

Ratekau. Am 8. März nächsten Jahres findet in der Gemeinde Ratekau die nächste Bürgermeisterwahl statt. Wieviele Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen, steht noch lange nicht fest – bislang hat ein Kandidat seine Kandidatur bekannntgegeben (s.u.). Die Bewerbungsfrist endet Mitte Januar. Fest steht allerdings, dass Thomas Keller nicht für eine vierte Amtszeit zur Verfügung steht. Wir schauen mit dem Verwaltungschef zurück und wagen einen Ausblick auf Bevorstehendes.
„Fast 18 Jahre sind natürlich eine lange Zeit gewesen. Da gab es auch viele Maßnahmen und auch Krisen, die uns begleitet haben. Das fing bei mir an mit der Finanzkrise, ging weiter mit der Flüchtlingskrise 2014/2015, dann gab es finanzielle Einbrüche, Corona, jetzt der Ukraine-Krieg“, resümiert er.
Allerdings habe es auch viel Positives während seiner Amtszeit gegeben. Der Kitaausbau war ein großes Thema, die Sanierung der gemeindeeigenen Liegenschaften, insbesondere der Sporthallen, der Sportplätze und Straßen. „Und dann natürlich die ganz großen Geschichten: Feste Fehmarnbeltquerung und Schienenhinterlandanbindung haben mich 18 Jahre lang begleitet, auch die beiden 380 KV-Leitungen, die durch die Gemeinde gehen und natürlich auch der Windkraftausbau.“
Allerdings geht mit dem Ende seiner Amtszeit auch eine Art Zäsur einher. Vieles sei auf den Weg gebracht. „Die Windkraftanlagen sind im Bau, die 380 KV-Leitung ebenfalls und bei der Hinterlandanbindung stehen wir kurz vor dem Planfeststellungsbeschluss für unseren Abschnitt“, erklärt der 54-Jährige.
„Aber auch sonst haben wir viel gemacht, zahlreiche Betreuungsplätze geschaffen, energetische Sanierungen und Umweltprojekte umgesetzt, mit denen wir auch diverse Preise gewonnen haben im Bereich Umwelt- und Klimaschutz sowie Biodiversität.“
Es seien viele kleine Maßnahmen, die erfolgreich geschafft wurden. Aber auch bei den ganz großen Schwerpunktthemen habe Ratekau einiges erreicht, wie der Rathauschef erklärt: „Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass wir es schaffen, zwei Ortsumfahrungen bei der Beltquerung hinzubekommen? Man darf dabei schließlich nicht vergessen, dass es sich hier immerhin um ein transeuropäisches Netzwerk handelt.“
Kurios dabei: In Reihen der Bahn spricht man tatsächlich von der „Keller-Kurve“. Normalerweise fährt eine Bahn ja gerade, hätte also mitten durch Ratekau verlaufen sollen. Auf Druck der Gemeinde macht der geplante Schienenverlauf jetzt allerdings einen Schwenk nahe der Autobahn um Ratekau herum: die „Keller-Kurve“. Die zweite Umfahrung befindet sich hinter Ruppersdorf entlang der Autobahn.
In Sachen Hinterlandanbindung ist es Ratekau überdies gelungen, sich für übergesetzlichen Lärmschutz stark zu machen. „Das ist schon ein nachhaltiger Erfolg für die Region hier“, so Keller.
„Das Gleiche haben wir bei der 380 KV-Leitung. Auch da haben wir keine sehr gute Lösung gefunden, weil es ja nach wie vor um Betroffenheiten geht, aber auch da haben wir erreicht, dass durch Trassenverschiebungen die Trassen rund 14 Kilometer kürzer werden.“ Zudem werden die 110-KV-Leitungen auf die neuen Masten aufgesattelt, so dass diese „wie in der Blüchereiche nicht mehr über Häuser laufen. Auch das ist ein großer Erfolg. Ich glaube, dass wir da viel Einfluss nehmen konnten und auch viel erreicht haben.“
Was noch zu den großen Dingen innerhalb der Kellerschen Amtszeit zählt, ist natürlich die Entwicklung der Ortskernmitten mit den Einkaufsmöglichkeiten.
