Reporter Eutin
Gewerbeverein Schönberg feiert 100. Geburtstag Jubiläumsveranstaltung und Jahresversammlung mit vielen Überraschungen
Schönberg (mm). Es hat alles gepasst auf dieser besonderen Jahresversammlung, die zugleich eine Jubiläumsfeier war. Symbolträchtig zum runden Geburtstag waren rund einhundert Mitglieder und Gäste dabei am 13. März 2024. Auf den Tag genau, vor einhundert Jahren, am 13. März 1924, wurde der Gewerbeverein Schönberg gegründet. Lokalprominenz aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung gab ihr Stelldichein. Der Verein bekam einige Überraschungen zu hören, und zu sehen.
Natürlich, da duldet auch ein großes Jubiläum keine Ausnahme, mussten die üblichen Vereinsregularien abgearbeitet werden. Pflichtbewusst hob Lindau die gelungenen Aktionen des Vorjahres hervor, etwa die Weihnachtsveranstaltungen oder das Maibaumfest. Und die Aktion Pro Kunst, die den ersten überraschenden Höhepunkt der Veranstaltung markierte. Gemeinsam mit Vorgänger Willi Alpen enthüllte Lindau das fünfzehnte Objekt der Aktion. Künstler Heiko Voss hatte das Kunstwerk aus verzinktem Stahl ganz im Zeichen des runden Geburtstages entworfen. Keine Frage: Was sonst als die Zahl „100“ könnte Blicke besser auf sich lenken?
Dann ging es Schlag auf Schlag. Zuerst die nächste Überraschung. Acht neue Mitglieder begrüßte Lindau namentlich. Plötzlich ein Zwischenruf. „Knut, Du hast was vergessen“. Lindau runzelte die Stirn, nestelte in seinem Manuskript. Doch dann erinnerte er sich. „Stimmt, irgendwas war da noch“, murmelte er. „Möchte heute noch jemand Mitglied werden?“, fragte er schließlich. Organisations- und Persönlichkeitsentwicklerin Anja Myrdal aus Köhn stand auf, stellte sich und ihr Dienstleistungsangebot vor, und bat um Aufnahme in den Verein. Unter Beifall stimmten die Mitglieder zu. Überraschung geglückt. Abzüglich der vier Betriebe, die den Verein im vorigen Jahr verlassen hätten, sei man unter dem Strich immerhin um fünf Mitglieder gewachsen. Angesichts einer wirtschaftlich schwierigen Lage sei das beträchtlich, kommentierte der Vorsitzende. „Wenn das so weiter geht, reißen wir in zehn Jahren die 200er Marke“, scherzte er.
Für eine weitere Überraschung sorgte Vereinsmitglied Dirk Rave, der zugleich Vorsitzender des Gewerbevereins Probsteierhagen ist. Zusammen mit zwei Helfern rollte er ein imposantes Objekt in den Saal, das durch ein rotes Tuch verhüllt war. Lindau war sprachlos. Noch mehr, als er die Abdeckung lupfte. Zum Vorschein kam eine riesige, geschmiedete und geschwungene Holzbank. Schließlich fand er Worte. „Ich bin überwältigt“, sagte er wertschätzend. „Diese Bank wird einen gebührenden Platz in Schönberg finden“, versprach er.
Gute Nachrichten lieferte Kassenwart Wulf Müller. „Fast 6000 Euro Überschuss“, zog er Bilanz. Einer der Gründe für die schwarzen Zahlen sei, dass „Mitgliedsbeiträge jetzt eingezogen werden dürfen“ und rückständige Beiträge des Vorjahres verbucht werden konnten.
Wenig geändert hat sich bei den Vorstandsposten. Felix Franke, zweiter Vorsitzender seit 2014, wurde in seinem Amt ebenso wiedergewählt wie Müller, der seit 2018 die Kasse betreut. Neu gewählt wurde Katja Wildner, als zweite Beisitzerin. Lindau lobte das Engagement des siebenköpfigen Vorstands: „Die Aufgaben sind ja inzwischen so komplex geworden, dass das ehrenamtlich kaum noch zu schaffen ist“. Als Höhepunkte für das Jahr 2024 hob er vor allem drei Ereignisse hervor: das Jubiläums-Sommerfest (13. Mai) mit Tanzparty und Live-Musik, die Gewerbeschau (2. Juni), „eine großartige Leistungsschau unter dem Motto 100 Jahre Gewerbeverein, ein Familien-Erlebnistag mit vielen Animationen“. Und den „Tag der Ausbildung“ (11. Oktober), an dem rund 600 Schüler teilnehmen sollen. „Das ist die größte Veranstaltung dieser Art im Kreis Plön“, bekräftigte Lindau, dankbar, dass die Gemeinschaftsschule Probstei den größten Teil der Vorplanung für diese Aktion übernimmt.
