Neustädter Kultumatinee mit Gerd Spiekermann: Nostalgisch, humorvoll, plattdeutsch

Marlies Henke 424

Neustadt in Holstein. Bei der Neustädter Kulturmatinee sind die Auftritte von Gerd Spiekermann schon ein bisschen Tradition, auf jeden Fall aber ein Garant für einen voll besetzten Theatersaal. Auch am letzten Sonntag feierte das Publikum den plattdeutschen Autor für seinen „achtersinnigen“ Humor.

 

Zum Beispiel bei der Geschichte aus Kindertagen, in der sein Elternhaus nach dem Aufstehen immer „ieskold“ war. „Heute nennt man das Nachtabsenkung“, so Spiekermann, der sein Bad jetzt lieber abends schon auf 28 Grad vorheizt, damit es am Morgen schön „muckelig“ ist.

 

Großen Wiedererkennungswert hatte der Abstecher in die Markenwelt seiner Kindheit mit Libbys Fruchtcocktail, bei dem er mit seiner Schwester um die einzige Cocktailkirsche in der Dose stritt oder mit dem Universalgesundheitsmittel „Sanostol“, dessen alten Werbejingle das Publikum sogar im Chor mitsingen konnte. Auch an das Säuseln des Wasserkessels auf dem alten Küchenherd schienen sich viele Zuschauer zu erinnern. „Heute kennt man das unter Tinnitus“, erläuterte Spiekermann.

 

Der Blick zurück sorgte ebenso für herzhafte Lacher und gute Laune wie der Bericht einer USA-Reise, auf der sich der Erzähler drei Wochen lang von Sandwich, Burger und Ceasars Salad ernährte und einen „Ami-Roler“ kennenlernte. „Sein Vater war Amerikaner, seine Mutter kam aus Tirol“, so die Erklärung des ehemaligen NDR-Moderators.

 

Gerd Spiekermann ist bereits seit 44 Jahren mit seinen plattdeutschen Geschichten unterwegs. Bei der Kulturmatinee gab er einige Kostproben aus seinem Buch „Wat’n Last mit de Wohrheit“ (Quickborn-Verlag, 2020), das mit dem Niederdeutschen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. (he)