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Simon Krüger

Flüchtlinge auch beim „Schinkenbrotessen“ beherrschendes Thema   

Traditionell kurz vor Weihnachten, hatte die Gemeinde Ratekau im Bürgersaal des Rathauses zu ihrem beliebten Schinkenbrotessen eingeladen.  (Foto: Stefan Setje-Eilers)

Traditionell kurz vor Weihnachten, hatte die Gemeinde Ratekau im Bürgersaal des Rathauses zu ihrem beliebten Schinkenbrotessen eingeladen. (Foto: Stefan Setje-Eilers)

Ratekau. Flüchtlingsunterbringung – das war auch das beherrschende Thema beim diesjährigen Informationsabend der Gemeinde Ratekau. Traditionell hatte Bürgermeister Thomas Keller wieder kurz vor dem vierten Advent alle Ortsvorsteher, Vertreter aus Politik und Verwaltug, sowie der Feuerwehren, die Beamten der Polizeistation sowie weitere Gäste zum traditionellen Schinkenbrotessen in den Bürgersaal des Rathauses eingeladen.
„Schwerpunkt des Abends wird die Flüchtlingssituation in unserer Gemeinde sein“,  teilte Ratekaus Verwaltungschef gleich nach der Begrüßung der Anwesenden mit. Daher ließ er in seinem obligatorischen Jahresrückblick die 2015 umgesetzten oder angeschobenen Maßnahmen wie den ersten Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus oder den Baubeginn zur Erweiterung der Cesar-Klein-Schule im Schnelldurchlauf Revue passieren. Auch geplante Maßnahmen, wie etwa die Erschließung des neuen Gewerbegebiets in Richtung Sarkwitz, die weitere Entwicklung des Ortsmittelpunktes in Ratekau oder die Umstellung des Verwaltungshaushalts auf die doppelte Haushaltsführung skizzierte er nur am Rande.
Stattdessen ging Keller im Anschluss detailliert auf das derzeit medienbeherrschende Thema schlechthin ein. Grafisch bebildert, klärte er zunächst über die Begrifflichkeiten „Flüchtling“, „Migrant“ und „Asylbewerber“ auf und machte deutlich, welche Rechte die einzelnen Personengruppen hätten und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssten, damit sie Aussicht auf ein dauerhaftes Bleiberecht haben.
Anschließend legte er den Fokus auf die Gemeinde Ratekau: „Gemessen an unserer Einwohnerzahl ist Ratekau eine relativ große Gemeinde, daher haben wir bei der Aufnahme von Flüchtlingen auch eine der höchsten Quoten im Kreisgebiet zu erfüllen.“ Die liegt aktuell bei 305 Personen, wovon bislang 192 aufgenommen wurden. Laut Kellers Aufzeichnungen stammen mit 84 Personen die meisten von ihnen aus Syrien, 30 sind aus dem Irak hierher geflohen und 29 aus Afghanistan. Die Herkunft der restlichen Flüchtlinge verteilt sich in kleinerer Personenanzahl auf andere Länder.
Schon vor einigen Wochen hatte Ratekaus Verwaltungschef die Öffentlichkeit über die regionale Presse informiert, wie die Pläne der Gemeinde aussehen, um den wachsenden Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge nachzukommen („der reporter“ berichtete). Beim Schinkenbrotessen am  Montagabend stellte er die Maßnahmen nochmals im Detail vor.
So wird das Rathaus in Ratekau nach hinten raus erweitert. Zudem erhält der Bauhof eine neue Halle, es wird mit dem Bau der Fahrzeughalle für die Freiwillige Feuerwehr in Ovendorf begonnen und der Ausbau des Dachgeschosses bei der Feuerwehr Warnsdorf angegangen. Keller betonte bei der Vorstellung der Vorhaben, dass diese eigentlich erst in den nächsten Jahren hätten umgesetzt werden sollen. „Um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ziehen wir diese Maßnahmen jetzt aber vor.“
Bei ihrem Versuch, die Flüchtlinge weiterhin dezentral unterzubrigen und dabei auch auf Containerlösungen zu verzichten, muss die Gemeinde nun doch eine Kröte schlucken. „Die einzige mobile Wohnanlage mit Containern für 20 Personen“, so Keller, „bauen wir zwischen Pansdorf und Luschendorf. Hintergrund ist, dass wir unsere Baumaßnahmen nicht innerhalb eines halben Jahres abschließen können und daher zunächst auf diesem Wege Notunterkünfte anbieten müssen.“
Keller stellte in diesem Zusammenhang aber auch klar, dass in Bezug auf freien Wohnraum im Bereich zwischen Ostsee und Lübeck allmählich die Grenze der Belastbarkeit erreicht sei. „Auch für uns werden die Rahmenbedingungen immer schlechter, aber wir schaffen das.“
Vor der Eröffnung der vorweihnachtlichen Schinkenbrotrunde sprach Ratekaus Bürgermeister allen, die sich in der Gemeinde in der Flüchtlingsarbeit engagieren, seinen Dank aus und schloss seine diesjährigen Ausführungen mit den Worten: „Das ist so klasse, was da in unserer Gemeinde läuft.“


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