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„Gespräche sind so wichtig!“

Petra Bleicken und ihr Team blicken auf 20 Jahre Hospizverein Heikendorf zurück.

Petra Bleicken und ihr Team blicken auf 20 Jahre Hospizverein Heikendorf zurück.

Heikendorf (kud). „Manchmal begleiten wir unsere Klienten mehrere Jahre lang. Da entwickeln sich Offenheit und Vertrauen.“ Petra Bleicken ist Vorsitzende des Heikendorfer Hospizvereins, der sich vor 20 Jahren nahezu selbstverständlich gründete, weil sich einige der Gründerinnen bereits seit langem mit den Lebensgeschichten rund um die Themen Krankheit, Sterben und Tod beruflich beschäftigten. Für körperliche Pflege war gesorgt. Gespräche aber, die viele Erkrankte lieber nicht mit Angehörigen führen wollen, blieben aber auf der Strecke. Diese Lücke füllt inzwischen der Hospizverein. „Alle unsere 13 Ehrenamtlichen, die regelmäßig im Einsatz sind, sind geschult im Umgang mit Menschen,“ erklärt die Vorsitzende des Vereins. „Sicher,“ sinniert sie.
 
„Wir können unserem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“ Und so geht es bei den Gesprächen keineswegs immer nur um das Sterben. „Wir haben Klienten, die wir schon seit mehreren Jahren betreuen. Leider werden wir häufig erst sehr spät gerufen.“ Das, so habe die Erfahrung gezeigt, liege an mehreren Faktoren. Petra Bleicken: „ Der Name Hospiz hat für viele Menschen etwas sehr Endgültiges. Oft sind es die Angehörigen, die nicht akzeptieren können, dass der Lebensweg eines geliebten Menschen nun absehbar zu Ende geht.“ Aber auch die Betroffenen selbst seien oft lange nicht bereit, dies anzunehmen. „Dabei kann es jeden von uns treffen, sogar unabhängig vom Alter.“ Dann, das haben sie und ihre Team längst verstanden, braucht es Gesprächspartner, die einfach zuhören, Sorgen und Ängste ernst nehmen. „Für die medizinische und pflegerische Versorgung ist gesorgt, das alles ist nicht unsere Aufgabe. Wir gehen zu unseren Klienten, machen mit ihnen Spaziergänge, spielen, hören zu und beraten .“ Und: ebenso wichtig: „Wir entlasten die pflegenden Angehörigen. So können auch sie mal einige Stunden das tun, was ihnen wichtig ist.“ Der Trend, so Petra Bleicken, gehe zunehmend dahin, dass Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben. Wenn nach täglichen Besuchen des Pflegedienstes und der Familie dann aber die Zeit der Stille komme, dann könne es durchaus angenehm sein, sich mit einem Menschen auszutauschen, der „von außen“ kommt. Und so sind die Einsätze nicht nur auf Familien reduziert. Auch in Altenpflegeheimen seien sie inzwischen tätig. „Dort werden wir oft von der Hausleitung oder den Betreuern gerufen.“

„Selbstbestimmt!“ Ein Wort, das bei Petra Bleicken häufig vorkommt. „Unsere Gesprächspartner bestimmen selbst, was ihnen gerade gut tut und was nicht. Unsere Aufgabe ist es nicht, ihnen vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben. Das wissen sie selbst viel besser.“ „Hospizverein“ - für viele Menschen klinge dieser Kontakt danach, dass ein nahes Ende kurz bevor steht – wie eine Bankrotterklärung an die eigene Stärke. „Aber so ist es nicht. Wer eine derartige Diagnose erhält, kann durchaus noch viel Zeit haben, die verbleibende Zeit für sich persönlich zu gestalten.“
 
Genau dabei wollen die Ehrenamtlichen des Vereins durch Präsenz, Empathie und Zuhören helfen. 43 Mitglieder hat der Verein aktuell. „Wir wünschen uns aber noch mehr Menschen, die diese Idee unterstützen. Und dabei meine ich nicht, dass jeder in die Begleitung geht. Viele Menschen möchten das gar nicht. Uns geht es mehr darum, unseren Verein ständig neu zu gestalten. Wir suchen Menschen, die Ideen haben für Angebote, die den Hospizverein bekannter machen .“ Inzwischen bietet der Verein, der sich aus Mitgliedsbeiträgen, Fördergeldern des Landes und Spenden finanziert, auch eine Trauerbegleitung für Hinterbliebene an. Nähere Informationen dazu gibt es bei Petra Bleicken, Telefon 0431/ 24953.


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