Geplant ist auch ein weiteres Kunstwerk mit „Ostsee-Schönberg“ - Schriftzug, „eine Art Fotomotiv“, das später in Nähe der Seebrücke stehen soll. Wo genau das sein wird, stünde zwar noch nicht fest. Doch Bürgermeister Kokocinski versprach bei der Suche nach einem geeigneten Platz wohlwollend mitzuwirken: „Das kriegen wir schon hin“. Mit dieser knappen Bemerkung brachte er die Atmosphäre des Abends auf den Punkt, bündelte die Stimmung, die in vielen Reden erlebbar war: Gemeindevertretung und Gewerbeverein ziehen seit Jahrzehnten an einem Strang. Selbst wenn der Ehrenvorsitzende Willi Alpen kurzzeitig früheren Zeiten nachtrauerte: „Wegen der vielen Vorschriften müssen alle heute über Dinge nachdenken, die man eigentlich gar nicht will“, stöhnte er. Lindau bestätigte das: „In meinen ersten Jahren als Vorsitzender war vieles noch nicht so bürokratisch wie heute“. Überhaupt, die Bürokratie. Dieses Thema habe ihn so sehr „getriggert“, dass sogar Amtsdirektor Sönke Körber spontan das Wort ergriff. „Wir leiden unter dem Regelwahnsinn genauso wie Sie“, klagte er. Zugleich seine Zusicherung: „Wir kriegen das alles so schlank hin, wie es nur geht“.
Die herausragende Bedeutung des Gewerbevereins unterstrich auch Wilfried Zurstraßen, der von 1987 bis 2013 Bürgermeister in Schönberg war. „In den achtziger Jahren ging sogar in Sachen Gewerbesteuer nichts ohne Abstimmung mit dem Gewerbeverein“, erinnerte er. „Heute undenkbar“, räumte sein aktueller Amtskollege, Peter Kokocinski, ein. Dass Gemeindevertretung und Gewerbeverein damals wie heute vorbildlich zusammenarbeiten, darin stimmten sie überein, ohne Wenn und Aber. Doch Zurstraßen, frei von politischer Verantwortung, wagte einen Blick in die große Politik: „Wirtschaft ist das Fundament für demokratischen Zusammenhalt“, betonte er. Das gelte zu allen Zeiten, „1924 genauso wie heute“. In Schönberg funktioniere das. In seiner Würdigung ging er noch einen Schritt weiter: „Der Gewerbeverein sieht sich in der Pflicht, nicht nur seine eigenen Interessen zu vertreten, sondern auch für das Wohl der Gemeinde einzustehen“. Das habe der Verein ernst genommen, bei einigen Aktionen sogar eine Vorreiterrolle in der Region gespielt, etwa bei Ausbildung und Arbeitsplatzinitiativen. Und, natürlich, bei den vielfältigen Weihnachtsaktionen. „Heute hat ja jedes Dorf einen Weihnachtsmarkt“, unkte Zurstraßen, „doch der in Schönberg war einer der ersten im Kreis“. Kurzum: „Hier in Schönberg ist ganz viel Kreativität, die nicht nur das Einkaufsverhalten positiv beeinflusst, sondern allen Bürgern unmittelbar zugute kommt“, fasste er zusammen, bevor Hans-Jürgen Böttger hunderte historischer Fotos auf einer Leinwand präsentierte.
Weit mehr als eine Stunde nahmen sich Böttger und Lindau Zeit, die Geschichte des Vereins in Wort und Bild zu erzählen. (Auszüge der Chronik im Internet unter www.gewerbe-schoenberg.de). Die Aufnahmen, die Böttger recherchiert und digitalisiert hatte, stammen aus den Jahren 1910 bis 1980. Sie illustrieren den Wandel der Wirtschaft in Schönberg, erinnern an längst vergessene Handwerksbetriebe, etwa Reep-Kätner, Wagenbauer, Wollspinner, Kohlenhändler, Schmiede und viele mehr. Auch interessant: Schönberg verfügte viele Jahre über drei Tankstellen, eine mittendrin im Ort, genau dort, wo sich heute die Fußgängerzone befindet. Böttger bereicherte die Bilderschau nicht nur mit eigenen Erlebnissen, sondern verblüffte auch mit schier unendlichem Wissen, welche Schönberger Familie wie, wo und wann gelebt hatte. Zudem zauberte er einige Kuriositäten aus dem Hut. Etwa die Annonce eines „amerikanischen Dentisten“, der so warb: „Alte Gebisse werden gutsitzend umgearbeitet“. Der 89-jährige Schönberger hatte die Lacher auf seiner Seite. Der Abend ging allmählich zu Ende. Es war ein gelungene Jahresversammlung, eine würdige Jubiläumsfeier anlässlich des hunderten Geburtstags.
