Gesche Muchow

„Nicht am Essen der Kinder sparen!“

Eine drohende Erhöhung von 58 Cent bis 1,22 Euro pro Schulessen rief zahlreiche besorgte Eltern auf den Plan.

Eine drohende Erhöhung von 58 Cent bis 1,22 Euro pro Schulessen rief zahlreiche besorgte Eltern auf den Plan.

Bild: HFR

Neustadt. Ob und in welcher Form in Zukunft rund 50 Prozent der anfallenden Kosten für die Essensausgabe an Neustädter Schulen und Kitas von den Eltern getragen werden könnten, darüber hatten die Mitglieder des AfgA (Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten) unter anderem am vergangenen Dienstagabend zu beraten.

Dieser Beratung war die Entscheidung im AfgA vom 12. November 2024 vorausgegangen, in der sich die Mehrheit der Ausschussmitglieder für die Weitergabe von 50 Prozent dieser Kosten ausgesprochen hatte. Damit sollten im Bereich der Kitas jährlich 43.500 Euro und bei den Schulen 45.225 Euro, also insgesamt knapp 90.000 Euro der Kosten nicht mehr von der Stadt, sondern von den Eltern getragen werden. Der Ausschuss hatte dann die Verwaltung beauftragt, verschiedene Optionen für diese neue Kostenverteilung zu erarbeiten. Gelingen sollte dies durch eine Erhöhung der Essenspreise, wobei die errechneten Optionen seitens der Verwaltung Teuerungen von 0,58 über 0,90 bis hin zu 1,22 Euro pro Essen auswiesen.

Bereits im Vorfeld hatte diese Sparmaßnahme bei Eltern und Erziehern für reichlich Unmut gesorgt und die zahlreiche Eltern nutzten die öffentliche Sitzung, um gegen diese neue Kostenverteilung zu protestieren. Die Zuschauer, die sich zu Wort meldeten, bemängelten, dass die Politik vor ihrer Entscheidung im November nicht das Gespräch mit den Eltern und den Einrichtungen gesucht habe. Nun werde man vor vollendete Tatsachen gestellt und es gäbe zahlreiche Eltern, die sich ein so teures Essen für ihre Kinder einfach nicht leisten könnten. Die Befürchtung, dass Eltern in Neustadt überproportional belastet werden, rechneten die Anwesenden anschaulich vor. Außerdem verdeutlichten sie, dass viele Eltern gar nicht wählen könnten, ob ihre Kinder in den Einrichtungen essen oder nicht. Denn gerade im Kitabereich ist die Teilnahme am Essen bei einer Betreuungszeit von länger als 5 Stunden verpflichtend. Dann müssten die Eltern neben den Kitagebühren auch die erhöhten Essenskosten zahlen. In den Schulen hingegen stehe zu befürchten, dass weniger Kinder in der Schule essen und hungrig bleiben, weil die Eltern sich das Schulessen nicht mehr leisten können. „Ganz gleich, wie angespannt die finanzielle Lage der Stadt ist, man sollte nicht am Essen der Kinder sparen!“, mahnte einer der anwesenden Eltern. Und diese Worte fanden Gehör.

Die Kommunalpolitiker berieten zwar ausgiebig die vorgelegten Varianten und stellten Überlegungen an, wie sich Geld einsparen ließe, ohne die Eltern so stark zu belasten. Deutlich wurde jedoch, dass alle von der Verwaltung vorgestellten Optionen mit einigem Aufwand verbunden wären und es eher unwahrscheinlich ist, dass sich damit tatsächlich knapp 90.000 Euro jährlich einsparen ließen. „Wahrscheinlich reden wir hier von wesentlich weniger Geld“, räumte Patrick Marggraf von der CDU ein und Mirko Stein (Grüne) stimmte zu: „Unterm Strich lohnt es sich wohl gar nicht und es trifft diejenigen sehr hart, die sich das nicht leisten können“.

Ausschussvorsitzende Beatrix Spiegel (SPD) dankte der Verwaltung für die sehr ausführliche Erarbeitung der möglichen Optionen, die es den Ausschussmitgliedern ermöglicht habe, die ganze Problematik gut zu erfassen. In der Folge einigten sich sich die Anwesenden darauf, keine Teuerung der Essenspreise zu beschließen, sondern das Thema zunächst innerhalb der Fraktionen oder in Form eines Workshops unter Beteiligung der Eltern und Erzieher weiterzuberaten.

Im Zuge dessen solle gleich auch die Qualität des derzeitigen Schulessens auf den Prüfstand gestellt werden. Der Idee, dass die Stadt Neustadt eine eigene Großküche betreiben sollte, um die rund 1.000 Essen pro Tag für die Neustädter Kinder und Jugendliche in guter Qualität und zu einem guten Preis zuzubereiten, stieß von Seiten der Verwaltung auf keine große Begeisterung. (gm)


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