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Reporter Eutin

Ein Netzwerk des Gebens

Heikendorf (aj). Weihnachten ist: Anderen eine Freude zu machen. Und am schönsten ist es, wenn sich zu diesem Zweck Allianzen bilden, die über den Tag hinaus dafür wirken, dass eine Last leichter zu tragen ist. Und sei es nur für Momente. 1413 Euro für den Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche übergab das Team vom Heikendorfer Schornsteinfegerkontor an Uschi Wieck.

 

Die Laboerin ist seit Jahrzehnten eine Schlüsselstelle, wenn es darum geht, auf der Kieler Krebsstation mit Mädchen und Jungen an kleinen Augenblicken zu basteln, in denen nicht die Krankheit im Vordergrund steht. Regelmäßig packt sie dafür ihre Tasche mit Utensilien, aus denen dann die Karten, Deko und die vielgeliebten handbemalten Tassen und Teller werden. Man kennt die energiegeladene Bastel-Fachfrau, die früher im ZDF gebastelt und mehrere Bücher verfasst hat. Aber das wäre ihr schon zu viel Aufhebens um die eigene Person: “Mir geht es um die Kinder!”, meint sie nachdrücklich.

 

Vor vierzig Jahren erhielt der sechsjährige Sohn ihrer Freundin eine Krebsdiagnose. Er verstarb. Die Besuche in der alten Kinderklinik hallten nach in Uschi Wieck. Ihr wurde bewusst: Diese Kinder sind hier nicht nur für einen Tag. “Und seitdem bastele ich auf der Kinderkrebs-Station”, sagt sie schlicht und ergänzt: “Und viele Menschen unterstützen mich dabei.” So wie die Besatzung vom Schornsteinfegerkontor. Der Kontakt entstand, als Schornsteinfegermeister Ullrich Evers etwas in ihrem Haus richtete. Man kam ins Gespräch und weil die Chemie stimmte und der Handwerksmeister vom Engagement seiner Kundin überzeugt war, flossen die Einnahmen des Punsch-Tages, den das Kontor alljährlich mit Kundschaft und Bekannten genießt, seit 2013 in den Topf des Förderkreises. Die vielen Osterhasen und Weihnachtsmänner nicht mitgezählt, die die Männer in Schwarz gern geben.

 

1413 Euro sind 2022 zusammengekommen: Erlös aus dem Verkauf von Punsch und Schmalzbrot, aber auch Einnahmen aus dem kleinen Basar, der den Advent über im Kontor aufgebaut war. Mit viel Liebe zum Detail und einem Auge dafür, was man anbieten kann, arrangiert Petra Wendlocha Kunst und Krempel: “Und die Menschen kommen und stöbern bei uns und finden kleine Aufmerksamkeiten und originelle Geschenke”, berichtet die gute Seele des Kontors. Das ist zusätzliche Arbeit für die gut beschäftigte Mannschaft, und die wird gern erledigt: “Wer da ist, kümmert sich um den Basar”, erzählt Jens Wilroth, einer der fünf Bezirksschornsteinfeger. Eine Idee, die auch die Corona-Flaute zu überbrücken half.

 

Nun aber durfte am am 17. Dezember des letzen Jahres wieder angestoßen werden, Heidi Rönnau spielte auf ihrer Ziehharmonika und vom Sozialverband gab es eine Spende von 246 Euro, die natürlich in den großen Topf für die Krebshilfe gedacht war. Der Ortsverein hatte dafür auf der Jahreshauptversammlung einen Obolus für Kaffee und Kuchen erbeten. Die Gesamtspendensumme, die Uschi Wieck nun symbolisch als Scheck entgegennahm, wird helfen, große Wünsche und kleine Träume zu erfüllen: “Das kann ein Fahrrad sein, mit dem ein Kind auf der Krebsstation hin- und herflitzen kann. Und einen Sechsjährigen, der so gern Kapitän geworden wäre, haben wir auf der Colorline fahren lassen”, berichtet Uschi Wieck. Bei solchen Erinnerungen wird es still im Raum. “Uns geht es gut und nicht zuletzt deshalb wollen wir denen, bei denen das nicht so ist, etwas abgeben”, meint Ullrich Evers schließlich. Manchmal ist es nur die Kleinigkeit aus der “Piekskiste”, die nach einer der vielen Spritzen einem schlimmen Tag ein Lächeln abtrotzt. Und das ist eine ganze Menge. Übrigens: Auf dem Schreibtisch im Schornsteinfegerkontor in der Dorfstraße 10 steht ein Sparschwein. Der Inhalt ist natürlich! für die krebskranken Kinder bestimmt.


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