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Demonstration gegen Rechts in Malente

Bad Malente-Gremsmühlen (aj). Malente war der Ort der Demonstration, die Teilnehmer*innen aber kamen aus der gesamten Region, gemäß dem Motto „Ostholstein bleibt bunt“: Am 20. September erteilten zwischen 300 und 350 Demonstrierende Hass und Hetze von Rechts eine Absage. Die Kundgebung auf dem Lenter Platz mit anschließendem Zug durch den Ort war in erster Linie ein Höhepunkt im Widerstand gegen das Afd-Wahlkampfbüro in der Bahnhofstraße. Seit August hat die Partei hier eine Adresse: „Wir stehen hier, weil wir es nicht hinnehmen wollen, dass die AfD wie eine ganz normale Partei ein ganz normales Wahlkampfbüro in unserer Nachbarschaft unterhält“, betonte „Oma“ Sigrid in ihrer Ansprache. Die „Omas gegen Rechts“ gehörten zu den Initiator*innen der Demo. Eine normale Partei sei die NSDAP auch gewesen: „Was wäre der Menschheit erspart geblieben, wenn die Nazis rechtzeitig ausgebremst worden wären!“, so „Oma“ Sigrid, die forderte: „Wir wollen, dass die AfD verboten wird und dass das Wahlkampfbüro in Malente seine Türen für immer schließt.“ Für die Grünen sprach Elke Weyersberg: „Vielfalt ist kein Problem, sie unsere Lösung!“, konstatierte sie. Mit Parolen auf komplexe Fragen zu antworten, andere abzuwerten und zu bedrohen, das geschehe auch in Malente. „Lasst uns laut sein für ein Ostholstein, das zusammenhält“, rief Weyersberg auf. 

Und laut wurde es, besonders vor dem AfD-Büro, wo einige Parteigänger das Geschehen beobachteten, darunter auch Hubert Pinto de Kraus, der in Kiel für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert. Er gab sich betont gelassen angesichts von Rufen wie „Nazis raus“ und „Scheiß Afd“: „Jeder hat die Möglichkeit zu demonstrieren“, so Hubert Pinto de Kraus. Auch in der AfD seien Nazis unerwünscht und Vielfalt sei ihm wichtig versicherte er auf Nachfrage. An seinen Positionen ändere der Protest nichts und viele Menschen würden die AfD gerade wegen solcher Demonstrationen wählen, meinte er. 

Das sah man ein paar Hausnummern weiter ganz anders. Hier saß Familie Pieper, die übrigens ausdrücklich ihren Namen nannte, und beobachtete den Demo-Zug mit Wohlwollen: „Endlich!“, lautete ihr erster Kommentar zum Protest. Die AfD dürfe keinen Anschluss im Ort finden, man könne ruhig öfter demonstrieren: „Viele scheinen nichts aus der deutschen Vergangenheit gelernt zu haben“, merkten sie an. Das war auch die Sorge der „Omas gegen Rechts“ Lübeck Altstadt, die seit August als Gruppe unterwegs sind.: „Ich war nie politisch, aber als ich vor zwei Jahren einen Button der Omas gefunden habe, habe ich mich dort gemeldet“, erzählte „Oma“ Christina am Rande. Die aktuellen Entwicklungen machen sie besorgt und wütend und das gilt nicht nur der AfD: „Es ist ganz schlimm, wenn die Bildungsministerin jetzt das Programm ‚Demokratie leben!‘ infrage stellt“, so die Omas.  

Für Aufregung nach der friedlichen Demonstration sorgten Gerüchte über beschädigte Autos. Manche vermuteten einen Zusammenhang mit der Demonstration. Auf Nachfrage teilte die zuständige Polizeidienststelle nun mit, es liege lediglich eine Anzeige vor, die sich auf den Verdacht einer Sachbeschädigung am Pkw beziehe. Die Seitenscheibe war gesprungen, aber bereits mit Klebeband „gesichert“, hieß es. Da sich weder Scherben im Innern noch vor dem Pkw befanden, könnte es sich auch um einen Spannungsschaden handeln. Ein Zusammenhang mit der Demo könne daher nicht konkret hergestellt werden.


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