

Stockelsdorf. Erneut hatte die Gemeinde Stockelsdorf vor kurzem zu einer Informationsveranstaltung zur Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern und über die Willkommenskultur in Stockelsdorf eingeladen. Für die Berichte und Beantwortung von Fragen in der anschließenden Diskussion hatten sich Jörg-Michael Rostek, Leiter der Stockelsdorfer Polizeistation, Beatrice Walker und Bärbel Krüger vom „Arbeitskreis Willkommenskultur in Stockelsdorf“, Hauptamtsleiter Axel Kerbstadt und Bürgermeisterin Brigitte Rahlf-Behrmann eingefunden. Diese begrüßte die rund 120 Gäste und erklärte, dass die Unterbringung der Flüchtlinge die Gemeinde auch in diesem Jahr vor große Herausforderungen stelle. In 2015 seien rund 55.000 Flüchtlinge in Schleswig-Holstein aufgenommen worden, davon wurden 20.000 wieder auf andere Bundesländer verteilt worden. Das Land verteilt die Flüchtlinge nach dem Königssteiner Schlüssel auf die Kreise, der Kreis Ostholstein weist die Menschen dann den Kommunen zu. Laut Mitteilung des Kreises vom 27. Februar hieß es, von 200 zugewiesenen Personen würden sieben nach Stockelsdorf kommen. Nur zwei Tage später wurde mitgeteilt, dass der Kreis mit 400 bis 600 Ankommenden rechnen muss. „Daran können Sie sehen, wie schwer es ist, zu planen“, warb die Verwaltungs-Chefin für Verständnis, dass langfristige Prognosen nicht möglich sind. Die Zuweisung für 2016 liege derzeit bei 339 Personen, mit den bereits in den letzten Jahren angekommenen Flüchtlingen würden bis zum Ende des Jahres dann 543 Flüchtlinge in Stockelsdorf leben. Zum derzeitigen Stand fehle es in Stockelsdorf an Wohnraum für 127 Flüchtlinge. Daher plant die Gemeinde in der Rudolf-Diesel-Straße, im Eichenweg und in der Max-Hamerich-Straße drei baugleiche Objekte für jeweils 64 Personen. Alle drei Standorte werden bis zur Baugenehmigung vorbereitet, danach erfolgt die Entscheidung durch den Hauptausschuss. Vorgestellt wurden die Pläne von Architektin Christina Wilke, die von der Gemeinde beauftragt wurde, die Standorte zu untersuchen und zu beplanen. Es ist eine kleinteilige Bebauung vorgesehen mit vier zweigeschossigen Gebäuden, in denen je vier Wohnungen von jeweils rund 32 Quadratmetern Wohnfläche entstehen sollen. Dazu kommen eingeschossige Nebengebäude für die Unterbringung der Heizanlagen und Abstellräumen. Um die Bauarbeiten für die Nachbarschaft so gering wie möglich zu halten, sollen einzelne Module in Holzrahmen-Bauweise erstellt und schlüsselfertig auf vorgefertigte Fundamente gesetzt werden. Aus Kostengründen wird die Fassade mit Faserzement-Paneelen verkleidet, die in der Optik einer Holzverkleidung ähneln. Die Bürgermeisterin wies darauf hin, dass entgegen älterer Pläne die Gebäude nun in kleineren Einheiten entstehen sollen. Außerdem könnten die Gebäude bei Bedarf abgebaut und an anderen Orten wieder aufgestellt werden. „Die Bebauungen sind jeweils für drei Jahre genehmigt worden“, teilte sie mit und erklärte, dass für den Notfall für die Unterbringung von Flüchtlingen die Sporthalle Herrengarten und das Dorfgemeinschaftshaus Dissau zur Verfügung stehen würden. Sie übergab das Wort an Flüchtlingsbegleiterin Bärbel Krüger, die gemeinsam mit Beatrice Walker um „Hilfe zur Selbsthilfe“ für die Flüchtlinge warb. Der bundesweiten Tendenz folgend, scheint sich die Stimmung auch in Stockelsdorf negativ verändert zu haben. Denn als nach der Präsentation zur Diskussion eingeladen wurde, entlud sich der Unmut vor allem von Anwohnern der Max-Hamerich-Straße. Die dort geplante Bebauung sei nach Meinung der Anwohner viel zu eng und „unmöglich“. Außerdem wurden mehrfach Bedenken geäußert, dass in so einer kleinen Anlage 64 Menschen Unterkunft finden könnten und durch die Enge Probleme vorprogrammiert seien. Besonders die Unterbringung von alleinstehenden Männern bereitet den meisten Anwohnern Angst. Diese Ängste versuchte Jörg-Michael Rostek zu zerstreuen. Bisher hätte die Polizei mehr mit der Tatsache zu tun, dass die Flüchtlinge die Verkehrsregeln nicht kennen. Es gebe sicher auch den einen oder anderen Ladendiebstahl und Prügeleien der Bewohner untereinander, aber „für uns gibt es eine sogenannte Null-Lage und die Vorfälle sind gering“. Nicht hilfreich seien Gerüchte, die regelmäßig gestreut werden, wenn es zu Straftaten kommt. Es sei noch keine Anzeige zu schwereren Delikten eingegangen. „Das damalige Abaco hat uns mehr Probleme und Einsätze bereitet, als die Flüchtlinge“, sagte Rostek. Integration sei nicht nur eine Aufgabe der Verwaltung, sondern auch der Bevölkerung, appellierte Brigitte Rahlf-Behrmann und dankte bei der Gelegenheit den Ehrenamtlichen, ohne die diese Aufgabe nicht zu bewältigen wäre. Sie verstehe die Ängste aus der Bevölkerung, könne aber an der Situation nichts ändern. „Sie können aber sicher sein, dass alles getan wird, um der Situation Herr zu werden“. Eine Einwohnerin aus Arfrade schlug vor, die Flüchtlinge kennenzulernen, anstatt Ängste zu schüren. Und auch Bärbel Krüger bat mehrfach „Lernen Sie die Neubürger kennen, bringen Sie ihnen unsere Kultur näher!“. Alle Flüchtlinge seien freundlich und zuvorkommend. Auch Pastorin Almuth Jürgensen lud dazu ein, die Flüchtlinge im Begegnungs-Café kennenzulernen, das immer freitags von 16.30 bis 18.30 Uhr im Gemeindehaus, Ahrensböker Straße 5, stattfindet. Auf die Frage nach weiteren Baugebieten teilte die Bürgermeisterin mit, dass es zukünftig immer eine Geschoss-Bauweise geben werde. Auch wenn die Flüchtlingswelle zurückginge, würden weiter Wohnungen im sozialen Wohnungsbau benötigt. „Wir haben uns die Situation nicht ausgesucht, aber wir stellen uns dieser Aufgabe“, versprach sie abschließend.