Reporter Timmendorf

Neujahrsempfang in Bad Schwartau: Flüchtlinge, Innenstadt und Hinterlandanbindung weiterhin beherrschende Themen

Bad Schwartau. Auch in diesem Jahr waren wieder zahlreiche Bad Schwartauer der Einladung der Stadt zum Neujahrsempfang in die Mensa der Elisabeth-Selbert-Gemeinschaftsschule gefolgt. Zu den Gästen gehörten unter anderem die Landtagsabgeordnete Sandra Redmann (SPD), Bad Schwartaus Altbürgermeister Joachim Wegener und Gerd Schuberth sowie Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer. Die Begrüßung der Anwesenden übernahm Bad Schwartaus Bürgervorsteherin Birigit Clemens. „In der heutigen Zeit erscheint es mir wichtiger denn je, diesen persönlichen Dialog zu pflegen, da offensichtlich die sozialen Netzwerke zunemend die Menschen beeinflussen. Zu viele Menschen verstecken sich hinter der Technik und Schreiben Dinge, die sie im persönlichen Gespräch niemals sagen würden“, begann sie ihre Rede und fügte hinzu: „Darum danke, dass wir uns heute persönlich sehen und sprechen können. Ich freue mich wirklich jedes Jahr wieder auf diesen Anfang, weil ich die persönliche Begegnung besonders schätze.“ Neben den prominenten Gästen von außerhalb, deren Anwesenheit sie als „Zeichen der Verbundenheit mit der Stadt Bad Schwartau“ wertete, hieß Clemens besonders die Vertreter hiesiger Vereine, Verbände, Parteien und Wählergemeinschaften, der Kirchen und Beiräte und „alle willkommen, die sich meist ehrenamtlich für Kinder, Senioren, Menschen mit Behinderung, Flüchtlinge und andere Personen einsetzen.“ Zu ihnen sagte sie: „Ohne diese Ehrenamtler würde unser gesellschaftliches Leben nicht funktionieren. Sie geben viel Kraft, Zeit und sicher zuweilen ihre Nerven. Darum muss ihr Einsatz hoch wertgeschätzt werden.“ Bevor sie das Wort an Bad Schwartaus neuen Bürgermeister Uwe Brinkmann übergab, sagte sie abschließend: „Das Leben ist zu kurz, um sich auf das Schlechte zu konzentrieren. Es gibt so viel Positives zu entdecken und zu schaffen. Möge uns allen dieses in 2017 gelingen.“ Mit dem Flüchtlingsstrom und der Asylpolitik stellte Brinkmann zunächst ein bundespolitisches Thema in den Mittelpunkt, „das auch Auswirkungen auf Bad Schwartau habe“. Vor dem Hintergrund, der jüngsten Vorfälle betonte er dabei, dass die Zahl der strafrechtlich auffällig gewordenen Asylbewerber die Minderheit ausmache und nicht der Regelfall sei. Nach wie vor suchten die aus von Krieg und Terror bedrohten Menschen Schutz für sich und ihre Familien. Gleichwohl gebe es unter diesen aber auch Gefährder, die versuchten, die Not der Hilfesuchenden auszunutzen. Brinkmann: „In unser Stadt leben mittlerweile 300 Flüchtlinge und Aslybewerber.“ Zwölf von ihnen drohe die Abschiebung, weil sie kein Recht auf Asyl hätten, beziehungsweise diese Personen straffällig geworden seien. Mit einem Schreiben bezüglich dieser Personen und auch generell zum Thema Flüchtlingsunterbringung habe er sich bereits an das Innenministerium gewand. Denn der Stadt Bad Schwartau seien 2016 durch die Bereitstellung von Wohnraum und anderen Leistungen Kosten in Höhe von rund 2 Millionen Euro entstanden, die nicht durch das Land oder den Bund kompensiert würden. Mit dem Hinweis, dass es noch viele weitere Angelegenheiten gebe, die zu erörtern seien, hatte sich Brinkmann in seiner Neujahrsrede auf drei Schwerpunktthemen konzentriert. So schlug er in Bezug auf den Slogan Drei-Generationen-Stadt vor, den Ausbau von Betreuungsplätzen für Kinder weiter voranzutreiben und Bad Schwartau künftig noch stärker als familienfreundliche Stadt zu positionieren. Um Bad Schwartau hier noch attraktiver zu machen, schlug er vor, die Kinderbetreuung im Stadtgebiet zukünftig kostenlos anzubieten. „Im Gegensatz zu unseren Nachbargemeinden Stockelsdorf oder Ratekau sind wir aufgrund fehlender Baumöglichkeiten nicht in der Lage, hier einfach einmal neue Angebote zu schaffen“. Daher warb er für die kostenlose Betreuung in den bestehenden Einrichtungen und betonte: „Das wäre für Bad Schwartau ein echtes Alleinstellungsmerkmal.“ Als weiteres Schwerpunktthema ging Brinkmann auf die Innenstadtumgestaltung ein. „Um dem Onlinehandel zu begegnen und die Menschen zu bewegen, in die Innenstadt zu gehen, muss die Innenstadt einladend und attraktiv sein. Die Stadt Bad Schwartau ist derzeit dabei, ihren Teil hierfür zu leisten“, wies Brinkmann auf die millionenschwere Umgestaltungsmaßnahme hin, die demnächst weiter fortgesetzt wird. Hier forderte er die Anlieger und insbesondere den Einzelhandel auf, an der Aufwertung der Innenstadt mitzuwirken. „Die Stadt tut ihren Teil. Jetzt müssen die Anwohner ebenfalls liefern“, so Brinkmann. Kein kurzfristiges Etappenziel, sondern ein echter Marathon für Bad Schwartau, sei dagegen das Thema „Feste Fehmarnbeltquerung“. „Was die Zahl der Anwohner an der Bahnstrecke angeht, ist Bad Schwartau von Fehmarn bis Lübeck die Kommune, die am meisten betroffen ist von den Maßnahmen zur Hinterlandanbindung.“ Bad Schwartaus Verwaltungschef kündigte an, sich diesbezüglich mit anderen Gemeinden verbünden zu wollen, um dann gemeinsam überregional mit starker Stimme sprechen zu können. Auch auf den zuletzt doch arg zusammengeschrumpften Haushalt der Stadt ging Bad Schwartaus neuer Rathauschef ein und betonte, dass man dieser Entwicklung nicht mit Besorgnis, sondern mit Entschlossenheit begegnen müsse. „Für alle geplanten Vorhaben werden wir in Zukunft eine Prioritätenliste erstellen. Maßnahmen, die nicht, oder aktuell noch nicht notwendig sind, müssen dann auch einmal hinten angestellt werden“, so Brinkmann, der sich in Anlehnung an die Rede von Bürgervorsteherin Birgt Clemens abschließend auch noch einmal bei allen bedankte, die sich in 2016 für das Wohl der Stadt Bad Schwartau eingesetzt hatten.


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