücke hat sich Regisseur Gunter Hagelberg vom Zeitgeist inspirieren lassen: „Es ist das, was einmal wieder gesagt werden musste“, meint er nachdrücklich.
 

Es gehe darum, in einer Zeit, die scheinbar nur ein Thema kenne, auch wieder Anderes in den Fokus zu rücken. Und so kommt im Licht der Scheinwerfer zur Sprache, worüber geredet werden soll: Die Frage von Macht und Unterdrückung genauso wie die unselige und in letzter Konsequenz tödliche Angst vor dem Fremden, wie sie Ellen von Westernhagen als „Jüdische Frau“ erleben muss. Ihr Abschiednehmen vor der Emigration ist ein Kaleidoskop der Emotionen: Stolz und Furcht, Verzweiflung und bittere Enttäuschung, Einsamkeit und eine letzte Hoffnung, für alles findet sie Ton und Ausdruck und zeigt damit, wer diese „jüdische Frau“ ist: ein Mensch. Natürlich. Gunter Hagelberg, der die Stücke für die Collage gekürzt hat, hat seinen Darstellerinnen und Darstellern nicht nur eine besondere Sensibilität und die Präzision, feinste Nuancen auszuspielen, mitgegeben. Er hat ihnen Songs geschrieben, die das Gesagte auf anderer Ebene erfahrbar machen und dem Abend zudem verleihen, was wichtig ist, wenn man viele Menschen erreichen will: Es ist unterhaltsam, auch wenn die Themen ernst sind. Mucksmäuschenstill ist es im Saal unterm altem Gebälk. Und als Andreas Lüdtke seine Auftritt als Woyzeck hat, wird aus dem konzentrierten Zuhören Bedrückung. Dieser Woyzeck hat sich verloren, in den Kriegen, in die er geschickt worden ist. Und dass ausgerechnet ihm der Hauptmann von Moral spricht, der die Moral Tag für Tag nicht nur preisgibt, sondern sie nicht mit Inhalt zu füllen vermag, stößt bitter auf.
 

Es ist eine beeindruckende Vorstellung, die das Ensemble schon im Rahmen der Generalprobe bietet. Unter denen, die Applaus spenden, sind auch Brigitte und Hans Weiß: „Wir freuen uns sehr, dass wieder etwas stattfinden kann“, sagt das Paar, das aus dem Hof eine Adresse für Kultur, Austausch und Zusammenkunft gemacht hat. In der einmaligen Atmosphäre lässt es sich gut arbeiten, feiern - und Theater spielen. Wer sich für die Möglichkeiten interessiert, findet alle Informationen auf der Internetseite www.brache.info
Erst einmal aber heißt es: Eintrittskarten ordern. „Es ist an der Zeit“ ist am 18. und 19. Februar jeweils um 19 Uhr zu sehen. Karten gibt es unter 04522 - 810 90. Weitere Vorstellungen gibt es in Schönberg am 4., 5. und 6. März im Rathaus sowie in der Gemeinschaftsschule Probstei am 17., 18., 19., und 20. März. Informationen unter www.spectaculumev.de


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