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Marlies Henke

Apotheken setzen auf Anreize in der Ausbildungslandschaft

Statements aus Apotheken der Region

Spätestens seit der Corona-Pandemie stehen Apotheken vor großen Herausforderungen, darunter die Sicherung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung und finanzielle Belastungen, unter anderem durch die Erhöhung des Apothekenabschlags. Fachkräftemangel verschärft die Lage zusätzlich.

Aktuelle Analysen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) zeigen, dass die Zahl der Apotheken abnimmt, vor allem aufgrund der rückläufigen Zahl an qualifizierten Mitarbeitenden. Die ABDA prognostiziert einen drastischen Anstieg dieses Problems in den kommenden Jahren. Bis Ende 2029 werden demnach über 33.600 Apotheker in den Ruhestand gehen, während voraussichtlich nur 23.000 neue Approbationen erteilt werden. Dies führt zu einem erheblichen Mangel von etwa 10.000 Apothekern und potenziellen weiteren Apotheken-Schließungen. Aktuell gibt es in Deutschland rund 18.000 Apotheken.

Hinzu kommt: Die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit zeigt eine ungünstige Entwicklung im Berufsfeld pharmazeutisch-technische Assistenz. Die insgesamt niedrige Zahl suchender junger Menschen aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge verstärke den Wettbewerb um Schulabgänger in verschiedenen Branchen, heißt es in der Analyse

Um dem Mangel an pharmazeutisch-technischen Assistenten entgegenzuwirken, fordert die ABDA, die Attraktivität des Berufs zu steigern. Dies beinhaltet die kostenfreie Gestaltung von PTA-Schulen und die Einführung von Ausbildungsvergütungen für angehende PTA.

In öffentlichen Apotheken arbeiteten 2022 etwa 159.342 Menschen, wobei ein Drittel als approbierte Apotheker und zwei Drittel als PTA oder pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte tätig waren. (he/red)

 

Auf einen Blick: Berufsfelder in der Apotheke

PKA (duale Berufsausbildung): Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte sind schwerpunktmäßig für Organisation und Marketing zuständig. Sie kümmern sich vor allem um die Warenwirtschaft, den Einkauf und die Lagerung der Arzneimittel.

PTA (schulische Berufsausbildung mit sechsmonatigem Praktikum in Apotheke): Pharmazeutisch-technische Assistenten sind „die rechte Hand“ des Apothekers. In der Apotheke informieren und beraten sie die Patienten bei der Arzneimittelabgabe und stellen Rezepturen wie Salben, Zäpfchen oder Kapseln her.


Apotheker (Studium mit 1-jährigem Praktikum in Apotheke): Apotheker sind Experten für Arzneimittel. Der Beruf ist anspruchsvoll und mit viel persönlicher Verantwortung verbunden. Apotheker arbeiten zumeist in Apotheken, aber auch im Krankenhaus, in Industrie, Forschung und Verwaltung. Voraussetzung für die Approbation als Apotheker ist der erfolgreiche Abschluss des Pharmaziestudiums. (red)

 

Statements aus Apotheken der Region

Sigrid Hering von der Markt-Apotheke in Neustadt sagt:

„Der Fachkräftemangel ist leider auch in unserer Branche angekommen. Dabei bietet die Apotheke doch so viele interessante und abwechslungsreiche Berufsfelder, sei es im kaufmännischen Bereich, im Labor und mit der Herstellung von Arzneimitteln oder in der Beratung und Betreuung der Patienten. Unser Fokus ist dabei, dass unsere Kunden gesund werden beziehungsweise gesund bleiben. Und sie danken es uns - was gibt es Schöneres, als die Wertschätzung unserer Kundschaft täglich zu erfahren!

Eine Tätigkeit in der Apotheke ist sehr familienfreundlich: eine Teilzeitbeschäftigung ist in der Regel kein Problem. Viele unserer Mitarbeiter sind nach Familienzuwachs mit einer geringen Stundenzahl ins Berufsleben zurückgekehrt und haben nach und nach ihre Stundenzahl wieder aufgestockt.

In jeder größeren Ortschaft gibt es Apotheken und somit gibt es auch im Falle eines Umzuges kaum Probleme, in der neuen Umgebung einen zur Berufsausbildung passenden Arbeitsplatz zu finden.

Zudem sind die apothekenspezifischen Berufe zukunftssicher, denn durch die Überalterung der Gesellschaft wird der Kundenkreis und somit der Bedarf an qualifizierten Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten, Pharmazeutisch-technischen Assistenten und Apothekern/innen zukünftig noch steigen. Gerne zeige ich Interessierten meine Apotheke und erläutere ihnen die verschiedenen Berufsfelder im Detail.“

Das meint Katharina Geßner von der Linden-Apotheke in Lensahn:

„Die öffentlichen Apotheken stehen derzeit vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Noch immer ist die Liefersituation im Bereich vieler Medikamente angespannt, was dazu führt, dass die gesamte Warenlogistik einen immens höheren zeitlichen wie personellen Aufwand erfordert, um unsere Patienten angemessen versorgen zu können.

Dazu kommt die Einführung des e-Rezeptes Anfang dieses Jahres – neue Prozesse verlangen mehr Beratung der Kunden, Aufklärung über das digitale Einlösen der Verordnung. Technische Schwierigkeiten werden gemeistert und im besten Fall dauerhaft behoben, doch es ist ein großes Projekt, welches die niedergelassenen Ärzte und die öffentlichen Apotheken stemmen.

Die Linden-Apotheke Lensahn hat in ihrer fast 100-jährigen Geschichte viele Änderungen erlebt und auch die neuen Herausforderungen werden angenommen und bewältigt. Dazu gehört auch zu modernisieren, um sich als Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen. So wird die Apotheke noch in der ersten Jahreshälfte einen Kommissionierautomaten – ein automatisiertes Warenlager – erhalten und auch die Arbeitsbereiche werden modernisiert und der Verkaufsraum neu gestaltet. Während der gesamten Bauphase sind wir wie gewohnt zu unseren Öffnungszeiten für die Kunden da und freuen uns, alle auf diesem für uns sehr spannenden Weg mitzunehmen.“


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