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Reporter Eutin

Ins „grüne Herz des Eutiner Schlossgartens“

Bild: E. Dörrhöfer

Eutin (ed). Mit dem Beginn der Gartensaison tobt auch imKüchengarten im Herzen des Eutiner Schlossgartens wieder das Leben – von fleißigen Hummeln bis zu den KüchengärtnerInnen ist viel los hier. Und viel Neues gibt es auch – aber glücklicherweise auch Altbewährtes, denn „das ist die allerbeste Nachricht“, strahlt Brigitta Herrmann, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Schloss Eutin, „unsere ehrenamtlichen Aktiven halten dem Küchengarten die Treue – und ihnen gilt unser allergrößter Dank.“
Der Küchengarten ist ein besonderer Ort, wunderschön und mit viel Fachwissen und Herz gepflegt und gehegt mit Gärtchen, in denen Heilpflanzen, Blumen, Kräuter, Obst und Gemüse prächtig gedeihen. Dank Stiftern und Förderern konnte er nach langen Jahren des Brachliegens zur Landesgartenschau revitalisiert werden, das Leben aber, das ihn heute erfüllt, das haben ihm ehrenamtliche KüchengärtnerInnen eingehaucht – begleitet wurden sie dabei von einer Frau, die ihr Gärtnerinnen-Herz und ihre unglaubliche Kompetenz, ihre Zeit und ihre große Liebe zu diesem Garten über viele Jahre hinweg einbrachte. Stephanie Bolz hat nun beschlossen, sich einer neuen Aufgabe zu widmen – ihren Küchengarten hinterlässt sie in Topform in den allerbesten Händen ihrer KüchengärtnerInnen und ihrer Nachfolgerin: Kerstin Vieth tritt heute ihr Amt als Küchengarten-Koordinatorin an. Die Landschaftsplanerin mit dem großen Herzen für historische Gärten erzählt, dass Natur und Gärten sie von Kindesbeinen an fasziniert haben. „Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, lacht sie, „so bin ich bei dem Projekt „Gartenträume – historische Parks in Sachsen-Anhalt“ gelandet, habe es aufgebaut und lange Zeit geleitet.“ Dann sei sie ihrem Mann nach Schleswig-Holstein gefolgt und habe bei der Kiel Region gearbeitet. „Aber mein Herz schlägt eben einfach für historische Gärten“, sagt sie und dass sie umso glücklicher sei, nun im Küchengarten angekommen zu sein. Schon seit vielen Jahren habe sie seine Geschichte begleitet. „Es ist ein außergewöhnlicher Garten, er lebt, weil er von Menschen vor Ort gepflegt wird, das ist einzigartig.“ Schon in Mai und Juni habe sie immer mal wieder reingeluschert und wolle sich jetzt gründlich über alles informieren, bevor sie eigene Ideen und Pläne anstoße. „Ich bin in der SuchGuckZuhör- und Kennlern-Phase.“
Heute strahlt der Küchengarten der Herzöge wieder im alten Glanz und ist einer der wenigen erhaltenen Küchengärten Norddeutschlands und damit eines der wichtigsten und bedeutendsten Garten- und Kulturdenkmäler. Anja Steinhaus aus dem Team des Schlosses Eutin hat den Weg vom Nutzgarten der Geschichte bis in die Gegenwart als grünes Herz des Schlossgartens in die allererste Küchengartenführung verpackt – und so lautet auch der Name der Führung: „Das grüne Herz des Schlossgartens“. Immer am ersten Freitag im Monat startet sie mit allen Interessierten auf der Südterrasse des Schlosses, flaniert mit ihnen durch den Schlossgarten bis in den Küchengarten hinein und berichtet aus deren Geschichte, und die Geschichte des Küchengartens ist länger, als man denkt: Denn erwähnt ist er schon im 14. Jahrhundert als bischöflicher Heilkräutergarten, wurde stetig erweitert, bekam Pflanzhäuser und 1755 die Orangerie, in der schon damals 370 kälteempfindliche Pflanzen Obdach fanden. Wie so vieles in Eutin haben wir den Küchengarten, der dem heutigen am meisten ähnelt, unserem Herzog Peter Friedrich Ludwig zu verdanken, „er machte den Schlossgarten zu einem Gesamtkunstwerk der Aufklärung“, sagt Anja Steinhaus – denn weil Peter Friedrich Ludwig seinen Schlossgarten nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten anlegen ließ, durfte auch der Küchengarten nach englischem Vorbild nicht fehlen. So wurde daraus ein „walled Garden“, ein Garten mit einer backsteinernen Mauer drumherum, um Obst und Gemüse das bestmögliche, gemäßigte Klima zu geben, um zu gedeihen. Und man spürt es sofort, wenn man durch einen der Eingänge tritt: Es wird deutlich milder, ruhiger, Küchengarten-LiebhaberInnen sagen sogar, es ist ein bisschen magisch hier. Als er angelegt wurde aber war er reiner Nutzgarten – zwar mit den barocken Baumschnitten, aber eben schlicht auf die Versorgung ausgerichtet: Über Jahrhunderte hinweg sorgte er dann dafür, dass im Schloss immer frisches Gemüse und Obst auf den Tisch kam, sogar feinste Südfrüchte wie Ananas, Feigen und Orangen gediehen hier. Im Sommer dank der Klimamauer, im Winter bezogen die Pflanzen Quartier in der Orangerie. Anja Steinhaus schlägt dann eine Bogen in seine von Leben erfüllte Gegenwart und seine ehrenamtliche Bewirtschaftung, lässt aber auch schlimme Zeiten nicht aus, die der Küchengarten erlebt hat – von den guten wie den schlechten Zeiten also, von gärtnerischen Erfolgen und Mißerfolgen, vom Melonenanbau in Norddeutschland und wie aus der Orangerie mal ein Theater wurde erzählt Anja Steinhaus ihren BesucherInnen, macht mit ihnen einen Rundgang durch die Parzellen und würdigt auf so spannende wie informative Weise das „grüne Herz des Schlossgartens.“ Die Führung startet immer am ersten Freitag im Monat, also am kommenden Freitag, dem 3. Juni um 14 Uhr am Schloss und dauert etwa eine Stunde – Karten zu sechs Euro gibt es im Schloss-Shop.


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