

Eutin (aj). Ein Formtief ausleben, eine ruhige Kugel schieben? Nicht in diesem Beruf! Wer im Kindergarten arbeitet, muss jeden Tag 100 Prozent geben, denn hier setzen die Kinder die Maßstäbe. Um dieser großen Aufgabe gerecht zu werden, braucht es natürlich ein offenes Herz. Genauso wichtig sind fundiertes Fachwissen, ein verlässliches Team und ein wachsam kritischer Blick auf das eigene Tun. Dass sie genau darüber verfügen, haben drei Ostholsteiner Kindergärten in einem aufwändigen Prüfungsprozess nachgewiesen: Seit letzter Woche haben die „Schatzkiste“ in Eutin, der „Wirbelwind“ in Hassendorf und die Martin-Luther-Kita in Heiligenhafen buchstäblich Brief und Siegel darauf, dass sie ihre Arbeit ausgezeichnet erledigen. Mit einem Gottesdienst in der Eutiner St. Michaeliskirche wurde die Verleihung des Evangelischen Gütesiegels BETA an die Einrichtungen des Kitawerkes gefeiert. Und was nach einer eher förmlichen Angelegenheit klingen mag, erwies als äußerst lebendige und fröhliche Stunde. Kein Zweifel: Für die Kita-Teams ist das Gütesiegel weit mehr als eine Formalität.
„Ihr habt Euch über einen langen Zeitraum hinweg mit Eurer Arbeit beschäftigt“, bescheinigte Pastorin Maren Löffelmacher den Erzieher*innen in ihrer Predigt. Von A wie „Ankommen“ bis Z wie „Zähneputzen“ habe man alle Abläufe betrachtet und hinterfragt „Warum machen wir das eigentlich? Was ist gut und richtig?“. Ein Prozess, der viel fordert: Zeit, Energie und auch den Mut zu einem offenen Miteinander: „In einem Team gibt es natürlich verschiedene Meinungen und Ideen“, wusste Pastorin Löffelmacher.
Die Überprüfung beschränkt sich nicht auf die Menschen innerhalb der jeweiligen Einrichtung. An die erfolgte Bestandsaufnahme schließt sich ein prüfender Blick von außen an. Dokumente werden gesichtet, in einem Gespräch vor Ort zeigt sich, ob die Selbsteinschätzung gerechtfertigt ist. Im Kirchenkreis Ostholstein begleitet Stefanie Achilles-West, Mitarbeiterin im Bereich Qualitätsmanagement/Religionspädagogik, die Kitas auf dem Weg zum Gütesiegel. 37 Prozesse werden dabei unter die Lupe genommen, der Verwaltungs- und Führungsbereich, Öffentlichkeitsarbeit und der Umgang mit Ressourcen gehören genauso dazu wie das Kernfeld von Bildung, Erziehung und Betreuung. Wenn alle Hürden genommen, alle Zweifel ausgeräumt und die Tiefs durchschritten sind, wartet am Ende mit dem Qualitätssiegel die Bestätigung: „Sie sind in die Tiefen des Geschehens vorgedrungen, Sie sind Profis!“, so formulierte es Johanna Nolte vom Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein e.V. (VEK). Für jede der drei Einrichtungen fand sie persönliche Worte, Würdigung für die Arbeit, die dort geleistet wird: Im „Wirbelwand“ habe man den Wunsch der Kinder umgesetzt, Obstbäume zu pflanzen, in der Luther-Kita gelinge Gemeinschaft vieler verschiedener Kinder, auch wenn nicht alle Deutsch sprächen. Die „Schatzkiste“ schließlich nehme alle mit, auch und gerade die, die es schwerhaben: „Dieses Schild bekommen Sie mit, aber wir feiern hier heute nicht nur ein Gütesiegel, sondern die Zeit, die Sie den Kindern, den Eltern, den Familien schenken“, betonte Nolte bei der Übergabe der Plaketten.
Was das Gütesiegel den Erzieher*innen bedeutet, war zu spüren: im herzlichen Beifall, den man einander spendete, im freudvollen Gesang und in der Unbeschwertheit, mit der anschließend auf das kleine Schild mit großer Aussage angestoßen wurde.