Schade sei dagegen, dass es in Sachen Ortskernentwicklung nicht weitergehe. Die Vorhaben mit dem ehemaligen „Küchen-Rath“-Gebäude sind aktuell ins Stocken geraten. Keller betont dabei allerdings ausdrücklich, dass das nicht an der Gemeinde liege.
„Man muss eben bei vielen Dingen sehr flexibel sein, weil immer etwas dazwischen kommen kann, mit dem man nicht gerechnet hat. Dann muss man nachsteuern. Aber das macht es irdgendwie auch spannend. Langweilig ist die Aufgabe nicht.“
Apropos: Was kommt auf die Nachfolgerin oder den Nachfolger von Thomas Keller zu?
Keller: „Wir haben einiges an Straßenbaumaßnahmen umzusetzen, die Schulsanierung wird fortgesetzt, auch mit der Umsetzung des Ganztagsschulgesetztes. Geplant ist in Ratekau eine Mensa anzubauen, ebenso in Sereetz. Sprich Abriss oder Teilabriss und dann Neubau, in Sereetz einhergend mit der weiteren Sanierung der Gebäude.“
Eine Herausforderung werde sicherlich die Schienenhinterlandanbindung werden mit dem Bahnhof Ratekau, und eine noch größere Herausforderung die vielen Baustellen, die hier in der Region massivst entstehen.
Was er am meisten vermissen wird, wenn er nicht mehr im Rathaus ist?
„Hier vor Ort zu gestalten. Das hat schon sehr Spaß gebracht, dass man so aktiv auch Einfluss nehmen kann und natürlich nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeitern. Die gesamte Zeit war das wirklich erstklassig.
Was seine Zukunft anbelangt, kann er dagegen nicht sagen. Das lässt er sich weiterhin offen. „Wenn ich es mir wünschen darf, würde ich zunächst einmal zwei, drei Monate Sabbath machen. Und freue mich dann auf eine neue Herausforderung. Ich habe ja in Einiges Einblicke bekommen.
Seine vielen anderen Ämter, wie etwa den Vorsitz des ostholsteinischen Gemeindetages, sind an das Bürgermeisteramt gebunden. Diese muss Thomas Keller nach Ende seiner Amtszeit dann automatisch niederlegen. Nach der öffentlichen Wahlbekanntmachung wünscht er sich nun für die Gemeinde Ratekau ein gutes Kandidatenfeld.
Auf die Frage, was er denn mit der Zeit anfange, die er mehr habe, wenn er nicht mehr Bürgermeister ist, antwortet er lachend. „Ich befürchte, dass ich nicht mehr Zeit haben werde.“ So hat er mit dem Triathlon-Training begonnen und sich für nächstes Jahr mit seinem Sohn zum Hamburg-Marathon angemeldet. „Und außerdem hängt das ja auch davon ab, inwieweit ich dann beruflich ausgelastet sein werde. Noch bin ich jung und freue mich auf neue Herausforderungen.“
Bürgermeisterwahl in Ratekau: Dennis Jaacks kandidiert
Ratekau. Ein erster potentieller Nachfolger für Thomas Keller als Bürgermeister der Gemeinde Ratekau steht fest. Dennis Jaacks wirft für die Wahl am 8. März nächsten Jahres (mögliche Stichwahl am 22. März) seinen Hut in den Ring. Der langjährige Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Ratekau leitet dort die Finanzverwaltung. Am vergangenen Freitag bestätigte der 41-Jährige gegenüber unserem Familienwochenblatt „der reporter“ seine Kandidatur. Seinen Posten als Trainer bei Eutin 08 gibt der mit seiner Frau in Pansdorf lebende Kämmerer auf. Dem Vernehmen nach wurde die Mannschaft am Montagabend informiert. (SE)