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Reporter Eutin

Hoffnung auf Arbeit, Hoffnung auf neue Fachkräfte

(V. l.) Michael Westerwald, Geschäftsführer des Jobcenters im Kreis Plön, Dr. Dagmar Bez, Geschäftsführerin der AWO Bildung und Arbeit, Dr. Thilo Rohlfs, Arbeitsstaatssekretär.

(V. l.) Michael Westerwald, Geschäftsführer des Jobcenters im Kreis Plön, Dr. Dagmar Bez, Geschäftsführerin der AWO Bildung und Arbeit, Dr. Thilo Rohlfs, Arbeitsstaatssekretär.

Plön (los). Sie haben in ihrer Heimat als Lkw-Fahrer gearbeitet, Krankenschwester, Elektriker oder in der Gastronomie. Trotzdem ist die Vermittlung Langzeitarbeitsloser mit Flucht- und Einwanderungshintergrund in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt mitunter holperig. Verschiedene Modellprojekte aus der Aktion „Neue Wege in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung“ wurden deshalb landesweit bereits aus der Taufe gehoben. Um sich ein Bild zu machen hat Arbeitsstaatssekretär Dr. Thilo Rohlfs die AWO Bildung und Arbeit gGmbH in Plön als Träger des Projekts „Ich bin dabei“ besucht, das als eines von 13 in Schleswig-Holstein Anfang 2019 in den Räumen in der Hamburger Straße 32 gestartet ist. Im Rahmen des Landesprogramms Arbeit“ werden die Projekte mit EU-Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes Schleswig-Holstein unterstützt. Das Projekt hat eine Laufzeit von 24 Monaten und zielt darauf, die Kunden durch individuelles Coaching und Workshops für das Arbeitstellenangebot fit zu machen und sie „in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern“. Für Thilo Rohlfs ein wichtiges Anliegen: Er sieht mit Blick auf den Fachkräftemangel ein „Zuwanderungsproblem in Deutschland durch zuwenig Zuwanderung“ und „bis 2030 eine Lücke von 100.000 Fachkräften“ im Land voraus. Gesucht würden „in der Regel nicht Akademiker, sondern welche mit einer dualen Ausbildung“, so Rohlfs, der darin Chancen für die Einwanderer sieht.
Derzeit seien laut AWO im Projekt „Ich bin dabei“ neun Teilnehmer, davon fünf Frauen gemeldet. Ausgelegt sei es für insgesamt 40 Teilnehmer, pro Jahr also 20 Kunden, informierte Michael Westerfeld, Geschäftsführer des Jobcenters im Kreis Plön.
„Wir rechnen aber mit 50 bis 70 Leuten“, präzisierte die Geschäftsführerin der AWO Bildung und Arbeit, Dr. Dagmar Bez. Denn nicht jeder werde die volle Zeit dabei bleiben und mancher vorzeitig eine Beschäftigung eingehen, ist sie sicher.
Demgegenüber verzeichnete das Jobcenter in diesem Bereich 700 Langzeitarbeitslose in Betreuung, so der Leiter des Jobcenter „Teams für Geflüchtete“ Sebastian Dürr. Doch hier gehe es um Kunden, die aus einer komplexen Mischung von Hemmnissen und Hintergründen eine längere Betreuung benötigten, um gut vermittelt zu werden. „Wir wollen nicht, dass die Leute in Helferjobs verschwinden.“ Zudem müssten die Kunden auch freiwillig an dem Projekt teilnehmen. Mindestalter: 25 Jahre. Wer geeignet scheint, wird im Jobcenter angesprochen. „Das obliegt der Einschätzung des jeweiligen Vermittlers“, so Westerfeld. Vor allem „mit Blick auf die Erfolgsaussichten“ einer Teilnahme. Dafür biete der Kreis Plön mit einer großen Anzahl an Kleinunternehmen gute Voraussetzungen, zumal „sehr viel Bereitschaft“ bei den Betrieben gegeben sei.
Im Projekt werde auf die vielfältigen Problemen der arbeitsuchenden Migranten eingegangen.
Matthias Burger, Projektleiter ESF „Ich bin dabei“ der AWO Bildung und Arbeit gGmbH erläuterte, man schaue in der Maßnahme, was die Leute einmal beruflich gemacht haben, zudem liefen Workshops. Darunter „EDV Schulungen, dass man selbst Bewerbungen schreiben kann“. Auch hier erweist sich die Beherrschung der Sprache als Schlüssel, um weiterzukommen. Als ersten Erfolg könne das junge Projekt bereits die Vermittlung eines Teilnehmers in die Altenpflege (bei der AWO Preetz) für sich verbuchen. Zeitdruck bestehe für den Einzelnen aber nicht. „Die Teilnehmer bleiben, so lange es nötig ist.“ In der Regel sei dies ein Jahr, „außer, er findet selbst vorher Arbeit“. Auch danach stünden die Betreuer Demjenigen hilfreich zur Seite, „dass der Arbeitsplatz auch gehalten werden kann“. Ohnehin pflege die AWO ein Netzwerk an Kontakten zu verschiedenen Betrieben.
Projektteilnehmer Mohammad Almasri aus Syrien hofft, mit dieser Form der Weiterqualifizierung einmal als Paket-Fahrer arbeiten zu können.
Hndreens Al Bartney aus dem Irak hat früher in ganz verschiedenen Berufszweigen gearbeitet, kann auf Erfahrungen als Elektroniker sowie im Gaststättengewerbe zurückblicken und ist daher offen für Vieles. So wenig festgelegt zeigt sich auch Dermas Arey aus Eritraea, der in seiner Heimat sowohl als Maler als auch als Mechaniker sein Geld verdient hat. Faten Fakher Aldin Charani aus Syrien wünscht sich, einmal als Krankenschwester angestellt zu werden und hofft auf ein Praktikum. Empfohlen wurde ihr der Weg, zunächst als Krankenpflegerin in den Beruf einzusteigen und als Schwesternhelferin zu arbeiten. Hintergrund: Das Arbeitsmarktprogramm der Landesregierung für die Jahre 2014 bis 2020 setzt auf die Sicherung und Gewinnung von Fachkräften, die Unterstützung bei der Integration von Menschen, die es besonders schwer haben, in den ersten Arbeitsmarkt zu kommen und die Förderung des Potentials junger Menschen. Das Landesprogramm Arbeit hat ein Volumen von etwa 240 Millionen Euro, davon stammen knapp 89 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Mehr Informationen: EU-SH.schleswig-holstein.de


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