

Bad Malente-Gremsmühlen. Mal gut, dass das AWO Kinderhaus so einen großen Garten hat, sonst hätte wohl das fröhliche rot-gelbe Zirkuszelt nicht reingepasst – und der Stall mit den drei Ziegen, den vielen Tauben, den großen Gänsen und den Hühnern schon gar nicht. Denn eine Woche lang stand der Kindergartenalltag voll und ganz im Zeichen des Zirkuslebens: „Dank des Erlöses aus unserem Flohmarkt im vergangenen Jahr“, strahlt Kinderhaus-Leiterin Annett Klöfkorn-Papke, „konnten wir den Circus Benjamin zu uns einladen.“ Das kleine Familienunternehmen in der langen Tradition norddeutscher Zirkusse wird von Benjamin und Nicole Thiel geführt – die beiden Artisten aus Zirkusfamilien üben mit Kindergartenkindern kleine Zirkusnummern ein, sind spezialisiert auf Kindergärten (um die Schulkinder kümmern sich ihre Verwandten von der Zirkusfamilie Traber), spielerisch und liebevoll lernen die Lütten Balancieren, lernen Ziegen, Tauben, sogar eine Schlange kennen, dürfen Clown sein, Tiger oder Dompteur und etwas ganz besonders erleben. Zwei Zirkusnummern haben die Thiels mit den Kindern eingeübt – „das schaffen sie locker“, lacht Benjamin Thiel – geprobt wurde jeden Vormittag, „und das Tolle war, dass die Kinder jederzeit die Tiere besuchen konnten“, erzählt Annett Klöfkorn-Papke, „die ganze Woche Kontakt zu Tieren, die man ja sonst nicht so trifft, das fanden die Lütten besonders toll.“ Die Kita-Leiterin strahlt vor Stolz auf „ihre“ Kinder: „Was sie sich alles trauen, das ist so toll. Und wer am Anfang noch Angst hatte, hat jetzt längst keine mehr.“ Nach der aufregenden Generalprobe am Freitagvormittag strömten dann am Nachmittag Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel ins Zirkuszelt, denn alle wollten natürlich sehen, was die Lütten in nur einer Woche gelernt hatten. „Und das würde so mancher Erwachsene nicht schaffen“, schmunzelt Nicole Thiel, die mit ihrem Mann bereits seit fünf Jahren Kindergarten-Projekte anbietet. „Die Kinder wachsen über sich hinaus, es ist unglaublich, wie mutig sie sind und wie sie sich in der kurzen Zeit entwickeln.“ Und ganz sicher hat der eine Papa oder die andere Mama ganz schön gestaunt, wie cool ihre Tochter mal eben eine ausgewachsene Riesenschlange trägt – oder wie souverän ihr Söhnchen mit Tauben umgeht, tolle Hula Hoop-Kunststücke macht oder so lange stillhält, dass der Becher nicht von seinem Kopf fällt. Ganz spielerisch und mit viel Spaß, aber auch der nötigen Portion Disziplin, wie Benjamin Thiel unterstreicht, lernen die Kinder die tollsten Sachen und ganz nebenbei werden Konzentrationsfähigkeit, Fein- und Großmotorik, Hand-Auge-Koordination oder auch Sprache gefördert. Mitmachen durfte jedes einzelne der rund 100 Kinder, liebevoll geschminkt und im Kostüm natürlich – schon die Allerkleinsten waren als gefährliche Tiger in der Manege zu sehen, wo sie atemberaubende Kunststücke vorführten. Das Clowns-Quartett glänze mit seinem humoristischen Talent, die eine Gruppe schickte zwei riesige Ziegen ganz cool durch die Manege, die nächste präsentierte eine zauberhafte Glas-Balance, wieder andere zeigten sich als Schlangenbeschwörer, „da darf keiner den Kasper machen“, so Benjamin Thiel, „und auch die Ziegen müssen wissen, wer der Chef ist. Aber die Kinder haben alle super mitgemacht, das hat auch uns großen Spaß gemacht.“ Mia (5) fand die Ziegen ganz großartig, mit denen sie arbeiten durfte, aber „noch schöner waren die Tauben, die waren ganz weich und haben geflattert“, strahlt die kleine Artistin. Ihre Freundin Nelly mochte die Tauben genau so gerne, obwohl das mit dem Üben die ganze Woche doch ziemlich schwierig war. Das Beste aber war, „als alle geklatscht haben, das war toll“, sagt Nelly, und da kann ihr Niklas nur zustimmen: „Das war am tollsten.“ Für die Kinder ist diese Woche – ganz abgesehen von den pädagogischen Werte, dem Mut und dem Selbstbewusstsein, das sie gewonnen haben – einfach eine großartige Erinnerung, die sie bis ins Erwachsenenleben behalten werden. „Wer träumt denn nicht davon“, schmunzelt Nicole Thiel, „einmal Artist sein zu dürfen? Dieses Erlebnis bleibt hängen, daran werden sie sich noch sehr lange erinnern.“