Marlies Henke

Tourentipp gegen das Fernweh: Rund um den Gömnitzer Berg

Ostholstein. Früher diente er Seefahrern als Landmarke, heute Wanderern zur Orientierung: der Gömnitzer Turm. Unser Tourentipp führt in weitem Bogen durch eine abwechslungsreiche Landschaft rund um dieses ehemalige Küstenseezeichen.
Die acht Kilometer lange Strecke hat alles, was das Wanderherz eines Flachlandtirolers begehrt: sich über Hügel schlängelnde Wege, kleine Wäldchen, ein plätscherndes Bächlein sowie weite Aussichten über die Holsteinischen Schweiz bis zur Ostsee und bis nach Lübeck. Wir besteigen den dritthöchsten Berg im Kreis, durchqueren idyllische Dorfschaften und bekommen Schafe, Pferde und viel Sonne zu sehen. Nicht umsonst gehören große Streckenabschnitte zu den Europäischen Fernwanderwegen E1 (Alpen – Ostsee) und E6 (Finnland – Türkei). Wen jetzt das Fernweh packt, der mache sich einfach auf – in Richtung Gömnitz.
 
Hinweise: Einen kostenfreien Parkplatz gibt es an der Straße „Am Major“, direkt am Fuße des Gömnitzer Bergs. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Startpunkt kommen möchte, hat nur eingeschränkte Möglichkeiten: Der Bus (Nr. 5900, Röbel – Süsel, Haltestelle „Zum Major“) fährt lediglich von montags bis freitags. Größere Streckenabschnitte verlaufen auf unbefestigten Wegen. Es gibt sowohl am Gömnitzer Berg als auch auf der Wanderstrecke diverse Rastmöglichkeiten von Bänken bis hin zu einer kleinen Schutzhütte.
 
Los geht‘s vom Startpunkt aus in Richtung Nordwesten nach Gömnitz, wo wir zunächst rechts dem Sierhagener Weg und der Markierung der Fernwanderwege E1/E6 (schwarzes Kreuz auf weißem Grund) folgen. Wir passieren bald rechter Hand den Wulfsberg und einen kleinen Wald und genießen immer wieder neue Sichtachsen auf den Gömnitzer Berg. Nach circa zwei Kilometern erreichen wir das über 800 Jahre alte Örtchen Plunkau, wo wir uns links Richtung auf dem Griebeler Holzkatenweg halten. Hinterm Ortsausgang Plunkau muss man 800 Meter am Straßenrand laufen – einziger Wermutstropfen dieser schönen Tour, aber die Straße ist wenig befahren. In Holzkaten angekommen, verlassen wir nach der scharfen Linkskurve die Straße und gelangen wieder auf einen schönen Wanderweg (Bank/später Schutzhütte), der in größeren Abschnitten von dem plätschernden Steinbach begleitet wird. In Gömnitz gehen wir wieder geradeaus Richtung Gömnitzer Berg, den wir als krönenden Abschluss besteigen. (he)
 
Vom großen Major und vom kleinen Turm
Der Gömnitzer Berg ist Süsels Wahrzeichen und Bestandteil des Gemeindewappens. Er ist 93,80 Meter hoch und damit nach dem Bungsberg bei Schönwalde (167,4 Meter) und dem Weiberberg (100 Meter) bei Harmsdorf der dritthöchste Punkt im Kreis Ostholstein. Man erreicht seinen Gipfel über Stock und Stein sowie über 100 Stufen von der Straße „Am Major“ aus. Oben angekommen öffnen sich einmalige Blicke über die Holsteinische Schweiz bis zur Ostsee und bei klarer Sicht sogar bis zu Lübecks markanten Türmen oder bis nach Mecklenburg-Vorpommern.
Der 12 Meter hohe Gömnitzer Turm wurde als Landmarke für Seeleute zum Ansegeln der Travemündung errichtet. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts hatte dort ein Baum gestanden. Aus verschiedenen Quellen ist überliefert, dass es sich entweder um eine Eiche oder um eine Buche gehandelt haben soll. Fest steht, dass der Baum mächtig war, was ihm den Namen Major einbrachte. Nach vielen Jahren als Wegweiser für segelnden Schiffe wurde der Baum im Jahr 1815 von Sturm und Blitz zerstört.
1826 wurde dann der Bau eines Turms genehmigt, zwei Jahre später war der Bau fertig gestellt. 1969 folgte die Eintragung als Kulturdenkmal. 1982, 1990 und 2010 wurde der Turm restauriert und seit 1993 ist er für die Öffentlichkeit frei zugänglich.
Der Gömnitzer Turm ist 12 Meter hoch und zwei Meter breit. Für den Bau wurden 20.000 Backsteine verwendet. 41 Stufen einer schmalen Wendeltreppe führen bis nach oben. Dort gewähren vier kleine Gucklöcher allerdings nur eine sehr eingeschränkte Sicht nach draußen. (he)


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