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Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung: Timmendorfer Hauptausschuss stimmt für die Vorhaltung zweier Haltepunkte

Kaum Interesse aus der Bevölkerung: Der vorausgegange Info-Abend zu den möglichen Bahnhaltepunkten für Timmendorfer Strand im Haus des Kurgastes war mit rund 50 Zuschauern nur mäßig besucht. (Foto: René Kleinschmidt)

Kaum Interesse aus der Bevölkerung: Der vorausgegange Info-Abend zu den möglichen Bahnhaltepunkten für Timmendorfer Strand im Haus des Kurgastes war mit rund 50 Zuschauern nur mäßig besucht. (Foto: René Kleinschmidt)

Timmendorfer Strand. Nach dem öffentlichen Infoabend zu den möglichen Haltepunkten der Schienenanbindung der Festen Fehmarnbeltquerung Anfang Februar im Niendorfer Haus des Kurgastes, stand die Positionierung der Gemeinde Timmendorfer Strand zu den Haltepunkten in Neuhof (hinter Groß Timmendorf) und Ratekau auf der Tagesordnung der außerordentlichen Sitzung des jüngsten Hauptausschusses am 7. Februar. Bürgermeisterin Hatice Kara hat noch einmal Teile des Gutachtens zum ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr) mit Bewertung der beiden Haltepunkte in Neuhof und Ratekau vorgestellt. Die Verwaltung hat dem Hauptausschuss empfohlen, sich bei den zukünftigen Planungen grundsätzlich für einen gemeinsamen Haltepunkt und eine gemeinsame Gestaltung mit der Gemeinde Ratekau an der Autobahnabfahrt Ratekau auszusprechen. Voraussetzung für einen Verzicht auf den Haltepunkt in Neuhof sei allerdings, dass ein Konsens über die Rahmenbedingungen für die weitere Zusammenarbeit mit der Gemeinde Ratekau geschaffen wird. Der Ausschuss für Bauen, Energie und Umwelt hat in seiner Sitzung am 7. Dezember 2015 einstimmig beschlossen, dass der Haltepunkt Ratekau an der Autobahn als Alternative zur Bäderbahn verfolgt werden soll. „Wie NAH-SH auf der öffentlichen Info-Veranstaltung in Niendorf auch nochmals bestätigt hat, sind deutschlandweit keine Betreiber von Schienenverkehr bekannt, die nicht entweder Tochterunternehmen der Deutschen Bahn sind und/oder mit öffentlichen Zuschüssen finanziert werden. Die Bäderbahn hat keine Zukunft,“ so Hatice Kara. Zwischenzeitlich sind die Planungen der Deutschen Bahn konkreter und es liegen umfangreiche Gutachten im Auftrag von NAH-SH vor, wie die beiden Standorte und die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr zukunftsfähig gestaltet werden können. „Wesentlich bei dem ÖPNV-Konzept ist vor allem der Aspekt, dass die Bäderbahn nicht ersatzlos wegfallen soll, sondern dass diese Lücke durch Busverkehr geschlossen werden soll,“ berichtete Bürgermeisterin Kara in ihren Ausführungen. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Timmendorfer Strand spricht sich aus folgenden Gründen für einen gemeinsamen Haltepunkt mit Ratekau in Nähe der Autobahnabfahrt Ratekau aus: „Gemeinsam mit der Gemeinde Ratekau ließe sich die Peripherie des Bahnhofes leichter und mit mehr Ausstrahlung gestalten, sei es Bahnhofsgebäude, Sanitäranlagen, Park & Ride oder eine Tourist-Info. Mit einem Bistro beispielsweise könnten attraktive Angebote für wartende Gäste geschaffen werden.“ Auch die Verbindung zu Hemmelsdorf könne attraktiv in Richtung Ratekau und Timmendorfer Strand gestaltet werden. Außerdem würde Hemmelsdorf ein verbessertes ÖPNV-Angebot erhalten. „Wir stehen am Anfang einer intensiveren interkommunalen Zusammenarbeit,“ so Kara. Die Dorfvorstände Groß Timmendorf und Hemmelsdorf sprechen sich in einer gemeinsamen Stellungnahme ebenfalls für diesen Haltepunkt aus. Kara: „Wir müssen jetzt signalisieren, dass die Gemeinde gestaltend an den weiteren Prozessen mitwirken möchte.