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Geschenkt: Zwei Sheltersuits für Eutin

Eutins Sozialarbeiterin Daniela Koch und Dr. Dietrich von Klinggräff, Vorsitzender Johanniter Hilfsgemeinschaft Kiel, erläuterten die Vorteile der Sheltersuits.

Eutins Sozialarbeiterin Daniela Koch und Dr. Dietrich von Klinggräff, Vorsitzender Johanniter Hilfsgemeinschaft Kiel, erläuterten die Vorteile der Sheltersuits.

Bild: A. Jabs

Eutin (aj). Die Tage sind warm und sonnig, nachts aber wird es empfindlich kalt. Für Menschen, die auf der Straße leben, ist das Wetter kein Smalltalk-Thema, sondern eine existentielle Frage. Wer ohne Obdach ist, braucht besonderen Schutz. Deshalb hat die Johanniter Hilfsgemeinschaft Kiel im Frühjahr 50 Sheltersuits im Land an Institutionen und Verwaltungen verschenkt.

„Wir waren bei der Diakonie, der Stadtmission, der Tafel – dort, wo die Profis sitzen“, berichtet der Vorsitzende Dr. Dietrich von Klinggräff. Zwei der Multifunktions-Schlafsäcke, die auch als Jacke oder Rucksack genutzt werden, erhielt die Stadt Eutin im März. Dietrich von Klinggräff übergab sie an Eutins Sozialarbeiterin Daniela Koch. Zu Kochs Aufgaben gehört die Betreuung der wohnungslosen Eutiner*innen, sie vermittelt notwendige Kontakte, sorgt für Unterkunft, hilft auf der Suche nach Auswegen. „Auch bei uns gibt es Menschen, die aus verschiedenen Gründen auf der Straße leben. Meist stecken hier sehr schwere Schicksale dahinter. Diesen Menschen werden wir die Sheltersuits zur Verfügung stellen,“ so Daniela Koch. Im März waren 47 Menschen in der Stadt ohne Wohnung, darunter fünf Kinder und sechs Frauen. Zehn bis 15 Personen seien verdeckt obdachlos, so Koch: „Das bedeutet, dass sie bei Freunden oder Eltern unterkommen“, erklärt sie. Viele würden den Schritt in den Lindenbruchredder, wo die Stadt Unterkünfte vorhält, scheuen. Die Gründe sind vielschichtig: Das dortige Konfliktpotential spielt eine Rolle, außerdem sind Tiere nicht zugelassen und nicht zuletzt haften der Adresse Vorurteile an, die eine Wohnungssuche auf dem Markt erschweren. Daniela Koch betont: „Wohnungslosigkeit kann alle treffen, bezahlbarer Wohnraum ist knapp.“

Die neuen Schlafsäcke kommen aus einer Großspende der holländischen Sheltersuit-Foundation an die Johanniter Hilfsgemeinschaften in Deutschland. Über 1000 Stück dieser warmen und wasserdichten Parkas können nun deutschlandweit an Bedürftige verteilt werden. Die Sheltersuits sind zusätzlich mit einem Schlafsackfußteil ausgestattet, das mit Hilfe eines Reißverschlusses mit dem Anzugoberteil verbunden werden kann. Dazu gehört noch ein wasserdichter Rucksack für das Hab und Gut. Der Sheltersuit schützt vor Nässe und Kälte und ist so bemessen, dass er auch mit mehreren Kleidungslagen darunter getragen werden kann. Tagsüber wird der Schlafsackunterteil in dem Rucksack verstaut. Erfunden hat die Sheltersuits der Niederländer Bas, nachdem der Vater eines Freundes an den Folgen einer Unterkühlung durch Obdachlosigkeit verstorben war. Nicht nur die Funktionalität spielt eine große Rolle, sondern auch das Design. Einem obdachlosen Menschen etwas Funktionelles, aber auch Schönes zum Anziehen zur Verfügung zu stellen, setzt auch seine Würde ins Licht. Die nämlich ist keine Frage der Adresse.


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