

Eutin. Ab 14 Uhr ist in dem alten Haus in der Lübecker Straße 11 immer was los – hinten wird gekickert und Billard gespielt, vorne testet einer seine Künste an der Wii, nebenan wird Karten gespielt und mittendrin wird gelernt oder das nächste Referat vorbereitet. Das Haus der Jugend ist seit 36 Jahren ununterbrochen in der Hand der Eutiner Jugendlichen – und wird seit 26 Jahren sympathisch und einfühlsam geleitet von Johanna Wester. „Offene Jugendarbeit“, nennt sich das, was sie und ihr Team hier praktizieren – „hier trifft man sich“, schmunzelt sie, „und hier treffen jetzt sogar Nationalitäten aufeinander.“ Denn ins Haus der Jugend kommen Jugendliche aus Eutin ebenso wie gleichaltrige Flüchtlinge, „und das nicht nur, um das WLAN zu nutzen“, freut sich Johanna Wester. „Das hat sich von Anfang an gemischt und das klappt prima.“ Zwar gebe es hin und wieder wohl sprachliche Barrieren, die aber mit Händen und Füßen ganz schnell abgebaut werden. Und beim Tischkickern, beim Billard- oder beim Kartenspielen geht das Deutschlernen ohnehin noch schneller. „Die meisten sind sehr gewillt, Deutsch zu lernen, sprechen vieles nach und sind wahnsinnig bemüht.“ Sie freut sich besonders, wie offen die Jugendlichen aus aller Herren Länder und die Eutiner Jugendlichen miteinander umgehen – „das gehört einfach dazu“, lacht die Erzieherin, „und nach dem Sprachkurs kommen sie her und lernen noch weiter.“ Zum Lernen oder zum Referate Vorbereiten ist das Haus der Jugend mit seinem WLAN und den Computern ohnehin perfekt – die Schüler treffen sich und arbeiten zusammen, zwischendrin kann zur Erholung eine Runde Billard gespielt werden. „Es ist nämlich nicht so, dass hier nur die Kiste läuft“, sagt Johanna Wester mit Blick auf die Playse, „wir spielen viel mehr als dass gedaddelt wird.“ Zum Einsatz kommen Kartenspiele unterschiedlichster Art – ein afghanisches ist dabei, ein russisches, genauso aber Uno oder Skat. „Einfache, lustige Spiele“, so Johanna Wester, „bei denen jeder mitspielen kann.“ Mensch ärgere dich nicht, Halli Galli, alles, was Spaß macht, aber das ist ohnehin hier die Devise. Spaß und Geborgenheit, ein Platz zum Chillen, Treffen und Quatschen, an dem man Ruhe hat vor den Eltern und der Welt. Und jemanden, der zuhört, das können Johanna und Dennis prima – und eine Lösung finden für Probleme oder einfach nur da sein. Das Team wird übrigens im April wieder vollständig sein – zweieinhalb Stellen sind es, mit denen hier die Jugendlichen betreut werden. Seit einigen Jahren ist Dennis Neumann als zweite hauptamtliche Kraft im Haus – und wer im April dazu kommt, darauf dürfen sich die Jugendlichen jetzt schon mal freuen. „Dann können wir auch wieder regelmäßig jede Woche eine Aktion anbieten“, strahlt Johanna Wester, „das ist jetzt so nicht möglich, aber dann gibt es wieder Skat-, Billard-, Kickerturniere, was die Jugendlichen sich wünschen.“ Denn das gehört zur offenen Jugendarbeit, dass die Jugendlichen miteinbezogen werden in die Entscheidungen, in die Organisation. „Und ein Vertrauensvorschuss ist wichtig“, sagt Johanna Wester, „nur so lernen sie, Verantwortung zu übernehmen für das, was Ihrs ist – und das hier ist ja Ihrs, auch wenn ich mich hier wie Zuhause fühle.“ Ins Jugendzentrum zu gehen, ist für die Eutiner Jugendlichen irgendwie Tradition – ihre Eltern wissen sie hier bestens aufgehoben, denn die meisten waren selbst schon hier zum Schnacken, Spielen, Feiern oder um einfach mal Ruhe vor ihren Eltern zu haben. Traditionen sind auch für die Jugendlichen wichtig, wie es sich gezeigt hat – Traditionen wie die verschiedenen Turniere von Skat bis Wii, die Riesenabschluss-Party beim Ferienpass oder eben die Geburtstagsparty immer an dem Februarwochenende, das dem 7. am nächsten ist. Denn am 7. Februar 1980 zog das damals unabhängige und dann von der Stadt Eutin übernommene Jugendzentrum von der Jahnhöhe in die Lübecker Straße. Und dieser Tag – oder die Tage drumherum – wird seitdem gefeiert. Freitags eine Party, samstags ein Tag der offenen Tür, sonntags ein Empfang – manchmal auch über zwei Tage, wenns ein runde Geburtstag ist, oder eine große Party wie im letzten Jahr. Dieses Jahr ist es der 36. Geburtstag – ein Grund zum Feiern, „aber eine normale Party reicht, haben wir beschlossen.“ Am Freitag gehts los um 16 Uhr mit dem Kuchenbuffet – die große Geburtstagstorte backt traditionell Johanna Wester. Die Frage, ob das überhaupt noch nötig sei, wurde mit heftigem Tumult schnell beantwortet. „Ich backe eine“, lacht die Erzieherin – und schon am Donnerstag wird von den Jugendlichen im Haus der Jugend Käsekuchen gebacken. Ehemalige, Eltern und Freunde des Hauses sorgen für den Rest des reichhaltigen Kuchenbuffets. Ab 18 Uhr kommt dann das, worauf die Jugendlichen sich schon seit Wochen freuen: Playse auf der Großbildleinwand. Geht es noch cooler? Ja, nämlich solange, bis wir nach Hause gehen, das haben sie sich gewünscht“, lacht die Leiterin des Hauses der Jugend, „ist ja Freitag und Geburtstag, wieso soll man da heimgehen, bevor man eckige Augen hat?“