“ Der parteilose Udo Halenza hält „das Bündeln auf einer Straße durch Hemmelsdorf“ für verkehrt. Jörn Eckert (SPD): „Kein Bahnhof in Timmendorfer Strand ist der Preis dafür, den wir bezahlen, dass dafür keine Hochgeschwindigkeitszüge oder Güterzüge durch Timmendorfer Strand fahren.“ Seiner Meinung nach, hätte man nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera. „Wir haben uns als SPD-Fraktion von Anfang an für den zusätzlichen Erhalt der Bäderbahn ausgesprochen. Das lässt sich gegenüber dem Land und dem Bund offensichtlich nicht durchsetzen. Deshalb wollen wir jetzt das Beste aus dem Kompromiss herausholen und sprechen uns für Ratekau aus – mit einem gemeinsamen Namen des Haltepunktes als ,Ratekau/Timmendorfer Strand’.“ Kerstin Raber, die sich mit der WUB als einzige Fraktion für Neuhof positioniert, machte noch mal Werbung für den Haltepunkt hinter Groß Timmendorf. Franziska Echelmeyer (Grüne) sieht beide Lösungen als nicht ideal an, betont aber: „Man sollte lieber einen Haltepunkt bündeln und wir plädieren für Ratekau.“ Die CDU sieht es etwas anders: „Uns fehlen Details, die deutlich herauszuarbeiten sind, so ist das ÖPNV-Verhalten zum Beispiel noch nicht ausgereift,“ so Gudula Bauer. Sie schlägt vor, ein Büro zu beauftragen, das alles noch einmal aufarbeitet. Bauer: „Wir können heute nicht darüber abstimmen und plädieren derzeit weder für Neuhof noch für Ratekau.“ Prof. Ingo Menke-zum Felde (CDU) bemängelt die zu kurze Vorbereitung zur Sitzung: „Wir hatten 100 Seiten Vorlage zu sichten, die wir erst vier Tage vor der Sitzung erhalten haben.“ Bürgermeisterin Hatice Kara machte daraufhin noch mal deutlich, dass man bereits im Jahre 2015 im Arbeitskreis und im damals zuständigen Bauausschuss Pro- und Contra-Argumente diskutierte: „Die größten Punkte sind doch schon seit längerem bekannt,“ so Kara, die betont, dass sie als Bürgermeisterin eine Ermächtigungsgrundlage braucht, um mit der Nachbargemeinde verbindlich ins Gespräch zu kommen. „Ratekau wartet nicht auf uns und sind längst in ihren Planungen,“ so Franziska Echelmeyer (Grüne). „Wir sollten heute dem Beschluss zustimmen, da wir heute noch keine grundlegende Entscheidung treffen.“ So sieht es auch Jörn Eckert (SPD): „Die Planer sind noch in der Anfangsphase und es ist bereits durch das Land entschieden, dass der bisherige Bahnhof in Timmendorfer Strand wegfallen wird. Wir müssen heute eine Richtung vorgeben.“ Udo Halenza (parteilos) fasst es kurz zusammen: „Ratekau wird gebaut, Neuhof kann gebaut werden. Und in beiden Fällen hat Ratekau die Planungshoheit und wir müssen schnell miteinander ins Gespräch kommen.“ Daraufhin entgegnete Gudula Bauer (CDU): „Natürlich stimmen wir für die Verhandlungen mit Ratekau.“ Nach einer Sitzungsunterbrechung stimmte man schließlich namentlich über einen erweiterten Antrag der WUB ab, indem sich die Gemeindevertretung für die zukünftigen Planungen grundsätzlich für die Vorhaltung zweier Haltepunkte, namentlich Neuhof und Ratekau, aussprechen soll. Hierzu soll die Verwaltung beauftragt werden, gemeinsam mit der Gemeinde Ratekau die wichtigen Eckpunkte bezüglich Bahnhofsgebäude, Sanitäranlagen, Tourismusinformationszentrum, Park- & Ride-Plätzen, Kostenaufteilung sowie Verkehrskonzepten zusammenzustellen. Für diesen Antrag stimmten sieben Mitglieder (CDU, WUB und Neue Perspektive), drei (SPD und Grüne) stimmten dagegen. Ziel ist es, dass die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung am 29. Juni 2017 verbindliche Rahmenbedingungen für die weitere Zusammenarbeit beschließen kann. Doch zuvor muss die Gemeindevertretung am 23. Februar diesem Empfehlungsbeschluss noch zustimmen.


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