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Reporter Eutin

Volkstrauertag mit einem Kapitel Lokalgeschichte

Plön (los). Nicht „08/15“, sondern „1A“, wie „anspruchsvoll“: Diesem Ziel haben sich die Plöner Organisatoren einer akribisch abgestaubten Volkstrauertagsgedenkstunde verschrieben. In den Mittelpunkt rückt dabei der kleine Kadettenfriedhof zwischen Schlosspark und Prinzeninsel. Die Veranstaltung beginnt am kommenden Sonntag, 13. November 2022 um 11 Uhr in der Nikolaikirche am Markt und endet mit Imbiss, Geselligkeit und Gedankenaustausch in der Cafeteria des Gymnasiums, Prinzenstraße 8. Auf dem Weg dorthin ist eine Kranzniederlegung am Ehrenmal an der Bieberhöhe in den Ablauf eingebunden. Mit dieser symbolträchtigen Handlung und sichtbaren Zeichen wird den Toten und Opfern der Kriege gedacht - aller Kriege. Der Volkstrauertag ist so traditionell wie brandaktuell im Sinne einer Friedensmission: Historisch wie auch zeitgemäß verknüpft, örtlich wie global verankert sorgt das generationenübergreifend ausgestaltete Programm für eine reflektierte Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart. Und so stehen stellvertretend für die während der Weltkriege Verstorbenen, die auf dem Plöner Kadettenfriedhof Bestatteten sowie der kleine Gottesacker selbst und seine Geschichte thematisch im Rampenlicht. Das Besondere: Es sind Jugendliche, die dazu in Arbeitsgemeinschaften recherchiert haben und ihre Ergebnisse präsentieren.


Das zugrundeliegende Konzept der Veranstaltung wurde bereits 2011 aus der Taufe gehoben. Nach wie vor sind die gestaltenden Akteure die Stadt Plön, das Gymnasium und die Gemeinschaftsschule, die Marineunteroffiziersschule (MUS), die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Plön sowie das katholische und das evangelische Militärpfarramt. Die Förde Sparkasse sponsort den Imbiss. Schirmherrin ist Bürgervorsteherin Gräfin Mechtilde von Waldersee.


Die Unterfütterung des Volkstrauertags in Plön mit lokal verankerten Informationen verfolgt mittelbar das Ziel einer Image-Entstaubung und breiteren Ansprache. Für den historischen Part führt Frank Bartel Regie, der an der Gemeinschaftsschule Am Schiffsthal Geschichte unterrichtet. Da die Erarbeitung des Themas 2022 zwei Schwerpunkte erfasst, sind erstmals sowohl Schüler des Gymnasiums in Zusammenarbeit mit Geschichtslehrerin Birte Belker als auch der Gemeinschaftsschule unter Mitwirkung von Geschichtslehrer Thomas Carstensen eingebunden. Als Mitglieder der Planungsgruppe hatten Historiker Prof. Detlef Kraack, Stabsfeldwebel Lars Bauer von der MUS und Peter Sönnichsen, Kreisverbandsvorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge das Kernthema anvisiert, berichtet Frank Bartel als Initiator der Kooperation beider Schul-AGs. „Die ursprüngliche Idee war es, die Namen der Soldaten biografisch aufzuarbeiten“, blickt er auf den Projektstart zurück. Dies habe sich jedoch als schwierig erwiesen, denn „in den Archiven der Kirche und der Stadt war wenig zu finden“.

 

Immerhin sind Rechnungsanträge erhalten. Aus denen gehe hervor, „wer für die Grabpflege zahlt“, erzählt Frank Bartel. „Wer die Menschen waren“, habe man nicht man nicht in Erfahrung bringen können, da die Bestände aus den Nachkriegsjahren diesbezüglich auf wenig Motivation zu deuten scheinen. Aufgrund der mageren Quellenlage sei dieser Ansatz schließlich verworfen worden, so Bartel. Stattdessen recherchierten die neun Schüler der Gemeinschaftsschule die Herkunft der in den Kriegsgräbern Bestatteten. Die Orte wurden auf einer Deutschlandkarte eingetragen. Rund 50 Kriegsgräber mit Toten beider Weltkriege befinden sich auf dem Kadettenfriedhof. Doch weniger als 10 Prozent von ihnen stammen aus Schleswig-Holstein. „Das Gros kam aus Mittel- und Süddeutschland und zum Teil aus dem heutigen Polen“, so Bartel. 14 der Kriegsgräber seien dem Ersten Weltkrieg zuzuordnen.
Eine sechsköpfige Gruppe des Gymnasiums hat die Anlage des Kadettenfriedhofs erarbeitet, der als bundesweit einziger Friedhof unter Denkmalsschutz steht.


Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr mit der Begrüßung durch Bürgervorsteherin Mechtilde Gräfin von Waldersee und dem Kommandeur der MUS, Kapitän zur See Klaus Heermeier. Den kirchlichen Verkündigungsteil im Anschluss gestalten Pastor Lutz Thiele und der katholische Militärpfarrer Bernd Heuermann, bevor die Schülergruppen im Hauptteil die Ergebnisse ihrer Arbeiten zum Kadettenfriedhof präsentieren. Schüler des Gymnasiums übernehmen die musikalische Begleitung.


Der Besuch des Ehrenmals an der Bieberhöhe in der Prinzenstraße findet im Anschluss statt. Die Kranzniederlegung erfolgt dort durch Soldaten der MUS um 12.15 Uhr, die Pastor Lutz Thiele und die Bläsergruppe „Original Ostholsteiner“ begleiten.
Für den Ausklang sind alle Teilnehmer auf eine Erbsensuppe in die Caféteria des Gymnasiums in der Prinzenstraße 8 eingeladen. Der gesellige Ausklang beim Imbiss bietet eine Gelegenheit zu breitem Austausch und Diskurs.


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