

Neustadt in Holstein. Das Kremper Tor am Ende der Kremper Straße ist das letzte erhaltene Stadttor der im Jahr 1244 gegründeten Stadt Neustadt und bereits seit über hundert Jahren Herzstück des Museums. 1905 entstand hier das Ostholstein-Museum durch den Ankauf einer vorgeschichtlichen Sammlung des Sanitätsrats Ernst Brüchmann. Mit der Renovierung des Tores 1907 und dem anschließenden Anbau 1908 erhielt das Museum seinen festen Standort in den Räumen. Durch weitere Anbauten, unter anderem 1913 und 1969, wuchs das Haus beständig und bot Raum für immer neue Sammlungen aus der Region.
Bis 2006 lag die Trägerschaft beim Kreis Ostholstein. Um die drohende Schließung des Museums abzuwenden, übernahm die Stadt Neustadt Anfang 2007 das Haus. Damit begann eine neue Phase: Das Museum konnte gesichert, modernisiert und langfristig für die Bürger geöffnet werden.
Unter Zeitdruck: Neustadt ringt um sein Museum
Der Weg zum heutigen Zeittor war alles andere als geradlinig. Als die Stadtverordneten Anfang Oktober 2006 über die Zukunft des Museums berieten, prallten unterschiedliche Vorstellungen aufeinander. Rund eine Stunde lang wurde über Zahlen, Konzepte und Risiken diskutiert. Es wurde gerechnet, gewarnt und abgewogen. Und es wurde deutlich, wie sehr das Thema die Kommunalpolitik beschäftigte.
Doch der Druck war groß: Ohne einen Beschluss der Stadt drohte dem Museum das Aus. Wenn das Museum gerettet werden sollte, musste die Stadt selbst Verantwortung übernehmen. Am Ende setzte sich die Mehrheit durch und stimmte dafür, den Museumsstandort zu sichern. Der symbolische Kaufpreis von einem Euro für das Gebäude und ein Sanierungsplan in mehreren Bauabschnitten markierten, trotz aller Bedenken, die bis zuletzt für Spannung sorgten, den Startpunkt.
Zeitenwende: Sanierung, Umbau und neues Museumskonzept
Zwischen 2008 und 2010 erlebte das Museum dann eine umfassende Frischekur. Mit einem Investitionsvolumen von 1,3 Millionen Euro wurden die historischen Räume saniert, energetisch modernisiert und barrierefrei gestaltet. Brandschutz, Heizung, Elektroinstallationen, Fenster und Dämmung wurden erneuert, ein neuer Eingangsbereich und ein Aufzug erleichterten den Zugang für alle Besucher.
Unter der Leitung von Dr. Frank Wilschewski war zudem ein neues Konzept entstanden: Das Museum sollte nicht länger nur Ausstellungsstücke zeigen, sondern die Besucher aktiv einbeziehen. Wechselausstellungen, ein Raum für Lesungen und Recherchen, eine Kinderspielecke und multimediale Angebote sollten Geschichte erfahrbar machen.
Im Oktober 2010 wurde das modernisierte Museum dann offiziell als Zeittor eröffnet. Die Stadt Neustadt, der Förderverein und zahlreiche Unterstützer hatten gemeinsam die Vision umgesetzt: Ein Erlebnismuseum, das Geschichte begreifbar macht und gleichzeitig offen für die Stadtgesellschaft ist. Mit dem neuen Namen begann eine Ära, in der das Zeittor nicht nur Bewahrer historischer Schätze ist, sondern ein Ort für Austausch, Bildung und Mitmachen und damit fest im kulturellen Leben der Stadt verankert bleibt.
Zeitlos gut: Das Museum als Publikumsmagnet
Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Besucherzahlen: Ab 2010, nach eher ruhigen Jahrzehnten als Ostholstein-Museum mit teils weniger als 2.000 Gästen pro Jahr, entwickelte sich das Zeittor zu einem echten Publikumsmagneten. In den Jahren vor der Pandemie kamen zeitweise mehr als 12.000 Besucherinnen und Besucher, bevor die Corona-Zeit einen deutlichen Knick brachte. Inzwischen haben sich die Zahlen wieder erholt. Mit rund 8.000 Gästen zuletzt zählt das Zeittor erneut zu den wichtigen Kulturorten der Region. (he)
Zeitspender und mehr: Der Förderverein

