Mit Video: Zeitzeugen berichteten über ihre Erinnerungen an die Cap Arcona

Gesche Muchow 768
Befragt von den Journalisten Christina Mänz (2. v. lks.) und Jens Westen (re.) berichteten Uwe Landschoof, Egon Mohwinkel und Ingrid Rödel (v. lks.) über ihre Erlebnisse in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Befragt von den Journalisten Christina Mänz (2. v. lks.) und Jens Westen (re.) berichteten Uwe Landschoof, Egon Mohwinkel und Ingrid Rödel (v. lks.) über ihre Erlebnisse in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs.

Bild: Gesche Muchow

Neustadt. Am vergangenen Dienstagabend fand in der Mensa der Jacob-Lienau-Schule der Zeitzeugen-Talk statt.

 

Bei diesem Anlass sprachen die Journalisten Christina Mänz und Jens Westen mit insgesamt drei Zeitzeugen über ihre Erinnerungen an die letzten Kriegstage im Jahr 1945 und wie sie diese Tage und Wochen und vor allem auch die Geschehnisse rund um die Cap Arcona-Katastrophe erlebt haben. Nicht nur für die interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer, sondern auch für die Redner auf der Bühne war dies ein sehr emotionaler Abend, der bereits auf die zahlreichen, noch kommenden Veranstaltungen zum Cap Arcona-Gedenktag am 3. Mai einstimmte.

 

Alle drei anwesenden Interviewten nahmen die Besucherinnen und Besucher mit in die Jahre 1944 und 1945, die sie als Kinder in Neustadt und in Dahme erlebt haben. „Diese Erlebnisse haben mich mein ganzes Leben lang begleitet und sie kommen immer wieder hoch“, sagte Ingrid Rödel. Alle drei können sich noch sehr detailliert erinnern: An den Moment, als die Flieger kamen und ihre Bomben auf die Schiffe warfen. Bomben, die von fern aussahen wie harmlose, kleine schwarze Hummeln, die aber 10.000 KZ-Häftlingen nur wenige Tage vor dem Kriegsende den Tod brachten.

 

Sie berichteten, wie hungernde Familien im Winter 1945 über das Eis zu den zerbombten Schiffe wanderten, um Matratzen und Feuerholz zu holen. Wie man sich während der großen Plünderungen der Neustädter Geschäfte aus der Glücksklee-Fabrik einen 25 Kilogramm schweren Käselaib „organiert“ hatte, der dann nach einem mühsamen Weg über die Hafengleise von einem englischen Soldaten konfisziert wurde. Von Holzschuhen, die den Toten von den Füßen gezogen und je nach Zustand wieder aufgearbeitet oder als Feuerholz verkauft wurden. Und immer wieder ging es um die unzähligen Toten in Häftlingskleidung, die an der gesamten Küste und im Neustädter Hafen zuhauf angespült und wie sie aus dem Wasser gezogen und vergraben wurden.

 

Geschichten und Erinnerungen, die bewahrt werden müssen. Akustische Stolpersteine, die dieses dunkle Kapitel in der Neustädter Geschichte behandeln und der Nachwelt in Erinnerung rufen sollen. Darüber waren sich die beiden Journalisten einig, als sie im vergangenen Jahr einen Aufruf an Zeitzeugen starteten, die sie in den „Zuhörbus“ einluden, um mit ihnen über das Erlebte zu sprechen und ihre Geschichten aufzuzeichnen. Dieses beeindruckende Zeitzeugnis ist als dreiteiliger Podcast erschienen und heißt „Besser spät als nie“. Unterstützt wurde das Projekt vom Kinder- und Jugend-Netzwerk (KJN), der Stadt Neustadt sowie vom Verein der Freunde und Förderer des Museums der Stadt Neustadt.

 

Video und Podcast: der reporter hat den Zeitzeugen-Talk am Dienstag, dem 25. April mitgefilmt. Das Video ist auf unserem Youtube-Kanal (derreportertv) zu finden und den Podcast kann man über Podigee streamen. (gm)