

Eutin. Zwei Schleifen leuchten am Shirt von Helga Mogk. „Prognose Leben“ ist auf der pinkfarbenen zu lesen, sie signalisiert Solidarität und steht für Frauen mit der Diagnose Früher Brustkrebs. Der andere Anstecker ist zweifarbig, das Lila-Pink symbolisiert „Prognose Lebensqualität“ für Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs. Die lebensfrohe Frau, die da in einem Eutiner Restaurant am Tisch sitzt und ihren Milchkaffee genießt, hat beide Diagnosen in ihr Leben einsortieren müssen. 2000 tastete sie einen Knoten in der Brust. Voll im Leben stand sie, war Anfang 40, hatte viele Pläne, aber keinen Plan für die Krankheit, die sie „mittendrin erwischte“, wie sie sagt. Ein Schock, der kaum zu steigern schien. Bis 2003 die Metastasen entdeckt wurden. Eine „Langzeitüberlebende“ nennt sie sich heute. Und den Plan, der ihr zunächst fehlte, den hat sie längst: „Mir ist wichtig, offen mit meiner Erkrankung umzugehen“, erklärt sie. Viele Familien seien mit dem Thema Brustkrebs konfrontiert: „Ich möchte den Menschen Mut machen. Das Leben mit Krebs kann über viele Jahre gehen.“
Perückensammlung im Brustkrebsmonat Oktober
Den Brustkrebsmonat Oktober nimmt sie zum Anlass, für ihre Sache zu trommeln, um Aufmerksamkeit zu werben und für konkrete Unterstützung: Die Wahl-Eutinerin engagiert sich für die Perückensammlung von Brustkrebs Deutschland e.V. nicht zum ersten Mal: Im Jahr 2020 kamen durch ihr Engagement 200 Perücken zusammen, die nach Moldawien und Kosovo geschickt werden konnten. Das ist die Idee hinter der Aktion: Gut erhaltene Perücken werden in Länder gebracht, in denen die Krankenkassen die Anschaffung einer Perücke nicht übernehmen oder bezuschussen. Die „Zweitfrisuren“ sind viel mehr als ein optisches Trostpflaster, wenn eine Chemotherapie zum Verlust der eigenen Haare führt. Sie schützen, geben ein Stück Kontrolle und Selbstbestimmtheit zurück: „Man sieht die Krankheit nicht auf den ersten Blick“, erläutert Helga Mogk. Sie weiß, wie wichtig es ist, trotz des Krebses Regie im eigenen Leben zu führen. Und sie kennt die Hürden und die Schmerzen, die auf dem Weg liegen, ehe dieser Punkt erreicht ist. Jede Frau, davon ist sie überzeugt, muss dabei ihrem eigenen Kompass folgen. Für sie war Akzeptanz der Schlüssel zu einer Aussöhnung mit dem Leben: „Dabei hat es mir geholfen, viel über die Krankheit zu wissen, kein Opfer zu sein, sondern handeln zu können“, erzählt sie. Sie informiert sich, besucht Patientinnentage, macht sich schlau über den Stand der Forschung und die Behandlungsmöglichkeiten: „Wissen hat mir die Angst genommen“, betont sie. Aus der Frau mit der Diagnose ist über die Jahre eine mündige Patientin geworden, eine, die ihrem Arzt Fragen stellt und mitentscheidet. Im Dreiklang aus Schulmedizin, Komplementärmedizin und dem Gespür für die eigene Seele liegt ihre Antwort auf die Aufgabe, die ihr das Leben gestellt hat. Als sie den Kampf gegen die Krankheit ruhen ließ, eine Strategie entwickelte, mit Krebs zu leben, kam die Lebensqualität zurück. Natürlich verändert sich alles, wenn das Wort „Brustkrebs“ in der Krankenakte steht. Aber das Leben ist schön: „Früher konnte ich noch reisen, das geht jetzt nicht mehr“, sagt sie. Heute ist es ein Vogelzwitschern, der Blick aufs Meer in seiner Unendlichkeit, die Nähe lieber Menschen: „Und wenn im Frühling die Tulpen blühen, ist mir ganz bewusst, dass es immer weitergeht.“ Im Hier und Jetzt zu leben, für Helga Mogk ist das kein Kalenderspruch, sondern eine Medizin. Zusätzlich zu den Medikamenten, die sie nimmt. Ein schöner Moment an jedem Tag - dieses Rezept hat sie sich selbst ausgestellt.
Zu den besonders reichen Augenblicken gehört es, wenn sie anderen helfen kann. Und deshalb hofft sie, dass viele Menschen in der Region ihre Perücken spenden. Aufklärung ist ihr ebenso wichtig wie die Anteilnahme, die Herzenswärme, für die jede Spende steht. Viele Menschen, so ihre Erfahrung, haben eine Perücke in der Schublade: „Und es kann so guttun, damit anderen etwas Gutes zu tun.“
Die Sammlung ist nicht die einzige Aktion, die sie im Oktober plant: Sie hat die Malenter Landfrauen ins Boot geholt - vom Ergebnis wird zu lesen sein. Und eine weitere Überraschung in Pink ist in Planung: „Wenn schon Brustkrebsmonat - dann richtig!“ sagt sie zum Abschied und lacht dabei. Und da ist er dann - der gute Moment des Tages. (red)
Infos zur Perückensammelaktion
Helfen auch Sie, bedürftige Frauen zu unterstützen. Senden Sie gut erhaltene, saubere Perücken an folgende Adresse:
Brustkrebs Deutschland e.V.
Lise-Meitner-Str. 7
85662 Hohenbrunn
Den Anfang machten Perücken für Griechenland. Inzwischen werden Perücken in 25 Länder weltweit versendet: Ägypten, Albanien, Bosnien Herzegowina, Botswana, Bulgarien, Costa Rica, Griechenland, Haiti, Kosovo, Kroatien, Malawi, Malaysia, Mexico, Moldavien, Mosambik, Nigeria, Osttimor, Peru, Philippinen, Rumänien, Südafrika, Tirana, Tschechien, Ukraine und Uruguay. Helga Mogk haucht dem Brustkrebsmonat Leben ein und hofft auf viele Perückenspenden.