

Hutzfeld (ed). Der eine will Koch werden, der nächste Berufsschullehrer, die nächste Pferdetrainerin und wieder die nächste Tierärztin – „ich wusste mit zehn genau, was ich werden wollte, am liebsten sofort und ohne in der Schule zu bleiben“, erzählt die Kinder- und Jugendbuchautorin Irene Margil der 6. Klasse der Hutzfelder Außenstelle der Wilhelm-Wisser-Schule. Und man kann an den wissenden Gesichtern ablesen, was die SchülerInnen denken: Autorin natürlich. Umso größer ist das Erstaunen,. als Irene Margil sagt: „Apothekerin.“ Kein Beruf hätte weiter entfernt sein können als Autorin. „Deutsch war nie mein Lieblingsfach.“ Kurze Zeit später habe sie dann Übersetzerin werden wollen – und nach der Schule eine Fotografenlehre gemacht und ein Kommunikationsdesignstudium drangehängt.
Seit 11 Jahren sei sie nun Autorin von Kinder- und Jugendbüchern. Und es sei noch Platz auf ihrer Traumberufsliste, denn schließlich sei sie erst 56. „44 Bücher habe ich bisher geschrieben, auch dicke“, erzählt sie, „und jetzt ist wieder Zeit für etwas Neues.“ So wolle sie, verrät Irene Margil den SchülerInnen, demnächst Teile ihrer Bücher selbst illustrieren. Auch das sei wieder ein Traumberuf für sie, sagt sie und macht den SchülerInnen Mut, für ihre Traumberufe zu kämpfen, egal, was andere sagen: „Ihr entscheidet selbst, was Euer Traumberuf ist. Selbst, wenn es Fußballprofi sein sollte.“ Denn um den oft nicht leichten Weg genau da hin drehen sich ihre letzten beiden Trilogien – sechs Bücher, die jeweils in sich abgeschlossen die Geschichte von Niklas erzählen. Niklas ist immer ungefähr so alt wie seine Leser. In „Fußball und sonst garnix“ schreibt Irene Margil von seinen Anfängen als kleiner Kicker, in „FußballProfi“ dann wird aus dem kleinen Kicker ein gesuchtes Talent. Die Autorin erzählt kundig vom Werdegang des Fußballtalents – von der E-Jugend bis in die Bundesliga und liest aus dem ersten Band von „FußballProfi“. Vom Berühmtwerden, von der Doppelbelastung Schule und Sport. Von den Spielen, in denen es oft um alles geht – das können vor allem die Fußballer in der Klasse nachvollziehen. Sie stöhnen kollegial, als einer von Niklas’ Mannschaftskameraden ein sicheres Tor verdaddelt. Fiebern mit ihm mit, als er in eine ambitioniertere Mannschaft berufen wird. Irene Margil liest lebendig und gestaltet die Lesung interaktiv.
Und beantwortet dann gern und klar die Fragen der SchülerInnen zu ihrem Beruf – wie man anfängt mit dem Schreiben. „Das Wichtigste ist, dass man überhaupt anfängt – deshalb ist auch das erste Wort das wichtigste Wort“, sagt sie. „Und auf den letzten Punkt kommt es an. Dass die Geschichte fertig wird, denn eine halbfertige liest niemand.“ Dazwischen stünden Erlebnisse, Erfahrungen, die Ergebnisse aus Recherche und Informationen, dazu eine ordentliche Prise Phantasie – und davon habe wirklich jeder unerschöpflich viel. Klar gehe das Schreiben mal schneller und mal langsamer, aber wenn man eigene Lebenserfahrung, Informationen über das Thema, über das man schreibt, mit eigenen Ideen mixe, dann gebe das eine gute Geschichte. „Und wenn Ihr wider Erwarten mal keine Idee mehr haben sollt, dann meldet Euch einfach.“
Irene Margil hat für eine dritte und eine sechste Klasse der Hutzfelder Heinrich-Harms-Schule gelesen – liebevoll abgestimmt auf das Alter der SchülerInnen. „Es ist für die SchülerInnen immer ein tolles Erlebnis, einen echten Schriftsteller kennenzulernen“, erzählt Regina Seidensticker. Die rührige Hutzfelder Lehrerin organisiert regelmäßig Lesungen „echter“ Autoren und andere Veranstaltungen rund ums Lesen, um ihre SchülerInnen auf den unterschiedlichsten Wegen ans Lesen und an Bücher heranzuführen und zu begeistern. „Lesen ist eine Kernkompetenz“, sagt die Lehrerin, „und diese zu vermitteln, Lust aufs Lesen und gar aufs Schreiben zu machen, sollte man auf jedem zur Verfügung stehenden Weg versuchen.“ In diesem Bemühen lässt die Hutzfelder Schule nicht nach – eine gut sortierte Schulbücherei, die dank großzügiger Spenden immer neue Bücher enthält, rundet das Lese-Programm ab und hat schon manche/n SchülerIn zur Leseratte werden lassen.