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Alexander Baltz

Die Schule

1925 entstand dieses Foto Cismaraner Schulkinder.

1925 entstand dieses Foto Cismaraner Schulkinder.

In einer Serie stellt der reporter einmal im Monat die Ortschaft Cismar in den Fokus. Vor allem die geschichtliche Seite des Klosterdorfes wird dabei intensiv beleuchtet. Das Material stammt aus der Festschrift zum 750-jährigen Bestehen des ehemaligen Benediktinerklosters, herausgegeben vom Förderkreis Kloster Cismar und einer Anmerkung von Dr. Vollrath Wiese.
 
Die erste urkundlich nachweisbare Schule wurde um 1820 „auf dem Cismarschen Felde am Kreuzwege bei Poggenpohl“ errichtet. Doch bereits zu Beginn der Reformation schuf Christian III. am 15. Mai 1544 die erste Volksschulordnung, die allerdings sehr unterschiedlich durchgesetzt wurde. Im Umfeld von Cismar gab es 1776 Volksschulen in Grömitz, Lenste, Rüting, Nienhagen, Suxdorf, Ratjensdorf und Kellenhusen. Die im „Vorwerk Cismar“ lebenden sechs Familien ließen ihre Kinder durch einen Hauslehrer unterrichten. So werden im „Mannzahlregister“ beim Müller, Gastwirt sowie dem Amtmann Hauslehrer angegeben.
 
Nach der Versiedlung des Vorwerks war es den Parzellisten freigestellt, welche Schule ihre Kinder besuchen sollten. Am 9. März 1812 wurde ein neues Schulregulativ erlassen, das unter anderem besagte, dass auch für die verstreut wohnenden christlichen Familien eine Schule besorgt werden sollte. Dieser Erlass brachte den Cismaranern viel Aufregung, denn diese Forderung war natürlich auch mit Geld verbunden. Der Amtsschreiber notierte damals: „... und der Selbigen angewiesen worden sind zur Errichtung einer neuen Schule auf dem Cismar Felde sich zu vereinigen, dergestalt, dass sie, bis das Schulhaus erbaut werden kann, ein passendes Lokal für die Schulstube mieten und gehörig einrichten lassen, auch den Schullehrer so viel wie möglich in der Nähe derselben eine freie Wohnung anweisen ...“
 
Es gab einigen Streit um Ort und Platz der Schule. Da die Obrigkeit für den Bau der Distriktschule am Poggenpohler Kreuzweg plädierte, suchte man nach anderen Möglichkeiten, den Plan zum Scheitern zu bringen. Gründe fand man schließlich in den damaligen schlechten Wegeverhältnissen, man versuchte zu argumentieren, dass der Bau des Schulhauses nicht bezahlt werden könne, da ein Sack Kalk fast gar nicht oder nur zu einem sehr hohen Preis von Spekulanten erworben werden könne. Doch schließlich wurden das nötige Schulland gekauft und die Schule gebaut.
 
Es bestand seit 1817 der Schulzwang. Trotzdem waren Schulversäumnisse noch mehrere Jahrzehnte die Regel. Die meisten Lehrer waren gar nicht für ihren Beruf ausgebildet und oft „unwissend und ungebildet“. Erst Mitte des Jahrhunderts besserten sich die Verhältnisse. Insbesondere in der preußischen Zeit (ab 1864) herrschte in den Schulen Ordnung und Sauberkeit. Seit der Zeit liegen auch regelmäßige Aufzeichnungen über das Schulleben und die jährlichen „Schulvisitationen“ durch die „Lokalschulinspektoren“ und „Kreisschulinspektoren“ vor. (Zum Beispiel 1875 Pastor Hollensteiner aus Grube beziehungsweise Hauptpastor Haase aus Grube).
 
1914 wurde auf der anderen Seite der „Kreuzung bei Poggenpohl“ ein neues Schulhaus errichtet. Der Hauptlehrer blieb jedoch im alten Schulhaus wohnen. Während des Ersten Weltkrieges musste die Schule häufig „wegen Holzmangel“ geschlossen werden. Am 19. November 1918 wurde die geistliche Ortsschulinspektion aufgehoben und das Schulwesen ganz der staatlichen Schulaufsicht unterstellt.
 
Mit der Bildung der Großgemeinde Cismar mit den Ortschaften Cismar, Guttau, Lenste und Rüting 1938 wurde die Schule in Rüting aufgelöst, die Kinder besuchten die Cismarer Schule. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden an der Schule zeitweise bis zu 265 Kinder von vier Lehrern unterrichtet (1948). Am 25. Juli 1949 erfolgte der erste Spatenstich für den Erweiterungsbau. Die Schule hatte jetzt vier Klassenräume, nachdem vorher einige Klassen im Kloster unterrichtet werden mussten. 1962 wurde ein neues Wohnhaus für den Hauptlehrer errichtet, das alte, reetgedeckte Schulhaus wurde abgerissen.
 
1969 wurde bei der Zentralisierungs-Euphorie die Oberstufe (die Klassen 5 bis 9) nach Grömitz verlegt, während Cismar die Unterstufenkinder aus der aufgelösten Schule Guttau übernahm. 1978 schließlich wurde die Schule in Cismar als selbstständige Schule aufgelöst, bestand jedoch als Außenstelle der Grundschule Grömitz weiter.
 
Anmerkung:
Das Schuljahr 2004/2005 war das letzte Schuljahr in Cismarfelde. Die Gemeindevertretung Grömitz hatte die Schließung der Außenstelle beschlossen. Damit ging nicht nur ein großes Stück Dorfgeschichte zu Ende, sondern auch ein wesentlicher Teil der Dorfkultur. Was bleibt ist die Trauer um einen unwiederbringlichen Verlust von Kultur und lebendiger Dorfgeschichte. (red)


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