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Reporter Eutin

Schulterschluss für den Schwalbenschutz

Rewe-Markt empfängt Heimkehrer mit acht neuen Bruthöhlen

Plön (los). Vier Doppelkästen, acht Höhlen mit kleinem Einschlupfloch: Mit einer Reihe neuer Brutplätze empfängt das Coop-Gebäude mit dem Rewe-Markt in der Plöner Innenstadt im Frühjahr 2023 die Mehlschwalben – eine Privatinitiative der Plöner Gerd Weber und Inge Unbehauen für mehr Tierschutz.
Der Dachüberstand des Lebensmittelmarktes am Plöner Marktplatz ist ein begehrter Platz für Mehlschwalbenpaare. Einige ältere Doppelkästen hängen bereits seit etlichen Jahren. Sie sind von Spatzen bewohnt, die als Nischenbrüter ebenfalls solche Höhlen schätzen. Die Besiedlung der neuen Bruthöhlen lässt eine lebendige Nachbarschaft erwarten: Die ersten Mehlschwalben werden im April vom Vogelflug zurückkehren.

 


Inge Unbehauen und Gerd Weber haben für die Vögel in Eigenregie die Anbringung einer schwalbengerechten Reihenhaussiedlung initiiert. Die Coop als Eigentümerin der Immobilie unterstützte das Vorhaben, hier acht Bruthöhlen zu befestigen. Sinn der Aktion ist es, den Tieren geeignete Nistplätze zu bieten und den Blick damit auch auf ihr Problem zu lenken: Erfolgreich Nester zu bauen. Denn an diesem Standort schlugen ihre Versuche fehl, hat Inge Unbehauen beobachtet.
Der Schutz des breiten Dachüberstandes bietet ideale Voraussetzungen für die Kükenaufzucht. Kunstnester werden daher gerne angenommen. Und wie zum Beispiel am Gebäude der Plöner Jugendherberge beobachtet werden kann (2018 vom NABU als „Schwalbenfreundliches Haus“ ausgezeichnet), sind große Höhen für Mehlschwalben keine Hürde.

 


Geeignete Nistkästen sind unter anderem beim NABU erhältlich. Angefertigt aus einem Materialmix mit Beton und Holzspänen haben sie ein geringes Eigengewicht und können im Dachwinkel der Fassade leicht angebracht werden.
Der Bestand an Mehlschwalben ist rückläufig, sie sind als gefährdet eingestuft. Ein Grund ist Nahrungsmangel aufgrund des Insektenschwunds. Ein weiterer die Beschaffenheit moderner Architektur und Hausfassaden. Schwalben können ihre Nester dort häufig nicht bauen. Das Material bleibt nicht haften.
Hinzu kommt ein Mangel an feuchten Lehmpfützen, die den tonigen, formbaren Baustoff fürs Nest liefern. Dies ist ein Problem insbesondere in trockenen Frühjahrsperioden. Und die werden in Zeiten des Klimawandels häufiger. Nicht zuletzt ist die Erreichbarkeit des Baustoffs Lehm ein Kriterium und die Pfützen müssen für die Mehlschwalben gut anzufliegen sein.

 


Gelingt ihnen der Bau, wird das Anbringen von Kotbrettchen ein Stück unterhalb des Nestes empfohlen, da es nicht nur die Fassade vor Verschmutzung, sondern auch die Nester und Küken bei einem möglichen Absturz schützen kann.
Zu den Hauptgründen der Schwalbenschwierigkeiten zählen jedoch die Zerstörung ihrer Nester sowie Vergrämungsmaßnahmen. „Hausbesitzer haben das nicht so gerne“, sagt Inge Unbehauen. Daher würden Nester entfernt, auch in Plön geschehe das.
Dabei sind Mehl- und Rauchschwalben (diese bevorzugen Innenräume wie Ställe zum Brüten) nach der Europäischen Vogelschutzrichtlinie geschützte Arten. Damit fallen sie unter den Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes (zuständig: die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Plön).

 


Die Beeinträchtigung oder Zerstörung ihrer Lebensstätten ist grundsätzlich verboten. Selbst Reste von Nisthöhlen, auf deren „Fundament“ Schwalben im Folgejahr wieder zu bauen beginnen, dürfen nicht entfernt werden. Da die Tiere einer „nesttreuen“ Art angehören, gilt der Schutz der Schwalbenlebensstätten ganzjährig. Auskunft erteilen dazu auch die Umweltberatungsstellen im Kreis Plön.


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