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Autorenlesung mit Blaumeise

Süsel (ed). Es hatte eigentlich eine ganz normale Autorenlesung werden sollen – also normal im Sinne von bunt, kreativ, fröhlich und kindgerecht, wie der Kinderbuchautor und -illustrator Manfred Schlüter seine Lesungen eben gestaltet. Aber dann entschloss sich eine kleine Blaumeise, an der Lesung für die 1. und 2. Klasse teilzunehmen und flog ihre Runden unter der Klassenzimmer-Decke, bevor sie sich zum Luftholen auf der Vorhangstange niederließ. Mit keinem Mittel ließ sie sich dazu bewegen, durchs weit geöffnete Fenster nach draußen zu fliegen – nach einer Zwischenlandung an der Fensterscheibe konnte sie schließlich unversehrt eingesammelt und nach kurzer Erholungspause in die Freiheit entlassen werden. Und nachdem die Kinder sich vergewissert hatten, dass es der Blaumeise wieder gut ging, konnten sie sich so richtig auf ihren Besucher konzentrieren – der nämlich, ein echter Autor und Illustrator von Kinderbüchern, hatte nicht nur seine gesammelten Bücher mitgebracht, er zeichnete für die Kinder auch im Schnellverfahren ganze Geschichten. Zuerst aber gings ans Fragenbeantworten, denn davon hatten die Kinder eine ganze Menge: Von „Wie alt bist Du?“ über „Wieviele Bücher hast Du schon geschrieben?“ bis zu „Seit wann schreibst Du Bücher?“ löcherten die Erst- und Zweitklässler den Autor mit Fragen. 64. Seit 1980. 17, davon 11 auch getextet. Aber dann gabs erstmal eine Geschichte: Der die das und Kunterbunt. Die Geschichte erzählt von der kleinen Roten, die das kleine Blauen und den kleinen Gelben trifft – und obwohl eigentlich jede Farbe für sich in einem Meer wohnt, stellen die drei fest, dass sie zusammen viel mehr bewegen können als allein, und beschließen, ab sofort im Meer der Farben zu leben. Und weil Bunt immer besser ist, gesellen sich bald auch noch Grüne, Orangefarbene, Gepunktete, Gestreifte…hinzu – und weil jede Farbe etwas besonders gut kann, ergänzen sich alle super. „Und jetzt versuch ich mal, was zu machen, was ich gar nicht kann. Helft Ihr mir?“ fragt Manfred Schlüter. „Jaaaaaaa!“ „Ok, dann male ich einen Regenbogen mit nur drei Farben.“ Häh? Wie soll das denn jetzt gehen? Der Autor malt einen Regenbogen (mit Wolke, Regen und Ozean natürlich und einer Maus, die auf dem Regenbogen runterrutscht), aber erstmal in Schwarzweiß. „Jetzt male ich gelbe Streifen, ja? Am besten gleich drei.“ Mal jetzt mal mit Rot“, rät ihm ein Erstklässler, „und dann einen mit Blau.“ Und dann wird aus Gelb Orange und Grün – und aus Rot wird Lila. Als Dankeschön für ihre Hilfe bekommen die Kinder noch die Geschichte vom kleinen Baum und ein Bild – „was soll ich Euch malen?“ Eine Maus, einen Elefanten, einen Vogel, die Wünsche prasseln auf ihn ein – da zeichnet Manfred Schlüter einfach ein großes Paket mit einer Schleife und einem Schildchen: „Für Euch! Vielen Dank und liebe Grüße“ „Und da ist alles drin, was ich Euch zeichnen sollte.“ Es ist eine Mischung aus Farbenlehre, Leseförderung und Zeichenunterricht mit einer Portion „Verschieden ist besser“, die Manfred Schlüter für die Kinder im Gepäck hat – und die haben eine Menge Spaß, lauschen andächtig und machen begeistert mit. „Das war cool“, sagt Frida, „wie der gezeichnet hat, das war super.“ Ihre Freundin Lotta findet die Wellen am besten, mit denen Manfred Schlüter den Ozean unter dem Regenbogen gezeichnet hatte – „der hat einfach so gezittert, dann waren das Wellen“, strahlt die Zweitklässlerin. „Lesungen und Begegnungen mit richtigen Autoren sind ein großartiges Mittel, um Kinder an Literatur heranzuführen“, erklärt Juliane von Bredow, die Lehrerin, die an der Süseler Grundschule die Autorenlesungen organisiert. „Wir haben festgestellt, dass Autorenlesungen bei den Kindern eine riesige Begeisterung wecken und großen Eindruck hinterlassen, umso schöner ist es, sie mithilfe des Friedrich Bödecker-Kreises finanzieren zu können.“ Dass einige der Zweitklässler den Autor noch von seinem Besuch im vergangenen Jahr kannten und ihm aushelfen konnten, wenn er mal bei seiner Geschichte nicht weiterwusste, spricht Bände. Für Manfred Schlüter ist es vor allem die kindgerechte und spielerische Form der Leseförderung, Kindern (seine) Literatur nahebringen, Lust auf Lesen und Entdecken machen zu können, die im Mittelpunkt steht – „aber es macht mir auch riesigen Spaß“, lacht der sympathische Autor, der auf Lesereisen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs ist, „ich bekomme viel positive Energie von den Kindern, es bereitet mir Wohlgefühl, dass sie so interessiert und neugierig sind. Für mich ist es aber auch wichtig, mit Kindern in Kontakt zu bleiben, Rückmeldung zu bekommen – schließlich bin ich Kinderbuchautor.“ Kein Wunder also, dass er auf die Frage der Kinder, ob er nächstes Jahr wiederkommt, gerne mit einem „Ja“ antwortet.


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