

Kellenhusen. Zum Jahrestag der letzten Sturmflut von 2023 lud der Tourismus-Service Kellenhusen erstmals öffentlich zu einer „Opfergabe“ ans Meer ein. Was auf den ersten Blick dramatisch klingt, ist eigentlich recht harmlos und geht auf eine alte Seefahrertradition zurück. Über 200 Menschen erfuhren an diesem Abend viel über die Sturmfluten in Kellenhusen und konnten bei der kleinen Zeremonie erleben, wie sich die Einheimischen gegen zukünftige Hochwasser wappnen.
Der Abend begann mit einer Fackelwanderung über den Kellenhusener Nordstrand. Zwar blies ein kräftiger Wind aus Nordost so manche der 150 ausgegebenen Fackeln aus, doch das Wetter passte auf besondere Weise zum Thema der Veranstaltung. Am Seebrückenkopf endete der lange Zug.
Dort schilderte zunächst der Erzählkünstler Gerhard Bosche die dramatischen Ereignisse der Sturmflut von 1872 und berichtete, wie der Kellenhusen-Gin eigentlich nach Kellenhusen kam. Anschließend beschrieb Tourismusleiter Raymond Kiesbye die Sturmnacht 2023, in der er selbst an der Promenade Sandsäcke packte, und die zerstörerischen Folgen für das Ostseebad. Und wie ihn diese Nacht an eine Seefahrertradition seines Onkels Hans erinnerte: Vor großen Fahrten opferte der Kapitän stets eine Flasche Whisky dem Meer, um es gnädig zu stimmen. Einmal vergaß er diese Gabe, worauf sein Schiff in schwere See geriet und sogar Monsterwellen zu überstehen hatte. Glücklicherweise überlebten Schiff und Crew die Fahrt, doch seitdem gilt das Ritual als unverzichtbar.
In Kellenhusen wurde diese Tradition an diesem Abend wieder aufgegriffen, nur dass statt Whisky eine Flasche Gin geopfert wurde. Mit diesem besonderen Brauch soll jedes Jahr an die Sturmfluten erinnert und zugleich die Hoffnung auf sichere Küsten und ein ruhiges Meer erneuert werden. (red)



