

Eutin. Die Plakate sind gedruckt, der Spielplan steht längst, das Bühnenbild ist in Angriff genommen – so früh waren die Eutiner Festspiele selten. Es herrscht eine entspannte, aufgeräumte Stimmung – diese drei wissen, was sie tun, hat der Außenstehende den Eindruck. Der Ausblick, den Intendantin Dominique Caron, Geschäftsführerin Sabine Kuhnert und der Technische Direktor Arend Knoop auf die kommende Spielzeit, aber auch auf die Zukunft der Eutiner Festspiele geben, lässt mehr als hoffen. "Aber zuerst müssen wir die kommende Spielzeit abarbeiten", schmunzelt Sabine Kuhnert – und da dürfen sich die Freunde der Festspiele auf ein ebenso vielfältiges wie hochwertiges Programm freuen, denn die Festspiele gehen mit zwei Opern und einer Operette ins Jahr der Landesgartenschau: George Bizets leidenschaftliche Oper "Carmen", Carl Zellers zauberhafter "Vogelhändler" und natürlich Carl Maria von Webers "Freischütz". Am 24. Juni beginnt die Festspiel-Saison 2016 mit Webers "Freischütz" – als Hommage an den großen Sohn der Stadt, aber auch weil er einfach perfekt auf die Naturbühne am Großen Eutiner See paßt. Seit 2005 habe es keinen neuen "Freischütz" mehr bei den Festspielen gegeben, gibt Dominique Caron zu Bedenken, "es ist an der Zeit dafür." Und die Oper sei nach wie vor ein Meisterwerk, aktueller denn je – sie handele von Angst und Aberglauben, aber auch von der Macht der Liebe. Und eben diese Liebesgeschichte zwischen Max und Agathe "wollen wir stärker herausarbeiten", verspricht die Intendantin. Auch "Carmen" soll keine Wiederaufnahme sondern vielmehr eine Neu-Inszenierung sein, "das hat sich so entwickelt", schmunzelt Dominique Caron. So oft sei nachgefragt worden, ob die Oper nicht wieder gespielt werden könne – "kann sie", lacht Dominique Caron. Geschichte und Musik machen so viele neue Deutungen möglich, dass aus der bestehenden Inszenierung eine neue geworden sei. Eine weitere Neuerung: Für den Freischütz" wird es keine öffentliche Generalprobe geben, denn erfahrungsgemäß sei diese immer sehr gut besucht, die Premiere umso weniger. Das ist nicht gut für die Motivation der Künstler", erklärt Sabine Kuhnert, "deswegen haben wir beschlossen, beim "Freischütz" mit der Premiere zu beginnen." Nicht neu ist die Besetzung, denn Milana Butaeva ist eine absolut unvergleichliche Carmen, dass die Festspielbesucher sich über ein Wiedersehen mit ihr freuen dürfen – Eduardo Aladén, der Ramses aus Aida, ist Don José, und Christoph Wu spielt den Escamillo. "Ich freue mich riesig", strahlt die Intendantin, "auch, dass es keine oberflächliche Inszenierung wird – jede Szene hat ihren Sinn." Wiederaufgenommen wird Carl Zellers zauberhafter "Vogelhändler", dafür haben die Festspiele den Sänger und Regisseur Philipp Lüsebrink gewinnen können – "er wird sicher neue Ideen einbauen, darauf freuen wir uns", sagt Dominique Caron. Ein Wiedersehen mit den Sängern des letzten Jahres gibt es auch hier in zahlreichen Rollen. Mit den drei Stücken zeigen die Eutiner Festspiele ihre Vielseitigkeit, können ein breiteres Publikum ansprechen und das Jahr der Landesgartenschau um umso mehr wunderbare Veranstaltungen bereichern. Beworben werden die Aufführungen bereits jetzt mit Plakaten in komplett neuem Stil – sie wurden von der schleswig-holsteinischen Grafikdesignerin Marion von Oppeln in ausdrucksstarken Bildern und einprägsamen Farben gestaltet, die sich auch in den Aufführungen wiederfinden werden, wie Dominique Caron berichtet. In mehreren Bildern erzählen die Plakate die Geschichte der Werke und machen so neugierig und Lust auf die Festspiele – "und eben das sollen sie auch", so Dominique Caron, "man muss sich hingezogen fühlen, sie müssen Interesse wecken, vielleicht auch bei Menschen, die zuvor nie unsere Festspiele besucht haben." Weiter in den Mittelpunkt soll in Zukunft die Freilichtbühne rücken – auch durch Kooperationen mit dem Schleswig-Holstein-Musikfestival und anderen kulturellen Institutionen – aber vor allem in Bezug auch die Gesamtatmosphäre, "denn sie ist unsere Marke", so Sabine Kuhnert. "An ihr müssen wir arbeiten. Die Menschen sollen rausgehen und sagen können: Ich habe einen besonderen Abend erlebt. Daran arbeiten wir." Dazu gehört auch, dass das ganze Jahr über Leben auf der Freilichtbühne sein soll – neue Ideen gebe es zuhauf, auch über die MovieNight hinaus, versprechen die Verantwortlichen. Und mit dem Spielplan für 2017, so stellen Kuhnert, Knoop und Caron in Aussicht, hoffe man, schon während der Landesgartenschau werben zu können – dank der neuen Struktur, die man sich gewünscht und für die man hart gekämpft habe, sei die Umsetzung nun deutlich schneller und unkomplizierter möglich. Durch den Beschluss der vorherigen Eigentümerin der Festspiele, der Wirtschaftsvereinigung Eutin, die Festspiele zu verkaufen, gehört nun die Mehrheit der Anteile der Cautus GmbH in Hamburg, deren verstorbener Inhaber auch die Opernscheune gekauft hatte, 24 Prozent der Anteile gehören Arend Knoop und weitere 24 Prozent dem Eutiner Unternehmer Dr. Joachim Scheele. "Mir liegen diese Festspiele am Herzen", sagt Arend Knoop, "ich habe erlebt, was man bewirken kann, und das möchte ich weiter unterstützen und meinen Teil dazu beitragen." Das allerdings tut er längst – seit der Gründung der Neuen Eutiner Festspiele liegt der Bühnenbau in seiner und der Hand seiner tatkräftigen, kompetenten Mannschaft um Heinrich Bollow. Dass am 28. April 2016 vielleicht schon das "Carmen"-Bühnenbild auf der Freilichtbühne steht, daran arbeiten Arend Knoop und seine Mannschaft schon jetzt mit Hochdruck. In der Langenhagener Werkstatt des Autohauses wird seit Montag gebaut – "beheizt und gefliest", schmunzelt Knoop, "es bedeutet einen kleinen Mehraufwand an Transport, aber viel angenehmere Rahmenbedingungen. Wir müssen den ganzen Winter über bauen, aber wir sind guter Dinge, dass wir das lächelnd schaffen und mit den Festspielen in eine gute Zukunft gehen."