Blick auf das BUND Umwelthaus: Baumfällungen und Kostenanstieg werfen Fragen auf - wir klären auf

Kristina Kolbe 43
Umwelthausleiter Dr. Andreas Schmidt, BUND Landesvorsitzender Dietmar Ulbrich und Ehrenvorsitzende Claudia Bielfeldt (v. lks.) versenkten die Zeitkapsel bei der Grundsteinlegung.

Umwelthausleiter Dr. Andreas Schmidt, BUND Landesvorsitzender Dietmar Ulbrich und Ehrenvorsitzende Claudia Bielfeldt (v. lks.) versenkten die Zeitkapsel bei der Grundsteinlegung.

Bild: Kristina Kolbe

Neustadt in Holstein. Endlich kommt Bewegung in das Bauvorhaben am BUND Umwelthaus (der reporter berichtete). Doch wirft die lange Verzögerung bei einigen reporter Leserinnen und Lesern auch Fragen auf. Friedrich-Karl Kasten, ehemaliger Stadtverordneter der CDU, äußerte sich aufgrund der aktuellen Berichterstattung zur Grundsteinlegung kritisch zu dem Bauvorhaben in einem Leserbrief.

Wir haben uns das Verfahren und die Begründung der Stadt zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan noch einmal genau angeschaut und auch bei Bürgermeister Mirko Spieckermann „kurz nachgefragt“.

Bauzeit und Kostenanstieg

Vor allem beleuchtete Kasten die Bauzeit und den massiven Kostenanstieg. Und tatsächlich, die Zeitspanne von fast acht Jahren seit Bekanntgabe des Vorhabens bis hin zur Grundsteinlegung gibt durchaus Anlass zur Frage, warum das so lange gedauert hat? Und viel wichtiger noch, wie kommt ein derartiger Kostensprung von anfänglich vier Millionen Euro auf 11,3 Millionen Euro zustande?

Hier hilft ein Blick in die Chronik: Im Dezember 2017 wurden die Umbau- und Sanierungspläne zum ersten Mal öffentlich. Schon damals war klar: Was fehlt, ist eine kräftige Finanzspritze aus Berlin, um das rund vier Millionen Euro teure Projekt in die Tat umsetzen zu können. Durch die Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) in Höhe von vier Millionen Euro sollte im Jahr 2021 die Finanzierung eigentlich gesichert sein. Da durch Bundesmittel finanzierte Bauten jedoch in der Regel nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zertifiziert werden, sollte auch das als Passivhaus geplante Umwelthaus den höchsten BNB Standard „Gold“ erreichen. Nach ersten Kostenschätzungen fehlten dafür noch weitere drei Millionen Euro, um alle Planungsziele hinsichtlich der Nachhaltigkeit zu erfüllen. Zum Spatenstich kam es schließlich erst im November 2023. Inzwischen war man bei weit über 9 Millionen Euro angelangt. Als Grund für die Verzögerung wurden aufwendige Prüfungsmaßnahmen, Inflation und Lieferengpässe genannt. Normalerweise folgt nach dem Spatenstich der Baubeginn, doch erneut machte ein massiver Baukostenanstieg, der im Zuge der Ausschreibungen deutlich wurde, einen Strich durch die Rechnung. Zwischen Spatenstich und Grundsteinlegung vergingen weitere zwei Jahre. Mittlerweile ist man bei 11,3 Millionen Euro Baukosten angekommen. Diese sind durch Spenden, Landes- und Bundesmittel vollständig gedeckt.

Schutzstreifen an Gewässern

Kasten fragte auch, wie es sein könne, dass in dem 150-Meter Streifen vom Ostseeufer überhaupt gebaut werden dürfe. Hier bringt ein Blick in die Begründung der Stadt zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan Klarheit. Dort ist festgehalten, dass für den Bau eine Sondergenehmigung eingeholt werden muss. Hierzu teilte Bürgermeister Mirko Spieckermann mit, dass alle im Rahmen des Baugenehmigungsverfahren erforderlichen Genehmigungen, Einvernehmen und Stellungnahmen eingeholt wurden. Das Einvernehmen zur Lage des Vorhabens im Bereich des 150 Meter Gewässerschutzstreifens wurde vom Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein erteilt.

Baumfällungen

Auch spricht Kasten von zu fällenden, riesigen Bäumen. Insgesamt wurden 23 Bäume gefällt. Zwei Bäume mussten entfernt werden, damit das Gebäude ausreichend Platz hat. Die Übrigen wurden zum Teil im Rahmen einer Durchforstungsmaßnahme, die laut zuständiger Forstbehörde längst überfällig gewesen sei, entfernt. Zum anderen muss aus Brandschutzgründen ein Streifen von 30 Metern Abstand zum Umwelthaus zwischen Gebäude und Wald geschaffen werden. Für diese Baumfällungen sollen Ausgleichsflächen und -pflanzungen geschaffen werden. Da das Verfahren ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht abgeschlossen sei, können noch keine weiteren abschließenden Aussagen zu Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden, erklärte Spieckermann. (ko)