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Reporter Eutin

Wenn Bienen Schule machen

Ascheberg (los). Es gehört durchaus Mut dazu, seine bloße Hand in das Gewimmel eines Bienenschwarms zu halten. Doch in der Bienen AG an der Ascheberger Schule Vogelsang, die Grundschullehrer Gunnar Voß leitet, gehen die Dritt- und Viertklässler mit den Insekten gerne mal auf Tuchfühlung. Beim Bienenaktionstag, der nach den Coronajahren seit 2019 zum ersten Mal wieder möglich war, gehört diese Demonstration zu den besonders beeindruckenden Vorstellungen. Dabei verhalten sich die Tiere ganz friedlich. „Es fühlt sich warm und weich an“, so der einvernehmliche Konsens der jungen Nachwuchsimker, die im Umgang mit den Tieren eine ruhige Hand beweisen. Die Schulkinder kümmern sich fachkundig und liebevoll um Maja und Co. Und was im Falle eines Stichs zu tun ist, wissen sie genau: „Sofort den Stachel wegkratzen“, lautet der Tipp. Denn es dauert 20 Sekunden, bis sich die Giftblase am Stachel entleert hat, erläutert Gunnar Voß. Wer also schnell reagiert, bekommt auch keine Schwellung und von den Folgen des Stichs nichts oder nur wenig zu spüren.

 


Doch der Schwarm befindet sich ohne die Königin in einer Art Orientierungsphase und ist harmlos. Um aus einem zwei zu machen, hat Gunnar Voß das Volk bereits geteilt. Der Teil, der den „alten Schwarm“ bildet, wird sich selbst eine neue Königin heranziehen, die dann auf Partnersuche ausfliegen wird. Für den abgeteilten „Kunstschwarm“ wird jedoch eine woanders entnommene neue Königin in eine freie Beute gesetzt, so die Fachbezeichnung für den Bienenkasten. Der Trick: ihre Pheromone, bestimmte Duftmoleküle, sollen das halbe Bienenvolk, das sich wie eine Traube an einem hängenden Brett am Baum eng formiert hat, in das neue Haus in dem sie sitzt hineinlocken. Gunnar Voß lässt den Bienenschwarm auf ein Brett direkt vor der Kastenöffnung mit einem Ruck „abschlagen“, wo die Pheromone gut wahrgenommen werden können. Verunsichert beginnen die Insekten zunächst umherzufliegen. Doch die meisten Bienen setzen sich sofort auf das Brett und bewegen sich auf dieser bereitgestellten Brücke nun wie eine Mini-Massenprozession auf das Einflugsloch zu. Der Duftstoff der Königin beeinflusst die Richtung und die Karawane zieht weiter – ein Schauspiel, dass die Zweitklässler erstmals unter einem schützenden Moskitonetz aus unmittelbarer Nähe mitverfolgen können. Aus ihren Reihen, so das Prinzip dieser Nachwuchswerbung unter engen Maschen, werden die AGs im kommenden Schuljahr neu zusammengesetzt, damit das Projekt weiterhin „Schule macht“.

 


Bis zu fünf Jahren kann eine Bienenkönigin Eier legen, während Drohnen für die Paarungszeit nur kurz am Leben bleiben. 2000 Eier sind es pro Tag, wissen die Schulkinder, die beim Aktionstag für ihre Zuschauer in die Rollen der Bienen schlüpfen und den Ablauf im Rahmen eines kleinen Theaterstücks aufführen. Andere Kinder der Bienen-AG sorgen mit Holunderblütenschorle und Bienenstich fürs leibliche Wohl. Gegen eine Spende gibt es selbst hergestellten Frühlingshonig. Ein Schätzspiel und das Herstellen von Samenkugeln runden das Rahmenprogramm ab. Das Ziel: Die Verbreitung von Blumenarten als Nektar- und Pollenlieferanten. Schon bald wird im Vogelsang eine neue Generation kleiner Arbeiterinnen Aschebergs Gärten anfliegen und auf Blütensuche gehen.


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