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Mittelalterliches Meeting und Mitmachtag am Plöner Kreismuseum

Plön (los). Schon gewußt? Im englischen „meeting“ steckt „thing“, geschliffen auch „Ding“, eine Art mittelalterliches Versammlungstreffen, früher eine große Sache. Das Museum des Kreises Plön lädt für Sonntag, 21. September, zu einem Slawen- und Wikingertag ein, der dank Mitwirkung zahreicher ehrenamtlicher Reenactment-Darsteller bei diesem Treffen die regionale Geschichte nach mittelalterlichem Multikultivorbild lebendig und anschaulich vermittelt. Museumsleiterin Julia Meyer und Nicola Rolschewski von der Darstellergruppe Castrum Plune stellten das Programm vor, das sich direkt auf die Zeugnisse der Plöner- und Regionalgeschichte im Museum bezieht und rein ehrenamtlich durchgeführt wird. Tipp für die Besucher daher: Klappstulle einpacken, damit niemand schwächelt.

Denn es gibt viel zu sehen: Fundstücke in den Museumsräumen zeigen auf, wie die Menschen vor über 1000 Jahren hier in und um Plön gelebt haben. Vom Kamm über Pferdetrensen bis zu Schwert und Grapen (Gefäßart) wurden in, bei und um das weitere Gebiet von Plön zahlreiche Funde gemacht. Manches weist auf Handwerkstätigkeit und Handel, anderes auf Aggression und Wehrhaftigkeit. Das Programm bietet von 11 bis 17 Uhr Gelegenheit, in diese Plöner Vergangenheit und die Bedeutung der Plöner Insel Olsborg einzutauchen. Mit dem Aktionstag wollen die Organisatoren insbesondere auch an Jörn Kruse erinnern, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Museums diese Veranstaltung ins Leben gerufen hat, die Gruppe Castrum Plune gründete, trainierte und unterstützte, als gelernter Schmied Waffen und Metallutensilien nachbildete sowie nach historischem Vorbild Räume thematisch gestaltete. Dabei orientierte er sich an den Fundstücken aus Plön und Umgebung. Kruse begleitete bereits als Jugendlicher den früheren Museumsleiter Dr. Karl Hucke, als dieser in den fünfziger Jahren nach Plöner Spuren der Slawenzeit suchte.

Auch grausige Aspekte wie der lukrative Handel mit der Ware Mensch werden aufgegriffen. So steht die „Sklavenkarawane“ zum Markt (13.30 Uhr) möglicherweise synonym für „Slawenkarawane“ - falls letztere Volksgruppe das Schicksal traf, von einem Wikingerhändler verhökert zu werden. Immerhin soll die europaweite Handelsdrehscheibe Haithabu alias Hedeby bei Schleswig vor allem wegen des Menschenhandels damals solche Bedeutung erlangt haben.

Man darf spekulieren, warum die Slawen so sauer waren, dass sie Haithabu 1066 rigoros zerstörten. Andererseits hatten auch sie, wie die Nordmänner, regelmäßig die Küsten unsicher gemacht.

Jedenfalls wurde Haithabu nicht wieder aufgebaut – stattdessen eine neue Siedlung am Westufer der Schlei, nämlich Schleswig.

Der Handel wurde also fortgesetzt und die Plöner Slawen waren zweifellos ebenso gut vernetzt, wie ihre Darsteller von heute, die Gruppe Castrum Plune. Wie die handgreiflichen Auseinandersetzungen geführt wurden, soll um 12 Uhr und um 15 Uhr demonstriert werden. Vorgestellt werden nach Funden nachgebildete Waffen und der Umgang damit.

Was heute Schleswig-Holstein heißt, war unter Angehörigen verschiedener Völker, Sachsen des Holstengaus, Slawen des Bereichs Ostholstein, Friesen der Westküste und Dänen aus der Region nördlich der Eider, aufgeteilt. Das Burgvolk Wittorf (Burg Wittorf von Neumünster), die Slawen von Castrum Plune (Burg Plön), die auf alten Instrumenten musizierenden Froydenmetchen (Burg in Dithmarschen) und die Nordmänner der Schleswiger Rhosow (Schloss Gottorf gingen mittelalterliche Vorgängerbauten voraus) vermitteln diese sprachliche und kulturelle Vielfalt der damaligen Zeit. Die historische Grenzregion: Kieler Förde, Levensau und Eider.

Der Quellbereich der Eider befindet sich im westlichen Kreis Plön zwischen der Dosenbeker Straße und den Wegen Steinhorst und Kronshörn; ihr letzter Abschnitt grenzt Dithmarschen zur Halbinsel Eiderstedt hin ab, wo sie bei Tönning in die Nordsee mündet. Kurz vorher fließt ihr die Treene zu, der historische Verbindungsweg der Seefahrer nach Haithabu. Richtung Kiel weisen Ortsnamen wie Flemhude und Hohenhude auf den alten Handelsweg Eider. Vor diesem Handelshintergrund präsentieren die Darsteller Handwerkstechniken wie Brettchenweben (zur Herstellung von Schmuckbändern und -borten) und Nadelbinding (ein Vorläufer des Strickens). Jens-Peter Buckmann zeigt, dass man das Eisen schmieden muss, solange es... Aber das weiß ja jedes Kind – oder nicht? Apropos: Kinder dürfen Repliken geschmiedeter Kettenhemden anziehen und sich Helme aufsetzen. Im Museum wird nach Slawenart getöpfert, auch das ist ein Angebot für Kinder. Der Eintritt ist frei – Spenden sind gern gesehen.


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