Natürlich, da duldet auch ein großes Jubiläum keine Ausnahme, mussten die üblichen Vereinsregularien abgearbeitet werden. Pflichtbewusst hob Lindau die gelungenen Aktionen des Vorjahres hervor, etwa die Weihnachtsveranstaltungen oder das Maibaumfest. Und die Aktion Pro Kunst, die den ersten überraschenden Höhepunkt der Veranstaltung markierte. Gemeinsam mit Vorgänger Willi Alpen enthüllte Lindau das fünfzehnte Objekt der Aktion. Künstler Heiko Voss hatte das Kunstwerk aus verzinktem Stahl ganz im Zeichen des runden Geburtstages entworfen. Keine Frage: Was sonst als die Zahl „100“ könnte Blicke besser auf sich lenken?
Dann ging es Schlag auf Schlag. Zuerst die nächste Überraschung. Acht neue Mitglieder begrüßte Lindau namentlich. Plötzlich ein Zwischenruf. „Knut, Du hast was vergessen“. Lindau runzelte die Stirn, nestelte in seinem Manuskript. Doch dann erinnerte er sich. „Stimmt, irgendwas war da noch“, murmelte er. „Möchte heute noch jemand Mitglied werden?“, fragte er schließlich. Organisations- und Persönlichkeitsentwicklerin Anja Myrdal aus Köhn stand auf, stellte sich und ihr Dienstleistungsangebot vor, und bat um Aufnahme in den Verein. Unter Beifall stimmten die Mitglieder zu. Überraschung geglückt. Abzüglich der vier Betriebe, die den Verein im vorigen Jahr verlassen hätten, sei man unter dem Strich immerhin um fünf Mitglieder gewachsen. Angesichts einer wirtschaftlich schwierigen Lage sei das beträchtlich, kommentierte der Vorsitzende. „Wenn das so weiter geht, reißen wir in zehn Jahren die 200er Marke“, scherzte er.
Für eine weitere Überraschung sorgte Vereinsmitglied Dirk Rave, der zugleich Vorsitzender des Gewerbevereins Probsteierhagen ist. Zusammen mit zwei Helfern rollte er ein imposantes Objekt in den Saal, das durch ein rotes Tuch verhüllt war. Lindau war sprachlos. Noch mehr, als er die Abdeckung lupfte. Zum Vorschein kam eine riesige, geschmiedete und geschwungene Holzbank. Schließlich fand er Worte. „Ich bin überwältigt“, sagte er wertschätzend. „Diese Bank wird einen gebührenden Platz in Schönberg finden“, versprach er.
Gute Nachrichten lieferte Kassenwart Wulf Müller. „Fast 6000 Euro Überschuss“, zog er Bilanz. Einer der Gründe für die schwarzen Zahlen sei, dass „Mitgliedsbeiträge jetzt eingezogen werden dürfen“ und rückständige Beiträge des Vorjahres verbucht werden konnten.
Wenig geändert hat sich bei den Vorstandsposten. Felix Franke, zweiter Vorsitzender seit 2014, wurde in seinem Amt ebenso wiedergewählt wie Müller, der seit 2018 die Kasse betreut. Neu gewählt wurde Katja Wildner, als zweite Beisitzerin. Lindau lobte das Engagement des siebenköpfigen Vorstands: „Die Aufgaben sind ja inzwischen so komplex geworden, dass das ehrenamtlich kaum noch zu schaffen ist“. Als Höhepunkte für das Jahr 2024 hob er vor allem drei Ereignisse hervor: das Jubiläums-Sommerfest (13. Mai) mit Tanzparty und Live-Musik, die Gewerbeschau (2. Juni), „eine großartige Leistungsschau unter dem Motto 100 Jahre Gewerbeverein, ein Familien-Erlebnistag mit vielen Animationen“. Und den „Tag der Ausbildung“ (11. Oktober), an dem rund 600 Schüler teilnehmen sollen. „Das ist die größte Veranstaltung dieser Art im Kreis Plön“, bekräftigte Lindau, dankbar, dass die Gemeinschaftsschule Probstei den größten Teil der Vorplanung für diese Aktion übernimmt.
