Reporter Eutin

Das Bachfest ist in vollem Gange

Eutin (aj). „Weihnachten ist nichts gegen das, was wir hier erleben“, Antje Wissemann machte keinen Hehl aus der übergroßen Freude, mit der sie am vergangenen Freude die Eröffnung des Bachfestes in der Eutiner St. Michaeliskirche anmoderieren durfte. Die Kantorin hat die herausragende Musikwoche gemeinsam mit dem Plöner Kirchenmusikdirektor Henrich Schwerk als Ereignis in beiden Städten organisiert. Jahrelange Arbeit liegt hinter beiden und neben der freudigen Erwartung war auch Erleichterung über die bewältigte Wegstrecke zu spüren. „Mit diesem Fest werden Eutin und Plön zu Bach-Stätten“, konstatierte Christfried Brödel, ehe er als Vorstandsvorsitzender der Neuen Bachgesellschaft das 97. Bachfest offiziell für eröffnet erklärte.
Und was für ein Auftakt das war. Vor den vollbesetzten Reihen gab einer der berühmtesten Chöre der Welt ein Konzert, das jedes Versprechen einlöste, das sich mit seinem Namen verbindet: Die Leipziger Thomaner sangen unter der Leitung von Andreas Reize, dem 18. Thomaskantor in direkter Bach-Nachfolge. Gleich das erste Stück Jubilate Deo omnis terra a 8 voci von Luca Marenzio (1553-1599) nahm die Zuhörenden ganz gefangen, dem letzten Ton folgte eine Stille - bloß nicht zu früh klatschen, damit der Zauber nicht verhallen möge. Mit jedem weiteren Stück wuchs die Verbindung zwischen Chor und Publikum, das atemlose Staunen darüber, wie scheinbar mühelos es diesem jungen Klangkörper gelang, musikalische Räume aus Klang und Tiefe zu schaffen, die Musik ins Hier und Jetzt zu holen, ohne sie aus ihrer Zeit zu reißen, wurde immer wieder offenbar. Eben dann, wenn der Applaus zu profan schien und es einfach still blieb. Dabei war dieses Konzert durchaus keine steife Darbietung, fast beruhigend war es zu sehen, wie diese hochpräzise agierenden jungen Künstler eine alterstypische Frische erkennen ließen und sich während der Instrumentalstücke kaum von anderen Chören unterschieden. Vielleicht ist gerade das eines der Bach-Wunder, von denen man dieser Tage einige erleben wird: Dass er zu begeistern vermag, dass er sich singen lässt, ungestelzt und heutig, dass die Jugendlichen den Noten, die er hinterlassen hat, Seele und Leben einzuhauchen wissen. Die unbändige Begeisterung über diese Musik teilten Chor und Auditorium. Und zwischen ihnen, als Mittler und Interpret, der Kantor, der Beziehungen entstehen ließ, die Stimmen in Balance hielt, voranging, ermutigte, Orientierung gab. Und am Ende seinerseits Beifall spendete. Ein Wort noch zu Johannes Lang, der unter anderem für die Orgelstücke verantwortlich zeichnete und weit mehr als eine Anmerkung verdient hätte: So wie beim Jig for the Feet (Totentanz) von William Hugh Albright (1944 - 1996) haben viele Eutiner*innen ihre Orgel sicher noch nicht gehört. Berauschend.
Tags drauf gab sich Bach die Ehre quasi-persönlicher Anwesenheit. Die Mitglieder des Kurses „Darstellendes Spiel“ des Carl Maria von Weber-Gymnasiums hatten sich in barocke Kostüme gewandet, einer kam als Bach und alle standen sie für Fotos im Schloss und im Schlossgarten zur Verfügung und spielten im Rittersaal eine launige Bach-Szene. Die Kinderchöre der Region brachten die verspielte Seite des Komponisten zum Klingen und trugen die Aufforderung Sing Bach! in den Sonntag.
Noch bis zum 1. Oktober reiht sich nun ein Juwel ans andere, es warten kleine, feine Veranstaltungen und große Konzerte und alle Informationen und Ticktes gibt es unter bachfest2023.de

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