Die Blues Challenge verlässt Eutin
Eutin (aj). Am Ende kam eins zum anderen: Dem Bluesfest im Mai fehlten ein Drittel der Besucher*innen, es gab weniger Förderung von der Stadt und auch das Vertrauensverhältnis zwischen den städtischen Gremien und dem veranstaltenden Baltic Blues e.V. ist zumindest von Seiten des Vereins empfindlich beschädigt. Mit Blick auf die Finanzierungslücke haben die Vereinsvorsitzende Barbara Bloch und Helge Nickel entschieden, die diesjährige 14. German Blues Challenge am 8. November in Freiburg im Rahmen des Freiburger Blues Festivals (7. bis 13. November) stattfinden zu lassen.
Die Gründe legten Bloch und Nickel in einem Gespräch dar. 22.500 Euro habe die Stadt für 2025 für das Bluesfest zugeschossen: „Im Kulturausschuss wurde klar formuliert, dass der Schwerpunkt auf dem Bluesfest liege. Wenn es dann noch mit der Challenge klappe, sei das schön“, berichtet Bloch. Angesichts hoher Ausgaben reiche es nun aber nicht für die zweite Veranstaltung: „Die Kosten explodieren in allen Bereichen“, führte Helge Nickel aus und nannte als Beispiel Hotel, Verpflegung, Bühne und Strom: „Schon 2024 war die Finanzdecke zur Durchführung beider Veranstaltungen eigentlich zu dünn, sodass Einiges aus den Vereinsvermögen zugeschossen werden musste. Die erneute Kürzung durch die Stadt Eutin, in Kombination mit dem Betriebsergebnis vom Bluesfest, zwingen den Verein dazu jetzt die Reißleine zu ziehen“, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung. Vorausschauend habe man in Freiburg Vorgespräche über einen alternativen Veranstaltungsort geführt. Anfang des Monats gaben die Bluesfreunde Freiburg e.V. nun grünes Licht für eine Kooperation mit dem Baltic Blues e.V..
Damit ist die Blues Challenge in Eutin wohl endgültig Geschichte. Ein großer Verlust, davon sind Barbara Bloch und Helge Nickel überzeugt: 2008 hat die erste Challenge in den Schlossterrassen stattgefunden, später zog man dann ins „Brauhaus“ um, ehe die Bühne auf dem Markt stand, um auch den Herbst mit einem Veranstaltungshighlight zu beleben: „Das war damals Wunsch der Politik und wir haben es als e.V. gewuppt“, merkt Barbara Bloch an. Helge Nickel schätzt die Strahlkraft der Blues Challenge, bei sich deutsche Bands für den Wettbewerb auf europäischer und internationaler Ebene qualifizieren, sehr hoch ein: „Die Gewinner tragen den Namen Baltic Blues in die Welt und dann war Eutin in aller Munde“, so Nickel. Dass die Stadt in ihm kein einfaches Gegenüber hat, ist bekannt und auch jetzt schießt er scharf: „Ernsthaft problematisch wird die Situation für beide Bluesveranstaltungen in Eutin durch die nicht unerheblichen Kürzungen der Stadt Eutin aus dem Vorjahr in Addition mit der weiteren Kürzung aus diesem Jahr, die entgegen entsprechender Zusagen erfolgten. Zusammen mit der, aus touristischer Sicht nicht nachvollziehbaren, 100%-Streichung durch die Eutin GmbH seit 2024 fehlen jährlich rund 10.000 Euro“, rechnet er vor.
In die Blues Challenge in Freiburg werde kein Eutiner Geld fließen: „Jede unserer Veranstaltungen hat ein eigenes Konto“, so Nickel. In Freiburg fielen weniger Kosten an, die man mit Spenden bestreiten könne, die übers Jahr an den Verein fließen.
Und wie geht es in Eutin mit dem Blues weiter? Trotz Einbußen von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was die Besucherspenden anbelangt, wird es wohl auch 2026 ein Bluesfest geben: „So wie es aussieht, kriegen wir das hin“, sagt Barbara Bloch. Ihr Dank geht an die Sparkasse Holstein und die Kulturstiftung des Kreises Ostholstein für die in diesem Jahr erneut großzügiger ausgefallene Unterstützung und an die Ehrenamtlichen.
Die Auswirkungen des „Umzuges“ auf das Bluesfest könnten noch nicht final betrachtet werden, so Nickel. Fakt sei jedoch, dass einige „Mengenrabatte“ zum Beispiel für Bühnen oder Technik entfallen würden und zudem bestimmte Nebenkosten wie Reisekosten, Versicherungen oder Mitgliedschaften nunmehr zu 100 Prozent durch das Bluesfest zu tragen seien.
So bleibt trotz durchweg guter Kritiken und der Aussicht auf Ausstrahlung der Konzerte im Deutschlandfunk ein fader Nachgeschmack beim Baltic Blues e.V.: „Es tut uns in der Seele weh, dass wir mit der Blues Challenge aus unserer Stadt weggehen. Auf der anderen Seite sind wir sehr froh, dass das Projekt, das wir mit viel Mühe in Leben gerufen haben, in Freiburg weiter bestehen kann.“