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Vom Pioniergeist zur starken Gemeinschaft

Schwentinental / Raisdorf (mm). Mit einem großen Festakt hat die Tennisgemeinschaft Raisdorf am vorigen Sonnabend ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert- als weiteren Meilenstein in der Geschichte eines Vereins, der aus dem Ort nicht mehr wegzudenken ist. Mehr als 150 Gäste kamen auf die Anlage, darunter zahlreiche Gründungsmitglieder, Bürgermeister Thomas Haß sowie Hella Rathje, Vizepräsidentin des Tennisverbands Schleswig-Holstein. Auch Wolfgang Pieper, Initiator und Gründungsvorsitzender, Jahrgang 1926, war anwesend. Gemeinsam blickte man in tiefer Dankbarkeit und bewegt auf fünf Jahrzehnte Vereinsgeschichte zurück.

Passend zum Jubiläum hatte der Verein die Tennishalle in einen festlichen Saal mit ganz besonderem Flair verwandelt. Tausende kleine Lichter tauchten die Halle in warmes, mediterranes Licht. Festlich gedeckte Tische, dekoriert mit viel Liebe zum Detail, sorgten dafür, dass sich die Gäste wie auf einer belebten Strandpromenade an der Mittelmeerküste fühlten. Mittendrin eine großzügige Tanzfläche. Die Atmosphäre war stimmungsvoll: ein würdiger Rahmen für ein halbes Jahrhundert Vereinsgeschichte. Das abwechslungsreiche Rahmenprogramm ließ keine Wünsche offen. So animierte das Duo „two bon“ mit ihrem eigenwilligen Genre „Tischmusik“ zum Mitsingen und sorgte für eine fröhliche Stimmung. Eine große Tombola mit vielen attraktiven Preisen rundete das Fest ab. Natürlich durfte auch reichlich getanzt werden.

Die TG Raisdorf wurde am 14. Mai 1975 offiziell ins Vereinsregister eingetragen. Was mit einer Vision begann, wurde rasch Wirklichkeit. Pieper und elf Mitstreiter wollten den Tennissport nicht länger nur als elitäres Vergnügen verstehen, sondern ihn für möglichst viele Menschen in Raisdorf zugänglich machen, genauer: vor allem für Kinder und Jugendliche zugänglich machen. „Wir hatten zwar wenig Geld, aber die einmalige Chance von Landwirt Jessen ein geeignetes Grundstück zu bekommen“, erinnert sich Pieper. Die Idee kam gut an. Viele bürgten privat für einen Kredit, ein Kreis aus Bankern und Architekten halfen bei der Finanzierung, und es gab öffentliche Zuschüsse. Bereits im August desselben Jahres wurde der Grundstein für den ersten Tennisplatz gelegt, begleitet von einem großen Fest. „Das halbe Dorf war dabei“, schwärmt Pieper. Noch im ersten Jahr zählte der neue Verein bereits mehr als 200 Mitglieder. In kurzer Zeit entstanden vier Sandplätze, eine Halle mit zwei Plätzen und ein Vereinsheim, vieles in Eigenleistung. „Damals war eben eine andere Zeit. Tennis war im Trend, auch wegen Boris Becker“, erläutert Pieper.

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die TG Raisdorf stetig. Heute umfasst die Anlage neun gepflegte Sandplätze, eine Tennishalle und ein großzügiges Vereinsheim. Wolfgang Pieper führte den Verein bis 1994. Heute steht Patrick Bührsch an der Spitze. „Was würde Pieper dem aktuellen Vorstand raten für die Zukunft?“, wollte Bührsch vom Vereinsgründer wissen. Die Antwort kam prompt: „Gar nichts. Ihr macht das wunderbar, einfach so weitermachen.“ Auch Bürgermeister Thomas Haß würdigte das Engagement des Vereins im Breitensport. „Er ist ein großer Gewinn für die Stadt.“ Die Bezeichnung „Gemeinschaft“ statt „Club“ sei dabei sinnbildlich, ein Ansatz, den man sich auch in der Politik wünschen würde. Ein Höhepunkt dieses Gemeinschaftssinns zeigte sich kürzlich anlässlich der 800-Jahr-Feier Schwentinentals: Gemeinsam mit dem TC Klausdorf verkaufte die TG Raisdorf 800 gebrauchte Tennisbälle als nummerierte „Losbälle“. Der Erlös von 1.600 Euro kam Kindern und Jugendlichen zugute, je 400 Euro an die Jugendarbeit beider Vereine, der Rest ging an den Verein „Kleine Lichtblicke“. Für Hella Rathje ein Sinnbild für die tiefe Verankerung des Vereins in der Region: „Ohne das außerordentliche Engagement der Mitglieder wäre diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen.“

Auch sportlich hat sich die TG Raisdorf einen guten Namen gemacht, vor allem durch Ranglistenturniere und einen aktiven Ligabetrieb. Ein besonderes Aushängeschild ist der Medifit-Cup, ein offenes Ranglistenturnier, das seit vielen Jahren traditionell ausgetragen wird. Hinzu kommen Nachwuchsturniere in Kooperation mit dem TC Klausdorf sowie Punktspiele von zahlreichen Mannschaften. Derzeit treten rund ein Dutzend Jugend-, Damen- und Herrenmannschaften für Raisdorf an. Heute zählt der Verein rund 300 Mitglieder, mit einem hohen Anteil Kinder und Jugendlicher. Einen großen Anteil daran hat Trainerin Jana Koran, die als ehemalige Profispielerin seit 25 Jahren in Raisdorf tätig ist. Sie baute die Kinder- und Jugendabteilung mit großem Engagement auf. Auch abseits des Tennisplatzes ist in Raisdorf etwas geboten – sei es bei der traditionellen Saisoneröffnung oder dank der lebendigen Gastronomie im Vereinsheim, die nicht nur Mitgliedern offensteht. Viel Beifall erhielt dabei Olga Neu, die das Vereinsheim seit vielen Jahren bewirtschaftet und für eine warme Atmosphäre sorgt. Für dieses langjährige Engagement dankte Patrick Bührsch im Namen des gesamten Vereins.

Die Grußworte der Gäste machten deutlich, wie sehr die TG Raisdorf als sportlicher, sozialer und kultureller Treffpunkt in der Region geschätzt wird. Hella Rathje brachte es auf den Punkt: „Tennis ist zwar ein einsamer Sport. Doch hier lernt man, wie wertvoll Gemeinschaft ist“. Generationen hätten in Raisdorf gelernt zu gewinnen, und zu verlieren. „Der Verein ist eine feste Größe in Schleswig-Holstein.“ Nach fünf Jahrzehnten blickt die TG Raisdorf stolz auf das Erreichte zurück, und optimistisch nach vorn. Die große 50 Jahr Feier machte deutlich: Der Geist von Gemeinschaft und Leidenschaft ist ungebrochen, von der Jugend bis zu den Senioren. Das „tennisspezifische Vermächtnis“ wird nicht nur bewahrt, sondern mit Herz und Verstand weitergetragen.


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