Reporter Eutin

Monets Gärten fotografisch in Szene gesetzt

Eutin. Eigentlich muss man sie nicht in Szene setzen, Monets wunderbare Gärten in Giverny, und das haben die vier Fotografen auch nicht, deren Bilder in diesem Sommer im Schloss Eutin zu sehen sind – sie haben sie allerdings in ganz besonderem Licht fotografiert, auf unterschiedliche Details geachtet, zu verschiedenen Tageszeiten fotografiert und so ihre ganze wundervolle Schönheit eingefangen. Zu sehen ist sie in der neuen Sonderausstellung „Monets Gärten. Zeitgenössische Fotografien“ ab dem 21. April in den Räumen im Erdgeschoss. Im vergangenen Jahr wurde die Ausstellung im Musée des Impressionnismes in Giverny konzipiert und von Juli bis November gezeigt – ganz in der Nähe der Fondation Claude Monet und ihren wunderbaren Gärten, in denen die Fotografien zwischen 1977 und heute entstanden sind. Durch die Vermittlung des Direktors der Hamburger Kunsthalle, Prof. Dr. Hubert Gaßner, einem bekennenden Liebhaber des Eutiner Schlosses, der bereits die Konzeption zur Neuausrichtung des Schlosses beratend begleitete, konnte die Ausstellung nach Eutin geholt werden. „Ich habe die Fotografien gesehen und dachte, dass sie wunderbar hierher passen würden“, erzählt er schmunzelnd, „und dann noch so passend im Jahr der Landesgartenschau.“ Als wertig, eigenständig und ganz für sich wunderschön, aber ebenso mit Bezug zu dem, was rund um das Schloss herum passiert, bezeichnet Dr. Friederike von Cossel, die Geschäftsführerin der Stiftung Schloss Eutin, die Ausstellung als Glücksfall. Zusammen mit Professor Gaßner und Frédéric Frank, dem Direktor des Musée des Impressionnismes, haben die Eutiner Kuratorin Susanne Petersen und Dr. Friederike von Cossel die Ausstellung nach Eutin geholt – aus Platzgründen sind es einige Bilder weniger, als in Giverny gezeigt wurden. Claude Monets Gärten sind vor allem durch seine wunderbaren, lichtdurchfluteten, in wunderbaren Farben gestalteten Gemälde weltberühmt geworden – sein Seerosenteich ist der wohl am meisten bewunderte der Welt. Der Künstler hat seine Gärten zwischen 1890 und seinem Tod im Jahr 1926 mit sechs Gärtnern gestaltet – „und seinen Garten immer auch als Bild betrachtet“, wie Professor Gaßner erklärt, „er hat die Gärten in Malerei umgesetzt, hat sich sein Sujet selbst geschaffen.“ Immer wieder veränderte Monet seinen Garten im Hinblick auf die Gemälde, die er plante. Viele Jahre lang waren seine Gärten dem Verfall preisgegeben, verwildert und überwuchert hatte die Natur sich hier ausgetobt – bis sie von 1977 bis 1982 restrukturiert wurden und ihren Besuchern zur Freude gereichen. Den Anstoß dafür, diese Fotografien in Eutin zu zeigen, hat die Herzogin selbst geliefert – sie dachte daran, eine Ausstellung mit Werken von Monet zu zeigen, was aber aus klimatischen und Sicherheits- sowie aus finanziellen Gründen nicht funktioniert hätte, so Professor Gaßner, „aber letztendlich passt diese Ausstellung als ungewöhnliches Substitut noch besser hierher. Mindestens 500 Zusendungen habe er erhalten, als bekannt wurde, dass er eine Ausstellung mit Fotos der Gärten Monets plane, lacht Frédéric Frank, Profis und Laien boten ihm ihre Aufnahmen an. Aber Frank hatte andere Fotografien im Sinn – so fotografierte der Engländer Darren Almond Monets Gärten bei Vollmond und im Morgengrauen. Großformatige Detailaufnahmen von Pflanzen, aufgenommen im Blumengarten im morgendlich bläulich-grauen Zwielicht, von monumentaler Dramatik und erhabener Zartheit zugleich. Elger Esser aus düsseldorf fotografierte Ansichten des Wassergartens bei Nacht und in der Dämmerung mittels Langzeitbelichtung – er nutzte die zu Monets Zeit entwickelte Technik der Heliogravure, die nächtliche Szenerien ins Zeitlose entrückt. Der Franzose Henri Foucault sammelte einige Pflanzen in Monets Garten und positionierte sie auf lichtempfindlichem Papier, belichtete sue kurz, verschob die Pflanze und wiederholte das Vorgehen mehrmals, so entstanden fotografische Skulpturen, die die Bewegung der Pflanze in einem Windhauch nachzuempfinden scheinen. Der Franzose Bernard Plossu fotografiert im Winter 2010 zum ersten Mal die Gärten Monets und ist fasziniert von ihren Strukturen und ihrer Blöße – während es im darauffolgenden Frühling die pudrige Schönheit der Blüten ist, die er in farbigen Fotografien festhält. Entstanden sind kleinformatige Fotografien, die mit pudrig-zarter Textur eine melancholisch-leichte Atmosphäre schaffen. Schließlich ist es Stephen Shore, der 1977 vom Metropolitan Museum of Art den Auftrag erhält, die Restrukturierung der Gärten zu dokumentieren – „er hat sich dagegen gewehrt“, erzählt Frank, „er dachte, es wäre zu schön für ihn.“ Stattdessen fing er die Schönheit auf seine eigene, streng dokumentarische Weise ein und integrierte vermeintlich störende Objekte wie Gartengeräte und schuf damit eine ganz besondere Schönheit. „Jeder hat seinen eigenen Zugang zu Monets Gärten gefunden“, so Frédéric Frank, „das ist das außergewöhnliche.“ Mit den Fotografien der fünf Künstler werden die sechs Ausstellungsräume sehr individuell gestaltet – jede der Fotografien erlaubt es, sich in ihr zu verlieren, Monets Garten auf ganz neue Weise zu entdecken. „So ein Garten ist kein zu historisierendes Artefakt sondern ein lebendiger Ort, der inspiriert und einlädt“, freut sich Dr. Friederike von Cossel, „perfekt für ein so besonderes Jahr wie das der Landesgartenschau.“ Die Ausstellung ist nach der Eröffnung am 21. April vom 22. April bis zum 27. April freitags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr und vom 28. April bis zum 21. August täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen sein.


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