Ines Rosenow
Anzeige

Addio „Al Giardino da Toni“

Sabine und Antonio Lagrasta vor ihrem Ristorante, das nur noch bis Ende Oktober geöffnet ist.

Sabine und Antonio Lagrasta vor ihrem Ristorante, das nur noch bis Ende Oktober geöffnet ist.

Bild: Marlies Henke

Kellenhusen. Vor dem Restaurant wachsen alte Weinreben und ein großer Feigenbaum. In der Küche kreiert der Küchenchef das „dolce vita originale“. Im Gastraum oder auf der Terrasse schlemmen Urlauber und Einheimische. Fast alle kommen wieder und genießen an der Ostsee das ganze Jahr hindurch italienische Lebenskultur. Doch am 30. Oktober wird das letzte „Filetto dello Chef“ serviert und das „Al Giardino da Toni“ schließt für immer seine Türen. Eine Ära geht zu Ende.

 

Antonio und Sabine Lagrasta haben das italienische Restaurant in den letzten 44 Jahren zu einer festen Größe in Sachen italienischer Genuss imgemacht. Nun geht es für die beiden in den Ruhestand. „Ich koche immer noch sehr gerne, aber irgendwann muss mal Schluss sein“, sagt Antonio Lagrasta mit freundlich blitzenden Augen. Nächstes Jahr wird er siebzig.

 

Mit siebzehn war der Sohn eines Winzers als Hotelfachschüler von Italien an die Ostsee gekommen. Im Gepäck: exzellente Weinkenntnisse und die Rezepte aus seiner Heimat Apulien. „Ein eigenes Restaurant war immer mein Traum“, erzählt Antonio Lagrasta. 1978 öffnete er in Kellenhusen Am Ring sein erstes Ristorante „Da Romina“, benannt nach seiner Tochter. Mitte der 80er zog das Restaurant in das IFA Kurhotel um. Seit 1991 ist es unter dem Namen „Al Giardino da Toni“ in der Waldstraße beheimatet. Es hat eine Terrasse mit südlichen Gewächsen, die ebenso wie der Kontakt zu den Gästen liebevoll von Sabine und Antonio Lagrasta gepflegt werden.

 

In der Küche werden italienische Klassiker alla Toni zubereitet, die eigene Handschrift ist unverkennbar. Egal ob Steinbutt, Seezunge, Thunfisch, Lamm oder Wild aus der Region, ob Pizza oder Pasta oder auch mal Hummer und Languste: „Alles selbstgemacht, keine Fertigware“, versichert Antonio Lagrasta und führt weiter aus: „Für eine gute Küche brauchst du nur drei Dinge: Frische, Qualität und einfache Rezepte. Das ist Italien. Ohne Surrogate, ohne Schickimicki.“

Auch guter Wein hat immer eine große Rolle gespielt, nicht nur bei den Gourmetabenden mit saisonalen Spezialitäten und dazu harmonierenden Weinen oder bei den häufigen Krimilesungen mit Ella Danz und kulinarischen Köstlichkeiten „alla casa“. Die Rezepte sind übrigens, genau wie Koch Toni, in einem der Kriminalromane von Ella Danz verewigt. Unvergessen auch Benefizveranstaltungen zugunsten krebskranker Menschen, die Kochkurse und Weinverkostungen.

 

Mit Wehmut und viel Dankbarkeit sprechen Sabine und Antonie Lagrasta vom Aufhören, vom Abschiednehmen von den Partnern, die über Jahrezehnte gleichbleibend hochwertige Qualität lieferten oder von den vielen treuen Stammgästen. Antonio Lagrasta hebt den Finger: „Ausdrücklich auch bei den Gästen, die nicht wieder gekommen sind. Selbst ein negativer Kommentar war ein Ansporn für mich.“

 

Wie es mit Restaurants in der Waldstraße 5 weiter geht, ist noch unklar. „Wir räumen unsere ganzen Erinnerungsstücke raus und hinterlassen eine gepflegte Ausstattung sowie eine moderne, voll ausgestattete Küche. Es ist alles für den sofortigen Start des Restaurantbetriebes bereit. Es wäre schade, wenn es hier nicht weiter geht, darum suchen wir noch einen Nachfolger“, erklären Sabine und Antonio Lagrasta.

 

So ganz auf den Genuss alla Toni verzichten müssen eingefleischte „Al Giardino“-Fans übrigens nicht, denn auch für ein neues kulinarisches Projekt gibt es eine Idee. Das deutsch-italienische Paar möchte kleine Gruppenreisen nach Italien anbieten. Vor Ort wird die Region bei Ausflügen, Restaurantbesuchen oder beim gemeinsamen Kochen erkundet. Auch privat haben die beiden schon feste Pläne für den Ruhestand: „Unser Lebenmittelpunkt bleibt Kellenhusen mit ausreichend Zeit, Italien auch mal im Sommer genießen zu können“, sagt Sabine Lagrasta. Oft in sein Geburtsland reisen und die jetzige Heimat per Fahrrad erkunden, darauf freut sich auch Antonio Lagrasta „Ich liebe Schleswig-Holstein, es ist die schönste Region Deutschlands. Und die Menschen, mit denen komme ich gut klar, sie sind offen und hilfsbereit.“ (he)


UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen