Gästezentrum Kellenhusen nimmt wichtige Hürden

Marco Gruemmer 142
Die Strandansicht des neuen Gästezentrums erinnert an einen Schiffsrumpf und ist in den Ausmaßen nur geringfügig größer als die jetzigen Bauten.

Die Strandansicht des neuen Gästezentrums erinnert an einen Schiffsrumpf und ist in den Ausmaßen nur geringfügig größer als die jetzigen Bauten.

Bild: Tourismus-Service Kellenhusen

Ostseebad Kellenhusen. Seit dem Start der Planungen Anfang 2020 sind bald sechs Jahre vergangenen. Nun nimmt der Neubau des Gästezentrums Heimathafen an der Kellenhusener Promenade Gestalt an. Zum einen liegt seit Ende Oktober die Baugenehmigung auf dem Tisch, zum anderen folgte keine zwei Wochen später der Förderbescheid des Landes über 17,4 Millionen Euro. „Das entspricht einer Förderung von 75 Prozent. Damit kann man arbeiten“, freuen sich Bürgermeister Stefan Schwardt und Tourismusleiter Raymond Kiesbye.

Der Tourismus-Service Kellenhusen als Bauherr rechnet mit dem Beginn der Abrissarbeiten ab Anfang April 2026. Zunächst wird das Freibad verfüllt, um Platz zu schaffen. Ende Juni hofft man, mit dem Abbruch aller Gebäudeteile durch zu sein. „Das wird für alle Anlieger an der Promenade und der Seestraße nochmal eine schwere Zeit“, weiß Raymond Kiesbye und ergänzt, dass die Sturmflutsaison den Bauzeitenplan beschränkt.

Wind und Wetter nagten an dem alten Gebäude. „Zudem war nichts mehr zeitgemäß“, sagt Tourismusleiter Raymond Kiesbye. „Wir stehen im Wettbewerb der Urlaubsziele und müssen folglich auch wettbewerbs- und zukunftsfähig bleiben.“ Zudem hat er die Saisonverlängerung dabei im Blick. Auf etwa 3.200 Quadratmeter beläuft sich zukünftig die Nutzfläche.

Multifunktionsgebäude

Eine zentrale Funktion nimmt dabei der Kursaal ein, der knapp 200 Menschen Platz bietet. Dazu gibt es einen Nebensaal, der für die Sitzungen der Gemeindevertretung geeignet ist. Weiterhin ist ein großzügiger Kinderspielbereich über zwei Etagen vorgesehen. Ein Aufenthaltsbereich mit Südbalkon lädt zum ungezwungenen Verweilen und Lesen ein. Im Erdgeschoss ist ausreichend Platz, um wechselnde Ausstellungen zu präsentieren.

Die äußeren Abmessungen des Neubaus in Höhe und Breite unterscheiden sich nur wenig von den Vorgängerbauten aus mehreren Jahrzehnten. Hingucker sind die Schiffsfassade mit der großen Freitreppe an der Promenade. Passend dazu gibt es den maritimen Aussichtspunkt „Krähennest“ auf dem Dach. Auch das Außengelände gewinnt und wird zukünftig fast doppelt so groß.

Der Verzicht auf Frei- und Hallenbad ist allen Beteiligten schwergefallen. „Die hohen jährlichen Zuschüsse, die marode Schwimmbadtechnik und das defekte Außenbecken ließen aber keinen anderen Schluss zu, als sich davon zu trennen“, beteuert der Bürgermeister. Der Verzicht auf die Bäder lag auch im Interesse des Landes, das den Zuschuss im Rahmen der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ gewährte.

Finanzierung

Die Gesamtkosten sind mit knapp 24 Millionen Euro einschließlich der Mehrwertsteuer berechnet. Das letzte Wort ist darüber aber noch nicht gesprochen, da das Finanzamt sich zum Brutto- oder Netto-Verfahren noch nicht abschließend geäußert hat. Und die tatsächlichen Kosten liegen erst nach vollzogener Ausschreibung vor, die jetzt vorbereitet wird. Und die sollen sich möglichst nicht von der Schlussabrechnung bei der Eröffnung 2028 unterscheiden.

Ein langer Prozess

Die Planungen für das Gelände laufen schon über zwei Jahrzehnte. Ein Hotel, ausladende Wellness-Landschaften und ein großes Erlebnisbad wurden nacheinander dort geplant. Doch über Studien kam es nie hinaus. Ende 2019 wurde mit dem Hamburger Architekturbüro Geising & Böker ein Vertrag unterzeichnet. Dann nochmals durch die Corona-Pandemie ausgebremst, fanden die Kellenhusener in Kiel 2023 Gehör für ihr Projekt.

Das ehemalige Kurmittelhaus – jetzt das Diekhuus – mit der Physiotherapie-Praxis wird als einziges Gebäude erhalten bleiben. Der Saal im Obergeschoss ist interimsweise bereits seit zwei Jahren in Betrieb. Nach der Fertigstellung des Neubaus sollen dort die Fitness- und Sportkurse stattfinden.

Während die Baustelleneinrichtung auf den beiden Parkplätzen an der Seestraße geplant ist, soll der Deichkronenweg weiter befahrbar bleiben. Auch die Schwimmbadwiese möchte der Tourismus-Service weiterhin für Veranstaltungen nutzen. Die Kinderanimation soll derweil dort in Containern unterkommen.

Die alte Kurverwaltung, deren Ursprünge auf den Anfang der 1960er Jahre zurückgeht und mit der Erhebung Kellenhusens zum Seeheilbad zusammenhing, ist weitgehend leer gezogen. Die letzten Nutzer, wie der Käpt’n Kelli Klub oder das Internetradio Ostseewelle müssen sich neue Unterkünfte suchen.

Während die Abrissplanungen bereits laufen, soll die Gemeindevertretung auf ihrer Dezember-Sitzung den Architekten mit den nächsten Leistungsphasen beauftragen.

Noch einmal Montags-Disco

Als definitiv letzte Veranstaltung ist für den 17. Januar eine Montags-Disco geplant, als Reminiszenz an die legendären Partys der 80er und 90er Jahre in der Kurverwaltung, die in ganz Ostholstein bekannt waren. (red/mg)