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Neue Ideen statt Krisen-Stillstand

Schulleiterin Tanja Dietrich freut sich, dass das Leben allmählich zurückkehrt an die Voss-Schule.

Schulleiterin Tanja Dietrich freut sich, dass das Leben allmählich zurückkehrt an die Voss-Schule.

Eutin (aj). Wochenlang herrschte Stille in den Gängen, jetzt kehrt mit dem Unterricht vor Ort Schritt für Schritt das Leben zurück in das Eutiner Johann-Heinrich-Voss-Gymnasium: „Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Tanja Dietrich. Hinter der Schulleiterin liegen Wochen, in denen von jetzt auf gleich überlegtes pädagogisches Handeln in einer nie dagewesenen Situation gefordert war. Sie war jeden Tag in der Schule, um zu reagieren, zu organisieren und zu koordinieren und sie war dabei nicht allein: „Das gesamte Leitungsteam war immer dabei“, sagt sie. Zu fünft saßen sie am großen Konferenztisch mit Platz für 25 Personen: „Abstand zu halten war also kein Problem“, meint die Studienrätin verschmitzt. Innerhalb eines Wochenendes wurde ein Konzept für den digitalen Unterricht aufgelegt und von da an ständig weiterentwickelt (wir berichteten). Grundsätzlich war mit Iserv bereits ein Forum für die digitale Schule eingeführt. Nun wurden neue Module und damit verbunden neue Möglichkeiten für Kommunikation und Lernen entdeckt. Die Arbeit wurde mehr und mehr optimiert: „Und es machte immer mehr Spaß“, so Tanja Dietrich. Nun ist die Motivation hoch, auf Grundlage der neuen Erfahrungen weiterzuarbeiten.
Beim Schulentwicklungstag vor drei Wochen wurde in einzelnen Gruppen das neue Schulprogramm konzipiert. Darin wird festgeschrieben, in welchem Bereich die Schule in den kommenden vier Jahren schwerpunktmäßig aktiv sein will. Dass es für die Voss-Schule darum gehen soll, sich in Sachen Digitalisierung breit aufzustellen, stand schon vor der Corona-Krise fest. Die Aktualität, die das Thema durch die Unterrichtsumstellung nun erfahren hat, hat aber einen entscheidenden Schub ausgelöst. Und so steht das Programm und kann auf der Schulkonferenz im November zur Abstimmung gebracht werden. Eine „Baustelle“, so Tanja Dietrich, seien die Videokonferenzen: „Hier können die Webinare als Modell dienen“, führt sie aus. Ein weiterer Ansatz sei herauszustellen, welche Erfahrungen aus dem Homeschooling in den regulären Schulalltag übernommen werden können: „Es ist zu überlegen, ob in der Oberstufe ein Unterrichtstag für das selbständige Lernen reserviert bleibt, auch als Vorbereitung für das Studium“, nennt Tanja Dietrich ein Beispiel. Die Vertreterinnen und Vertreter der Schülerschaft hätten sich engagiert und ideenreich in die Diskussion zum neuen Schulprogramm eingebracht, berichtet sie.
Dafür, dass die digitalen Angebote allen in gleicher Weise zugänglich sind, braucht es die entsprechenden Endgeräte: „Ein Smartphone ist da ungeeignet“, befindet Tanja Dietrich. Nach einer schulinternen Abfrage konnten zehn Schülerinnen und Schülern umgehend leihweise Laptops zur Verfügung gestellt werden, angeschafft hat sie der Schulverein. Zudem hatten Eltern nicht mehr benötigte Ipads oder Laptops bereitgestellt: „Das ist nur ein Beispiel für unsere gute Schulgemeinschaft“, meint die Pädagogin. Auch schulübergreifend setzt sie auf Zusammenarbeit und Dialog. So gibt es einen regelmäßigen direkten Draht in das Carl-Maria- von Weber-Gymnasium zu Schulleiterin Iris Portius: „Unsere Grundhaltung ist: Die beiden Eutiner Gymnasien treten gemeinsam auf!“ So habe man sich bei der Planung der anstehenden Abiturentlassungsfeiern abgestimmt. Die können bei schönem Wetter im Eutiner Schlossgarten vor der Orangerie stattfinden: „Der Geschäftsführer der Eutiner Festspiele, Falk Herzog, hat uns da seine Unterstützung angeboten, wofür wir sehr dankbar sind“, unterstreicht Tanja Dietrich. Sollte es regnen, weicht in die Voss-Schule für den feierlichen Abschied in die Aula aus und die Zeugnisübergabe wird dann in zwei Gruppen vorgenommen. In jedem Fall sollen die Eltern der 49 Abiturientinnen und Abiturienten die Möglichkeit haben, den großen Augenblick gemeinsam mit ihren Kindern zu erleben.
Ansonsten stehen Renovierungsarbeiten ins Haus. Beide Chemieräume und das Sekretariat werden hergerichtet. Und die Schülerschaft erwartet ein ganz neues Angebot: In den Wochen der großen Ferien wird das Voss-Gymnasium zur Sommerschule, auf freiwilliger Basis natürlich. Aktuell läuft im Kollegium die Umfrage: Wer will unterrichten? Und es gibt bereits eine Reihe von Ideen. Englisch und Mathe sind dabei, aber auch ein Töpferkurs. Und im August kann es dann hoffentlich regulär für alle weitergehen - mit den neuen Erfahrungen im Repertoire.


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