

Malente (aj). Die Verwaltung und der Bürgerbus – wer sich näher mit diesem Malenter Thema beschäftigt, erkennt schnell: Einfach war das nie. Auf der einen Seite eine Gemeinde ohne Geld, auf deren anderen ein ehrenamtlich geführter Verein, der die Menschen sicher und für sie kostenlos auch an die abgelegenen Adressen des ländlichen Raumes bringt und für diese Leistung öffentliche Gelder aus der chronisch klammen Kasse erhält. Nun hat die Gemeinde den Halteknopf gedrückt und möchte zum Jahresende aussteigen. Über den entsprechenden Vorschlag und die Gründe der Verwaltung wird der Ausschuss für Schule, Jugend, Soziales und Sport in seiner Sitzung am morgigen Donnerstag, 15. Mai, um 18.30 Uhr im Kursaal diskutieren.
Die Verwaltung argumentiert mit den Kosten und nimmt dabei die Jahre 2022, 2023 und 2024 in den Blick. Laut Vorlage fielen insgesamt unter anderem für Treibstoff, Werkstatt, Fahrer und Verwaltung 21.251 Euro, 23.963 Euro und 23.941 Euro an, von denen die Gemeinde etwa zwei Drittel zu tragen habe. Das entspreche für die genannten Jahre einer Summe zwischen 15.285 (2022) und 16.781 Euro (2023).
Was die Fahrstrecken anbelangt, sieht die Verwaltung die Haltepunkte im wesentlichen durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) abgedeckt, zudem würden maximal zehn Personen am Tag befördert. Letztlich wird das Alter der Fahrer*innen herangezogen, das zwischen 53 und mehr als 80 Jahren liegt, wobei 19 der 25 Fahrer*innen zwischen 62 und 79 Jahren alt sind. Unter dem Strich kommt die Verwaltung in ihrer Vorlage zu folgendem Vorschlag an die Politik: „Einstellung des Bürgerbusses zum 31.12 2025“.
Beim Verein BürgerBus Malente e.V. halten sich Unverständnis und Empörung die Waage. Sprecher Michael Winkel betont: „Im November 2023 hat die stellvertretende Bürgermeisterin Gudrun Förster gesagt: ‚Die Gemeinde bekennt sich zum Bürgerbus!‘“. Immer wieder habe man das Gespräch gesucht, um verlässlich und verantwortungsvoll planen zu können. Als Stichworte nennt Winkel eine Entwicklung in Richtung E-Mobilität, nachhaltig, auch was die Kosten anbelangt: „Aber dafür hätte es einer verlässlichen Perspektive bedurft“, unterstreicht er. Auch in Bezug auf die Werbung neuer Fahrer*innen sei man auf Planungssicherheit angewiesen. Man sei Bürgermeister Heiko Godow „hinterhergelaufen“: „Wir wollten wissen, wie es weitergeht“, so Winkel. Die letzte Auskunft sei gewesen, dass man zum Ende des Quartals 2025 „sprechfähig“ sein werde, Ende März habe Godow dann auf Nachfrage auf die aktuelle Sitzungsvorlage verwiesen. Nun sehen die Vereinsmitglieder, dass von ihren Vorschlägen etwa zur E-Mobilität keiner aufgenommen und vertieft worden ist: „Das ist eine Enttäuschung!“, stellt Winkel fest. Man sei nicht uneinsichtig: „Wenn eine ernsthafte und konstruktive Prüfung ergeben würde, dass der Bürgerbus nicht zu halten ist, dann akzeptieren wir das, aber diese Prüfung vermissen wir“, erklärt er.
Die Nutzungszahlen liefern ihm dafür einen weiteren Beleg: Die Vorlage unterscheidet zwischen Personen und Fahrgästen: „So rechnet man Zahlen künstlich runter und den Bus teuer“, konstatiert der Vereinsvorstand. Im Raum steht zudem die Frage nach den Verwaltungskosten: „Was genau verwaltet die Gemeinde? Da müssen die Entscheidungsträger genau hinsehen“, merken die Ehrenamtlichen an. Auch die Frage, ob sich der Verein zum Beispiel bei der Anschaffung eines zukunftsfähigen Fahrzeuges beteiligen könne, sei gar nicht gestellt worden. Aufgeführte Posten wie die Verlängerung von Fahrerlaubnissen würden zudem vom Kreis übernommen, nicht von der Gemeinde. Selbst verursachte Schäden übernehme man selbst. Doch es sind nicht ausschließlich die Zahlen, zu denen man im Ausschuss Stellung nehmen wird.
Auch zum Verweis auf den ÖPNV hat man eine eigene Meinung: „Es gibt Lücken, der ÖPNV fährt schulbusgerecht, steuert andere Haltestellen an“, erläutert Winkel. Die Rückmeldung an den Verein zeigten: „Die Menschen sind darauf angewiesen!“ Auch Touristen nutzten den Bus. Letztlich vermisst man die so oft betonte Würdigung des Ehrenamtes: „Hier werden 3.000 Stunden im Jahr ehrenamtlich geleistet“, rechnet Winkel vor. Seine Erwartungen formuliert der Vorstand so: „Die Entscheidungen müssen aufgrund sachlicher Begründungen getroffen werden.“
Nachfragen von den politisch Verantwortlichen habe es kaum gegeben. Einzig Jürgen Redepennig habe als Reaktion auf den Protest des Vereins Kontakt aufgenommen.
„Wir wollen morgen wissen, woher die Zahlen kommen. Und wenn die Gemeinde sich für ein Ende des Bürgerbusses entscheidet, werden wir dem zuvorkommen und unseren Verein auflösen!“, stellt Winkel klar. Beschädigt sei man schon jetzt: „Das Gefühl, nicht gewollt zu sein, ist bitter!“