

Ratekau. Flüchtlingsunterbringung – das war auch das beherrschende Thema beim
diesjährigen Informationsabend der Gemeinde Ratekau. Traditionell hatte
Bürgermeister Thomas Keller wieder kurz vor dem vierten Advent alle
Ortsvorsteher, Vertreter aus Politik und Verwaltug, sowie der Feuerwehren, die
Beamten der Polizeistation sowie weitere Gäste zum traditionellen
Schinkenbrotessen in den Bürgersaal des Rathauses eingeladen.
„Schwerpunkt
des Abends wird die Flüchtlingssituation in unserer Gemeinde sein“, teilte
Ratekaus Verwaltungschef gleich nach der Begrüßung der Anwesenden mit. Daher
ließ er in seinem obligatorischen Jahresrückblick die 2015 umgesetzten oder
angeschobenen Maßnahmen wie den ersten Spatenstich für das neue Feuerwehrhaus
oder den Baubeginn zur Erweiterung der Cesar-Klein-Schule im Schnelldurchlauf
Revue passieren. Auch geplante Maßnahmen, wie etwa die Erschließung des neuen
Gewerbegebiets in Richtung Sarkwitz, die weitere Entwicklung des
Ortsmittelpunktes in Ratekau oder die Umstellung des Verwaltungshaushalts auf
die doppelte Haushaltsführung skizzierte er nur am Rande.
Stattdessen ging
Keller im Anschluss detailliert auf das derzeit medienbeherrschende Thema
schlechthin ein. Grafisch bebildert, klärte er zunächst über die
Begrifflichkeiten „Flüchtling“, „Migrant“ und „Asylbewerber“ auf und machte
deutlich, welche Rechte die einzelnen Personengruppen hätten und welche
Voraussetzungen erfüllt sein müssten, damit sie Aussicht auf ein dauerhaftes
Bleiberecht haben.
Anschließend legte er den Fokus auf die Gemeinde Ratekau:
„Gemessen an unserer Einwohnerzahl ist Ratekau eine relativ große Gemeinde,
daher haben wir bei der Aufnahme von Flüchtlingen auch eine der höchsten Quoten
im Kreisgebiet zu erfüllen.“ Die liegt aktuell bei 305 Personen, wovon bislang
192 aufgenommen wurden. Laut Kellers Aufzeichnungen stammen mit 84 Personen die
meisten von ihnen aus Syrien, 30 sind aus dem Irak hierher geflohen und 29 aus
Afghanistan. Die Herkunft der restlichen Flüchtlinge verteilt sich in kleinerer
Personenanzahl auf andere Länder.
Schon vor einigen Wochen hatte Ratekaus
Verwaltungschef die Öffentlichkeit über die regionale Presse informiert, wie die
Pläne der Gemeinde aussehen, um den wachsenden Bedarf an Wohnraum für
Flüchtlinge nachzukommen („der reporter“ berichtete). Beim Schinkenbrotessen
am Montagabend stellte er die Maßnahmen nochmals im Detail vor.
So wird
das Rathaus in Ratekau nach hinten raus erweitert. Zudem erhält der Bauhof eine
neue Halle, es wird mit dem Bau der Fahrzeughalle für die Freiwillige Feuerwehr
in Ovendorf begonnen und der Ausbau des Dachgeschosses bei der Feuerwehr
Warnsdorf angegangen. Keller betonte bei der Vorstellung der Vorhaben, dass
diese eigentlich erst in den nächsten Jahren hätten umgesetzt werden sollen. „Um
zusätzlichen Wohnraum zu schaffen, ziehen wir diese Maßnahmen jetzt aber
vor.“
Bei ihrem Versuch, die Flüchtlinge weiterhin dezentral unterzubrigen
und dabei auch auf Containerlösungen zu verzichten, muss die Gemeinde nun doch
eine Kröte schlucken. „Die einzige mobile Wohnanlage mit Containern für 20
Personen“, so Keller, „bauen wir zwischen Pansdorf und Luschendorf. Hintergrund
ist, dass wir unsere Baumaßnahmen nicht innerhalb eines halben Jahres
abschließen können und daher zunächst auf diesem Wege Notunterkünfte anbieten
müssen.“
Keller stellte in diesem Zusammenhang aber auch klar, dass in Bezug
auf freien Wohnraum im Bereich zwischen Ostsee und Lübeck allmählich die Grenze
der Belastbarkeit erreicht sei. „Auch für uns werden die Rahmenbedingungen immer
schlechter, aber wir schaffen das.“
Vor der Eröffnung der vorweihnachtlichen
Schinkenbrotrunde sprach Ratekaus Bürgermeister allen, die sich in der Gemeinde
in der Flüchtlingsarbeit engagieren, seinen Dank aus und schloss seine
diesjährigen Ausführungen mit den Worten: „Das ist so klasse, was da in unserer
Gemeinde läuft.“