Reporter Eutin

Weil Hilfe immer gebraucht wird

Das ist die Hälfte der Freiwiliigen Feuerwehr Sieversdorf. Eine fröhliche, schlagkräftige Truppe, die im Dorf etwas bewegen will. Dafür suchen die Feuerwehrleute Verstärkung – und weil ehrenamtliche Helfer immer gebraucht werden

Das ist die Hälfte der Freiwiliigen Feuerwehr Sieversdorf. Eine fröhliche, schlagkräftige Truppe, die im Dorf etwas bewegen will. Dafür suchen die Feuerwehrleute Verstärkung – und weil ehrenamtliche Helfer immer gebraucht werden

Sieversdorf (ed). Der Tenor ist eindeutig: Wir sind hier, weil wir gerne anderen helfen. Da kann man bei der Sieversdorfer Freiwilligen Feuerwehr fragen, wen man will. Von der 18jährigen Lisa Bock bis zum Wehrführer Martin Hayes stehen hier alle bereit, wenn es darum geht, den Nachbarn in Not zu helfen. Fest eingebettet in die Sieversdorfer Dorfgemeinschaft arbeitet die Freiwillige Feuerwehr oft auch mit dem Verschönerungsverein oder der Dorfschaft zusammen. Vom Laternenumzug bis zum Scheunenbrand, die Sieversdorfer Wehr ist da, wenn sie gebraucht wird.
 
“Hier dreht sich viel im Dorf”, sagt Martin Hayes, “jeder hilft jedem – wir sind zwar eine schlagkräftige Truppe, aber wir könnten noch gut Verstärkung gebrauchen.” Seit sechs Jahren ist Martin Hayes der Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Sieversdorf – Feuerwehrmann ist er aber schon seit 40 Jahren, immer in Sieversdorf und immer mit Spaß an seinem Ehrenamt, denn eine „Ehren-Amt“ im besten Sinne des Wortes, das sei die Feuerwehr. 1888 wurde die Freiwillige Feuerwehr Sieversdorf gegründet – damals noch mit Neukirchen zusammen.
 
Seit 1965 sind die Sieversdorfer eine eigenständige Wehr, heute mit 19 aktiven und neun Ehrenmitgliedern. „Und das dürfen gerne mehr werden“, sagt Martin Hayes. Vor allem, da die Sieversdorfer Wehr eine sehr engagierte, kameradschaftliche Wehr ist, in der jeder seinen Platz findet – „und sich auch weiterbilden und qualifizieren kann“, so Michael Müller. Er lebt seit sieben Jahren in Sieversdorf und ist seit sechs Jahren in der Wehr – es sei ihm ein Leichtes gewesen einzutreten, denn einerseits sei es ein toller Ausgleich zum Job und andererseit schön, die Wehr bei ihrer Arbeit unterstützen zu können.
 
Mittlerweile ist er einer von vier Atemschutzgeräteträgern, drei weitere sind in der Ausbildung. „Die Atemschutzgeräteträger sind eine unserer Besonderheiten”, sagt Michael Müller, “diesen Bereich wollen wir gern ausbauen und fördern, denn das ist etwas ganz Besonderes.” Die Atemschutzgeräteträger haben eine spezielle Ausbildung, die brauchen sie auch, ebenso wie körperliche Fitness, denn sie sind die Ersten, die in das brennende Haus hineingehen, wenn Leben in Gefahr sind.
 
Die andere Besonderheit der Sieversdorfer Wehr ist Bernd Penter – seines Zeichens Gemeindewehführer der acht Malenter Gemeindewehren. Der Malenter ist in die Freiwillige Feuerwehr Sieversdorf eingetreten, wegen der Nähe zu seinem Heimatort Malente, aber auch wegen des Zusammenhalts und der guten Atmosphäre, die die Wehr auszeichnen. Er fühle sich wohl in Sieversdorf, sagt er – und seine Kameraden freuen sich, das Oberhaupt der Gemeindewehren als aktives Mitglied zählen zu können. “Es ist einfach eine schöne Gemeinschaft, das macht Spaß”, sagt die 18jährige Lisa Bock. “Das Zusammensein, das gemeinsame Arbeiten.” Sie sei eingetreten, weil sie beruflich später in eine ähnliche Richtung wolle – “und weil Helfen einfach wichtig ist. Und zusammen macht es noch mehr Spaß.”
 
Ihr Gemeinschaftsgefühl haben die Feuerwehrleute gerade eben mit dem Bedrucken eines Satzes Polo-Shirts manifestiert: Auf dem Kragen steht der Vorname, auf der Tasche “Feuerwehr Sieversdorf” und hinten drauf eine große, leuchtende 112. Einer hatte die Idee und alle fanden sie gut – man versteht sich eben bei der Sieversdorfer Feuerwehr. Und ganz im Gegensatz zu vielen anderen Institutionen hat die Wehr kein sogenanntes “Altersproblem”: “Wir haben ein Durchschnittsalter von 40 Jahren”, freut sich Martin Hayes, “das ist etwas Besonderes. Aber trotzdem arbeiten wir in Rufbereitschaft mit Neukirchen.” Denn viele der Feuerwehrkameraden haben einen weiten Weg zu ihrer Arbeitsstätte und brauchen dementsprechend lange nach Sieversdorf, wenn sie gerufen werden. “Deswegen würden wir uns über eine Menge Verstärkung sehr freuen.” Sieversdorfer, die Lust haben sich zu engagieren, sind herzlich willkommen – vor allem Frauen, “denn unsere Frauenquote liegt bei 15,8 Prozent”, schmunzelt Martin Hayes, “das dürfen sehr gern mehr werden.”
 
Der zeitliche Aufwand hält sich in Grenzen – neben den Einsätzen und eventuellen Lehrgängen sind es zwei Übungsabende im Monat. Und auch die Einsätze sind überschaubar: „Wir rücken im Dorf fünf bis zehnmal im Jahr aus“, sagt Martin Hayes, „und das reicht von Sturmschäden und Kleinbrände bis hin zu vermissten Personen, die gesucht werden müssen, Bomben auf dem Feldweg oder Pferden, die aus dem Graben gezogen werden müssen. “Es ist alles dabei, was das Leben so bietet”, so Martin Hayes, “wirklich traurige Ereignisse, aber wir hatten auch schon ein paar sehr komische Einsätze.” Für Ron Lütt war es immer klar, dass er zur Feuerwehr geht, wenn er groß ist – “ich bin hier nebenan aufgewachsen und habe schon als kleiner Junge mit Spannung verfolgt, wenn die Feuerwehrleute sich getroffen und ausgerückt sind zu Einsätzen.” Als er alt genug war, ist er eingetreten, auch weil es einfach wichtig sei zu helfen. “Das bringt Spaß.” Der Grund, wieso noch viel mehr Sieversdorfer in die Feuerwehr eintreten sollten, liegt für ihn auf der Hand: “Weil man noch viel mehr ehrenamtliche Helfer bräuchte.”
 
Das Argument “keine Zeit” gilt für ihn nicht, jedenfalls nicht, wenn sich jemand für die Arbeit der Feuerwehr interessiert – “wenn man etwas spannend findet, dann hat man auch Zeit dafür.” Und spannend ist das Ehrenamt bei der Feuerwehr, da sind die Sieversdorfer Feuerwehrleute sich einig.


Weitere Nachrichten aus Eutin am Mittwoch

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen