Seitenlogo
Reporter Eutin

Eutiner Familien im Fokus

Der neue Kalender „Eutin in alten Ansichten“ ist da – Karl-Heinz und Regine Jepp stellten ihn im Beisein zweier echter Fans vor: Bürgervorsteher Dieter Holst und Kreispräsident Harald Werner.

Der neue Kalender „Eutin in alten Ansichten“ ist da – Karl-Heinz und Regine Jepp stellten ihn im Beisein zweier echter Fans vor: Bürgervorsteher Dieter Holst und Kreispräsident Harald Werner.

Bild: E. Dörrhöfer

Eutin (ed). Diese beiden sind die unbestrittenen Spezialisten für Eutiner Stadtgeschichte – wer, wenn nicht Regine und Karl-Heinz Jepp könnte einen Kalender herausgeben, der Jahr für Jahr 13 Stückchen Stadtgeschichte aufs Appetitlichste, Unterhaltsamste und Informativste herausgibt? Nostalgisch angehaucht mit alten Bildern in Sepia entführen sie den Betrachter in alte Zeiten. Wer hier lebte und wie, spannende, dramatische, rührende, skurrile Begebenheiten, Eutin in alten Ansichten eben, denn bei Jepps ist der Name Programm. „Wer alle Kalender hat“, schmunzelt Regine Jepp, „der hat ein Kompendium von 380 Episoden Eutiner Stadtgeschichte.“So gibt es ihn natürlich auch jetzt wieder für das Jahr 2023, denn das ist gesetzt: Kaum ist das neue Jahr da, gibt es den Kalender für das nächste schon. Das sei aber auch von großer Bedeutung, mahnt Bürgervorsteher Dieter Holst, „denn wir brauchen ihn ja als Mitbringsel zu Geburtstagen und Jubiläen.“ Und für das kommende Jahr schon zum 29. Mal – im Fokus der Jepps sind dieses Mal Eutiner Familien. Familien, die man kennt, die durch ihre Gene, aber auch durch Talent, Lust oder Neigung verbunden waren oder es noch sind. Familien, die durch traurige, amüsante oder skurrile Geschichten berühmt wurden – die Besonderes leisteten, ihrer Zeit voraus, talentiert, mutig oder einfach herausragend waren.
Auf den Vorderseiten der Kalenderblätter sind immer Altstadtbilder zum Thema zu sehen, auf der Rückseite weitere Fotos mit erläuternden Texte – auf dem Titelblatt dieses Mal der Voßplatz mit dem Haus der Riemannstraße 2, in der Christoph Friedrich Hellwag mit seiner Familie lebte. Heute würde man ihn Universalgenie nennen, den Eutiner Mediziner, der zeitgleich mit dem Briten Jenner die Pockenschutzimpfung entwickelte – seine Tochter Lene schrieb ein bemerkenswertes Tagebuch, das uns einen Einblick in das bürgerliche Leben ihrer Zeit gewährt. Im Februar ist es die Familie Nathan, deren Schicksal bewegt – Herzog Peter Friedrich Ludwig genehmigte ihnen einst, in Eutin ein Geschäft zu betreiben. 1933 sind von ihrer einst einflussreichen Familie nur noch Jenny Nathan und ihre Schwägerin Alice da, beide unterliegen den Repressalien, aber während es Alice gelingt zu fliehen, wagt Jenny sich kaum mehr auf die Straße, wird entkräftet und vereinsamt 1940 in ihrem Haus gefunden und erliegt einer daraus resultierenden Lungenentzündung. Die Familie Janus prägte das Eutiner Leben über lange Jahre – ihnen ist der März gewidmet. Besonders schön die Erwähnung von Juliane Janus, der keine Straße gewidmet wurde, die aber dank ihres Vermögens eine echte Wohltäterin war: Sie ermöglichte der frisch gegründeten Eutiner Feuerwehr die Anschaffung einer Feuerspritze und unterstützte tatkräftig das erste Krankenhaus Eutins. Und während der Mai die Bäckerfamilien der Stadt beleuchtet, ist es im Juli die Druckerfamilie Struve, der August gehört den Musikerfamilien, der September erzählt das Schicksal der Brauereifamilie Evers, der November gehört den Familien Löffler, Menke und Koch und der Dezember der umtriebigen Familie Grantz. Immer liebevoll, kenntnisreich und unterhaltsam, mit den kleinen Details, die gute Geschichten ausmachen, erzählt das Ehepaar Jepp Familiengeschichten aus Eutin und damit auch Stadtgeschichte. Ihre Liebe zur Heimat, so der Kreispräsident Harald Werner, „spürt man auf jedem Kalenderblatt.“
Die Stadtgeschichte sei in Eutin seit einigen Jahren ein bisschen in der Krise, bedauert Dr. Frank Baudach, der Leiter der Landesbibliothek, wo das Ehepaar Jepp seinen Kalender in diesem Jahr vorstellte. „Aber was die Detailgeschichte angeht, ist dieser Kalender ein Wahnsinns-Fundus, den ich selber immer wieder nutze. Er ist wirklich wunderbar und gehört definitiv zum Rückgrat der Eutriner Regionalgeschichte.“
Regine und Karl-Heinz Jepp haben einen schier unerschöpflichen Fundus an Wissen, an Bildern, an Geschichten, an historischen Zeitungen, aus dem sie schöpfen, wo sie graben, fahnden, recherchieren können – aber, wie Dieter Holst sagt: „Ein Fundus allein reicht nicht, es sei denn, es wird etwas damit gemacht. Und ihr macht etwas damit.“
Auch wenn der Kalender wegen der gestiegenen Papierpreise in der Herstellung 30 Prozent teurer geworden ist, bleibt der Preis von 12 Euro zunächst erhalten – „wir wollen kostendeckend arbeiten, aber wir wollen nicht“, so Regine Jepp, „dass jemand sich ihn wegen des Geldes verkneifen muss.“ Kaufen kann man ihn bei der Eutin GmbH und in der Buchhandlung Hoffmann. Solange der Vorrat reicht.


Weitere Nachrichten aus Eutin am Mittwoch

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen