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Reporter Eutin

„…weil es immer lecker ist“

Hutzfeld (ed). Viele Köche verderben den Brei? Das gilt nicht für die 5. Klasse der Hutzfelder Außenstelle der Wilhelm-Wisser-Schule, wenn sie zusammen mit ihrer Frau Sei, wie die Hutzfelder Schüler ihre Lehrerin Regina Seidensticker am liebsten nennen, kochen. Auf dem Speiseplan der Hauswirtschaftsstunde steht heute Kürbissuppe. Der Kürbis kocht schon mit den Karotten vor sich hin, aber Frau Sei hat den Ingwer vergessen – „oh nein“, ruft Laura und fürchtet schon um die köstliche Kürbissuppe zum Mittagessen, denn Kürbissuppe ohne Ingwer geht gar nicht. Glücklicherweise weiß Frau Sei Rat. „Der kann da noch mit rein“, sagt sie resolut. „Jamie, schneid mal schnell das Stückchen hier klein.“ Mit wenigen Griffen ist ein Stück Ingwer geschält und geschnibbelt und wandert in den Topf, aus dem es schon sehr verführerisch riecht. Aber bis es so weit ist, dass die Suppe verspeist werden kann, dauert es eine ganze Weile. „Auch das gehört zum Kochen“, sagt Regina Seidensticker, „die Geduld, bis alles gar ist.“ Und davor muss ja geschnibbelt werden, was das Zeug hält – gerade der Kürbis ist ganz schön widerspenstig, denn der Hokkaidokürbis vom Liensfelder Landhof, den die Familie Wülfken gern spendiert hat, muss zwar nicht geschält werden, die (sehr leckere) Schale macht das Schneiden allerdings nicht grade einfach. Aber die Fünftklässler, die bei Regina Seidensticker seit dem Sommer Hauswirtschaft haben, sind fast schon Experten in der Küche – der eine oder andere kocht auch ab und an mit Mama. So haben Jasper und Nick mit ihren Müttern sogar schon Kürbissuppe gekocht – viele betreten aber auch Neuland in der Küche, und der richtige Umgang mit scharfen Messern, mit dem Pürierstab oder dem Mixer will gelernt sein. „Wir haben auch schon Abwaschexperimente gemacht“, erzählt Laura, „wie das Geschirr am saubersten wird, mit warmem oder kaltem Wasser und so.“ Denn natürlich wird alles, was benutzt wird, auch wieder abgewaschen und sehr sorgfältig weggeräumt, denn Regina Seidensticker vermittelt den Kindern nicht nur den Umgang mit den Lebensmitteln und ihr Zubereitung sondern die Grundzüge der Hauswirtschaft im Allgemeinen.
Für die Kürbissuppe haben die Kinder also „Möhren, Zwiebeln und Kürbis geschält und geschnitten“, erklärt Miguel, der heute seine Kürbissuppen-Premiere feiert und schon gespannt ist, wie sie wohl schmeckt. „Dann haben wir alles zusammen mit Brühe und Apfelsaft, Salz und Curry in den Topf“, sagt Mats, „und das kocht jetzt weich.“ Dass man die Kürbiskerne trocknen und essen kann, lernen die Kinder auch. „Die muss man nicht wegwerfen“, erklärt die Lehrerin. Sogar für die Möhrenschalen finden sich Abnehmer: Nicks Hasen freuen sich schon drauf.
Todesmutig fischen sich Sinan und Letizian dann ein Stück Möhre aus der Brühe und prüfen, ob sie schon weich genug ist – „ja, das geht schon“, sind sie sich einig. Sehr professionell wird das Gemüse jetzt von Jasper und Nick mit dem Pürierstab in Suppe verwandelt. Nach dem Abschmecken sind die Köche einer Meinung: Da muss nichts mehr dran Jetzt können die Geflügelwürstchen rein. Jedes Kind nimmt sich so viel, wie es essen mag, und gibt noch Kürbiskerne und Kürbiskernöl dazu. Miguel ist gespannt. „Die erste Kürbissuppe meines Lebens“, strahlt er und kostet. „Die ist lecker“, sagt er überrascht. „Und war gar nicht so schwer, oder?“ fragt Frau Sei. Denn auch das lernen die Kinder bei ihr: Dass gut kochen mit leckeren Zutaten gar nicht schwierig oder gar teuer sein muss. „Und auch Spaß macht“, sagt Nick, „weil es immer lecker ist.“ „Und weil wir mit Frau Sei kochen“, ergänzt Lucas und erntet Zustimmung. So lieb wie resolut führt Regina Seidensticker ihre Schüler an die Grundlagen des Kochens und alles, was dazu gehört, heran. „Wir haben schon Hot Dogs gemacht und Würstchen im Blätterteig“, erzählt Jasper. „Und schon Obstsalat“, ergänzt Laura. „Genau, wir haben ein Müslibuffet zubereitet“, sagt Frau Sei, „mit Obstsalat.“ Gegessen wird immer gemeinsam, das ist den Kindern so wichtig wie ihrer Lehrerin – es wird gegessen und gequatscht, das macht allen Spaß. Nachtisch gibts auch immer – Joghurt oder Obst, denn Nachtisch ist gut für die Seele. Anschließend wird gemeinsam abgewaschen und abgetrocknet. Die Küche hinterlassen die Kinder blitzblank und sind stolz drauf, denn schließlich wollen sie die Küche beim nächsten Kochunterricht auch wieder so vorfinden. Und auf den freuen sie sich schon.


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