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"Ich gehe mit einem glücklichen und einem neugierigen Auge"

Zum Abschied ein bisschen Schärfe – sein Musiklehrer überreichte Markus Föhrweißer einen Strang Sucuk.

Zum Abschied ein bisschen Schärfe – sein Musiklehrer überreichte Markus Föhrweißer einen Strang Sucuk.

Eutin. "Du gehst bestimmt mit einem lachenden und einem weinenden Auge" hätten ihn viele Leute in den vergangenen Wochen gefragt, erzählt Markus Föhrweißer, stattdessen aber gehe er mit einem glücklichen und einem neugierigen Auge. Glücklich in dem Bewusstsein, so viele Jahre in einem großartigen Team geborgen gewesen zu sein und die Musikschule in guten Händen zu wissen, und neugierig auf all die Dinge, die noch auf ihn warteten: Spannende Reisen, erlebnisreiche Begegnungen mit interessanten Menschen. "Das kann nur schön sein." Schließlich habe alles seine Zeit. Nur ein paar, aber dafür herzliche und aufmunternde Worte richtete der pädagogische Leiter der Kreismusikschule, der zum Ende des Monats in Ruhestand geht, an die vielen Gäste, die zur Feierstunde seiner Verabschiedung gekommen waren. Schüler, Kollegen, Wegbegleiter, Freunde, und davon haben sich nach 33 Jahren eine ganze Menge angesammelt – und ein außergewöhnliches musikalisches Programm, gestaltet von Schülern und Kollegen der Kreismusikschule, selbstverständlich, und mit einer Bandbreite von einem traumhaften Fauré bis hin zum einem super coolen Easy Rider. "Es wäre auch völlig absurd, einen Musikschulleiter ohne Musik zu verabschieden", unterstrich Landrat Reinhard Sager, "so absurd, wie einen Formel 1-Sieger ohne Champagner zu feiern. Und so ist diese Feierstunde für uns alle ein Kulturgenuss. Wo würde der besser hinpassen als nach Eutin, das ja bekanntlich eine Kulturhauptstadt ist?" Und seinen Teil dazu beigetragen, hat auch Markus Föhrweißer. Geboren im nordrhein-westfälischen Bockum-Hövel zeigte sich sein musikalisches Talent sehr früh "an der Orgel zwischen den Knien des Vaters". Bei ihm hatte Föhrweißer den ersten Klavier- und Orgelunterricht, ging mit seinem 17. Lebensjahr an die Westfälische Schule für Musik in Münster. Neben der großen Liebe zur Klassik gaben ihm aber die Beatles und Co. die Initialzündung für Rock, Pop und Jazz. Nach Studium und Dozententätigkeit in Münster zog es ihn 1983 in den Norden – hier nahm er am 15. Februar seine Tätigkeit an der Kreismusikschule auf. Und das für die nächsten 33 Jahre. "Die Sie selber, aber auch die Kreismusikschule entscheidend geprägt haben." Als Leiter des Westfälischen Kammerchores pendelte er zwischen Eutin und Münster, gab neben seinen administrativen Tätigkeiten stets Unterricht in Klavier und Theorie und bereitete zahlreiche Schüler auf ihr Musikstudium vor. In unzähligen Schülern habe er musikalisches Talent geweckt und gefördert, manche vom Kleinkind bis ins Erwachsenenalter hinein begleitet, "das Kerngeschäft im eigentlichen Sinn so betrieben, dass einem das Herz vor Freude buppert", sprach der Landrat Föhrweißer seine Anerkennung aus. "Denn wenn wir die musikalische Früherziehung aufgeben, dann tun wir uns und der Gesellschaft einen Tort an. Die Förderung ist der eigentliche Gewinn, und den fortzuführen, das ist uns eine Freude." Markus Föhrweißer hinterlasse der Kreismusikschule ein großes Kulturnetzwerk mit internationalen Beziehungen zu Partnermusikschulen in England, Finnland und Dänemark – und ein tolles Team mit großartigen Lehrkräften an verschiedenen Standorten in Ostholstein. Einer der Wegbegleiter Markus Föhrweißers ist Richard Ferret, der Vorsitzende des Landesverbands der Musikschulen – er sprach seinem Ostholstiner Kollegen seinen Dank für 27 Jahre mit guten Gesprächen, klugen Worten und dafür aus, dass sie gemeinsam die Weichen für die studienvorbereitende Ausbildung haben stellen können. "Du hast vielen Menschen den Weg zum Musikstudium geöffnet. Und auch das Kollegium kam zu Wort – eine Auswahl an Begriffen, die den Lehrern zu Markus Föhrweißer einfielen, hatte die Lehrerin Frauke Behrens-Wolff gesammelt: Wie Thomas Gottschalk, nur besser. Ein Chef auf Augenhöhe. Immer bereit, auch fachfremde Aufgaben wie Staubsaugen zu übernehmen. Diplomatisch Lösungen für Konflikte gefunden. Zugehört und verstanden zu haben. Zuverlässigkeit. Freundlichkeit. Geradlinigkeit, mit der er die Arbeit erleichterte. So war es auch kein Wunder, dass auch der Chef nur lobende Worte für sein Kollegium fand – ein Schiff könne ohne Kapitän fahren, auch könne auch ein Orchester ohne Dirigenten spielen, andersherum sei ein Kapitän ohne Schiff oder ein Dirigent ohne Orchester nur ein Witz. Föhrweißers Wunsch für "seine" Schule: "Ich wünsche mir, dass die Kreismusikschule in den kommenden 33 Jahren mit Engagement, Idealismus, Weitsicht, Toleranz und Menschlichkeit weitergeführt wird. Was der Ruhestand für ihn bereithalte? "In Ruhe Klavier üben wolle er, sich auf musikalische Projekte und Begegnungen mit interessanten Musikern freuen", verriet der Landrat, "und irgendwann einmal Bachs Matthäus-Passion dirigieren. Ich wünsche Ihnen und uns, dass es irgendwann dazu kommt."


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