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Reporter Eutin

Gärtnerglück aus dem Küchengarten

Eutin (ed). Freitagnachmittag im Küchengarten. Überall in den Gärten wird geharkt, gejätet und vor allem geerntet. Jetzt ist Haupterntezeit fürs Gemüse – die Bohnen sind reif, außerdem Bete, Gurken, Zucchini, Salat und Kräuter, alles wächst, blüht, gedeiht. Wer am Garten des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt vorbeigeht und selber einen Garten hat, wird sowieso blass vor Neid. Die Stangenbohnen wachsen in den Himmel, der Mangold steht in Rot, Gelb und Grün, die Zucchini haben unter sich einen Wettbewerb um die größte Frucht ausgerufen, wie es scheint – und vom Salat, den Beten und dem Blütenzauber zwischendrin reden wir erst gar nicht. Zugegebenermaßen herrschen dafür ziemlich gute Bedingungen: Wirklich gute Erde und günstiges, geschütztes Klima dank Klimamauer. Trotzdem wäre diese bunte Mischkultur nicht möglich ohne den engagierten Einsatz der ehrenamtlichen KüchengärtnerInnen – unter der Federführung ihrer „Chefin“ Sabine Friederichsen wird hier in schönster Mischkultur Gemüse angebaut, liebevoll vorgezogen, dann gehegt und gepflegt. Mittendrin fast die herrlichsten Dahlien (würden nicht die zwei Gärten weiter durch ihre flammenden Farben bestechen), Ringelblumen leuchten und Oregano und Salbei sitzen voller Hummeln. Kein Wunder, dass dann in der Erntezeit hier Hochbetrieb herrscht: Die VEN-GärtnerInnen sind im schönsten „Ernte-Stress“, was Besseres gibt es für ein Gärtnerherz gar nicht – Renate Becker pflückt die Wachsbohnen, die nicht alle Wachsbohnen sind, wie sie feststellt: „Aber das nehmen wir jetzt mal gelassen“, lacht sie, „das muss man im Garten – und sich über die Dinge freuen, die geliungen.“ Wie über den Kohlrabi superschmelz, der locker eine fünfköpfige Familie sattmacht. Oder den zarten Kopfsalat. Bärbel Steeb sucht die dicksten Zucchini und wird fündig – und Renate Voigt kümmert sich um Salat und Mangold. Am Gemüsestand in der Küchengartenecke stehen schon die ersten Freitags-BesucherInnen und freuen sich auf die Ernte, die jetzt beetfrisch „angeliefert“ wird. Annette Schöning hat einen Armvoll Zinnien gepflückt, die sie eigentlich mit etwas Spargelkraut, ein paar Dill- und Oreganoblüten zu Gartensträußen binden wollte. „Aber hier ist so viel los“, strahlt sie und gibt das Gemüse übern Ladentisch, „ich komme gar nciht dazu.“ Kaum findet sie die Zeit und hat einen zauberhaften Gartenstrauß fertifg, wird er ihr schon aus der Hand genommen.
So langsam kann das Gemüse gar nicht so schnell geerntet werden wie es weggeht, nur die Gelbe Bete liegt noch einsam da. „Was ist das denn?“ fragt eine Frau zweifelnd beim Anblick der dicken gelben Knolle. „Gelbe Bete“, bekommt sie zur Antwort, „wie Rote Bete, nur milder. Und gelb.“ Und dann ist die Gelbe Bete auch weg. Zum Glück kommt jetzt Katja Richter mit einer Schubkarre voller Gemüse um die Ecke – Zucchini, Gurken, Tomaten und Kräuter, die den Weg aus der Karre auf den Tisch kaum schaffen, weil sich umgehend Abnehmer dafür finden. Sogar der runde Zucchino, bei dem dringende Verwechslungsgefahr mit einem Kürbis besteht – „es ist aber ein Zucchino“, sagt Katja Richter, „genauso zuzubereiten, eignet sich prima zum Füllen.“ Einen Strauß flammenfarbener Dahlien bringt Jörg Hunke aus dem Heil- und Giftpflanzengarten und die anwesenden Damen damit zum Strahlen. Dann kommt auch Nachschub an Bohnen und Salat, Dunkler Apache, ein Pflücksalat, der zuerst etwas kritisch beäugt wird, aber ungewöhnliche Sorten sind diejenigen längst gewöhnt, die hier freitags herkommen, weil sie sich über herrlichstes Gemüse aus dem VEN-Garten freuen. So wie Harry Heinsen, der hier die Lage sondiert, weil er Ferienpass-Kochen mit Kindern am liebsten mit Zutaten aus dem Küchengarten veranstaltet. Er fachsimpelt mit Sabine Friederichsen, was sich eignen könnte, und freut sich über die Vielfalt. „Ganz neu haben wir dieses Jahr mal den Pflücksalat Till ausprobiert“, erzählt sie, keine Frage, dass Till sich nicht nur prima zwischen dem Spargelsalat Chniesische Keule einfügt sondern auch bestens gedeiht. Etwas renitenter haben sich die Möhren gezeigt, denn die seien nicht aufgegangen, wundert sich Sabine Friederichsen, nicht mal bei der Nachsaat. Der Wermutstropfen ist eine kleine Wohltat für den „normalen“ Gärtner. Aber: Schön blöd von den Möhren, denn einen schöneren Platz zum Wachsen gibts ja kaum. Dafür hat der Meerkohl es sich nochmal überlegt und steht jetzt besser denn je da, obwohl er sich anfangs noch zierte. Mittendrin zum ersten Mal Marokkanische Minze. Und Knollenziest. Die Knöllchen, die er produziert, schmecken lecker im Salat, sind aber ein bisschen umständlich zu putzen. Zum ersten Mal sitzen auch Tomaten im VEN-Garten, eine, wie es aussieht, robuste Freilandsorte, klein und buschig, rot ist aber noch keine. Zwischendrin macht sich der Rote Meier breit, eine Amaranthsorte, ihn weist Renate Voigt sanft in die Schranken, wie alles, was wuchert – es darf bleiben, so lange es kein anderes Gemüse belästigt.
Es ist ein Garten-Miteinander in jeder Hinsicht, zwischen den KüchengärtnerInnen der verschiedenen Gärten und dem Gemüse – hier herrscht pure Harmonie, bis auf die Schnecken im Salat, die müssen weg.
Dass Gärtnern glücklich macht, sieht man an den gut gelaunten KüchengärtnerInnen, die ganz nebenbei auch ihre Freitags-BesucherInnen des Küchengartens glücklich machen, denn die gehen, gegen eine Spende für den Küchengarten, mit Armen voller Gemüse, Kräutern, Blumen nach Hause.
Wer selber mitanpacken will, weil er keinen Garten hat, aber Gärtnern möchte, oder aus welchen Gründen auch immer, ist herzlich willkommen, an einem Freitag übern Gartenzaun zu fragen, ob er oder sie mthelfen darf, und wird damit Freude säen.

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