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Reporter Eutin

Kennen Sie Janosch?

Eutin (aj). Diese Schau weckt Erwartungen: Schon jetzt klingelt bei Museumsleiterin Dr. Julia Hümme und ihren Mitarbeiterinnen das Telefon: Menschen, die von der Janosch-Ausstellung im Ostholstein-Museum gehört haben, wollen zum Beispiel wissen, ob es ein Kinderprogramm gibt. Oder eine Spielecke? Natürlich, so die klare Antwort, sind zur Ausstellung Familien ebenso herzlich willkommen wie andere Kunstinteressierte und Kenner - wie zu jeder anderen Ausstellung auch. Zum Tigerentenclub aber wird das Museum nicht, weil der Künstler Janosch nämlich für mehr steht als für Tiger, Bär und Günter Kastenfrosch. Und genau dieses „Mehr“ will die Ausstellung zeigen, die sich deshalb ausdrücklich auch an ein erwachsenes Publikum wendet. Rund 90 Arbeiten hat Dr. Julia Hümme dafür aus der Galerie Art28 aus Tübingen nach Eutin auf die Reise gehen lassen: Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder auf Papier und Leinwand, bis auf einen Druck allesamt Unikate. Die Betrachter werden Janosch, dem Landschaftsmaler begegnen, dem Schöpfer von Blumenstilleben und Buchillustrationen, dem Künstler, der kraftvolle Akte auf Leinwand bannt: „Es ist uns gelungen, die ganze Bandbreite zu zeigen“, sagt Dr. Julia Hümme zufrieden inmitten dieser Vielfalt. Natürlich ist ein Bereich auf der Fläche im Dachgeschoss auch den Janosch-Figuren vorbehalten. Im Kontext mit den anderen Werken erscheinen aber selbst die in einem neuen Licht.
Seine Kunst ist bis dato wohl der einzige Weg, sich dem Menschen Janosch anzunähern: „Es ist schwierig, den Menschen hinter dem Künstler und Autor zu fassen“, hat Dr. Hümme festgestellt. 1931 in Zabrze (Polen), damals Hindenburg, als Horst Eckert geboren, wächst er in ärmlichen Verhältnissen auf, verlässt die Schule bereits mit 14 Jahren und lernt den Beruf des Schlossers. Später besucht er in Krefeld eine Textilfachschule und zieht 1953 nach München. Das Studium an der Akademie der Bildenden Künste allerdings muss er abbrechen - wegen mangelnder Begabung, heißt es. Das Landschaftsbild aus seinen Jugendjahren, das in der Ausstellung zu sehen ist, widerspricht dieser Einschätzung. Es trägt noch die Signatur Eckert. Zu Janosch wird er erst später, als es einen klangvollen Künstlernamen braucht. Auch sein anderes Alter Ego ist zu betrachten: Als „Wondrak“ wirft der mittlerweile 88jährige wöchentlich als Kolumnist im „Zeit“-Magazin einen eigenen Blick auf die Welt. An diesem Blick, wenn überhaupt, mag man ihn in seiner Bildenden Kunst erkennen, denn einen speziellen Stil hat er - anders als in seinen Zeichnungen - nicht: „Er unterwirft sich gar nichts!“, sagt Dr. Hümme dazu. So sind es allenfalls der Humor, die Detailverliebtheit, der Seitenhieb auf gesellschaftliche Zustände, die man ihm als verbindende Elemente zuschreiben kann. Bleibt also viel zu entdecken, auch und gerade für jene, die zuvor meinten, Janosch zu kennen.
Die Ausstellung wird am Donnerstag, dem 9. Mai um 18 Uhr eröffnet und läuft vom 10. Mai bis zum 11. August. Auf Führungen mit Esther Dörrhöfer eröffnen sich vertiefende Einblicke auf die Schau und den Künstler. Termine hierfür sind der 18. Juni um 18 Uhr; der 10. Juli um 15 Uhr sowie der 28. Juli um 11.30 Uhr. Zu Familienführungen mit Esther Dörrhöfer wird am 30. Mai um 11.30 Uhr, am 30. Juni um 11.30 Uhr, am 18. Juli um 15 Uhr und am 11. August um 11.30 Uhr eingeladen.


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