Geplant ist auch ein weiteres Kunstwerk mit „Ostsee-Schönberg“ - Schriftzug, „eine Art Fotomotiv“, das später in Nähe der Seebrücke stehen soll. Wo genau das sein wird, stünde zwar noch nicht fest. Doch Bürgermeister Kokocinski versprach bei der Suche nach einem geeigneten Platz wohlwollend mitzuwirken: „Das kriegen wir schon hin“. Mit dieser knappen Bemerkung brachte er die Atmosphäre des Abends auf den Punkt, bündelte die Stimmung, die in vielen Reden erlebbar war: Gemeindevertretung und Gewerbeverein ziehen seit Jahrzehnten an einem Strang. Selbst wenn der Ehrenvorsitzende Willi Alpen kurzzeitig früheren Zeiten nachtrauerte: „Wegen der vielen Vorschriften müssen alle heute über Dinge nachdenken, die man eigentlich gar nicht will“, stöhnte er. Lindau bestätigte das: „In meinen ersten Jahren als Vorsitzender war vieles noch nicht so bürokratisch wie heute“. Überhaupt, die Bürokratie. Dieses Thema habe ihn so sehr „getriggert“, dass sogar Amtsdirektor Sönke Körber spontan das Wort ergriff. „Wir leiden unter dem Regelwahnsinn genauso wie Sie“, klagte er. Zugleich seine Zusicherung: „Wir kriegen das alles so schlank hin, wie es nur geht“.
Die herausragende Bedeutung des Gewerbevereins unterstrich auch Wilfried Zurstraßen, der von 1987 bis 2013 Bürgermeister in Schönberg war. „In den achtziger Jahren ging sogar in Sachen Gewerbesteuer nichts ohne Abstimmung mit dem Gewerbeverein“, erinnerte er. „Heute undenkbar“, räumte sein aktueller Amtskollege, Peter Kokocinski, ein. Dass Gemeindevertretung und Gewerbeverein damals wie heute vorbildlich zusammenarbeiten, darin stimmten sie überein, ohne Wenn und Aber. Doch Zurstraßen, frei von politischer Verantwortung, wagte einen Blick in die große Politik: „Wirtschaft ist das Fundament für demokratischen Zusammenhalt“, betonte er. Das gelte zu allen Zeiten, „1924 genauso wie heute“. In Schönberg funktioniere das. In seiner Würdigung ging er noch einen Schritt weiter: „Der Gewerbeverein sieht sich in der Pflicht, nicht nur seine eigenen Interessen zu vertreten, sondern auch für das Wohl der Gemeinde einzustehen“. Das habe der Verein ernst genommen, bei einigen Aktionen sogar eine Vorreiterrolle in der Region gespielt, etwa bei Ausbildung und Arbeitsplatzinitiativen. Und, natürlich, bei den vielfältigen Weihnachtsaktionen. „Heute hat ja jedes Dorf einen Weihnachtsmarkt“, unkte Zurstraßen, „doch der in Schönberg war einer der ersten im Kreis“. Kurzum: „Hier in Schönberg ist ganz viel Kreativität, die nicht nur das Einkaufsverhalten positiv beeinflusst, sondern allen Bürgern unmittelbar zugute kommt“, fasste er zusammen, bevor Hans-Jürgen Böttger hunderte historischer Fotos auf einer Leinwand präsentierte.
Weit mehr als eine Stunde nahmen sich Böttger und Lindau Zeit, die Geschichte des Vereins in Wort und Bild zu erzählen. (Auszüge der Chronik im Internet unter www.gewerbe-schoenberg.de). Die Aufnahmen, die Böttger recherchiert und digitalisiert hatte, stammen aus den Jahren 1910 bis 1980. Sie illustrieren den Wandel der Wirtschaft in Schönberg, erinnern an längst vergessene Handwerksbetriebe, etwa Reep-Kätner, Wagenbauer, Wollspinner, Kohlenhändler, Schmiede und viele mehr. Auch interessant: Schönberg verfügte viele Jahre über drei Tankstellen, eine mittendrin im Ort, genau dort, wo sich heute die Fußgängerzone befindet. Böttger bereicherte die Bilderschau nicht nur mit eigenen Erlebnissen, sondern verblüffte auch mit schier unendlichem Wissen, welche Schönberger Familie wie, wo und wann gelebt hatte. Zudem zauberte er einige Kuriositäten aus dem Hut. Etwa die Annonce eines „amerikanischen Dentisten“, der so warb: „Alte Gebisse werden gutsitzend umgearbeitet“. Der 89-jährige Schönberger hatte die Lacher auf seiner Seite. Der Abend ging allmählich zu Ende. Es war ein gelungene Jahresversammlung, eine würdige Jubiläumsfeier anlässlich des hunderten Geburtstags.
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