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Projekt „Geschwisterhelden“ sorgt für Kontakt und Austausch

(V. l.) „Geschwisterheldin“ Lovis (10), hier mit ihrer Mutter Sabine Unger (42), Klein-Paula (1½) und ihrem großen Bruder Jillis (14), freut sich auf ein erlebnisreiches „Geschwisterwochenende“ in Bosau zum Frühlingsanfang.

(V. l.) „Geschwisterheldin“ Lovis (10), hier mit ihrer Mutter Sabine Unger (42), Klein-Paula (1½) und ihrem großen Bruder Jillis (14), freut sich auf ein erlebnisreiches „Geschwisterwochenende“ in Bosau zum Frühlingsanfang.

Preetz (los). Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark!“ veranstaltet der Landesverbands für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Schleswig-Holstein e.V. (lvkm-sh) am kommenden Sonnabend, 29. Februar in Plön einen „Geschwistertag“, gefolgt vom „Geschwisterwochenende“ am Sonnabend und Sonntag, 21. und 22. März in Bosau. Diese Veranstaltungen aus dem Projekt „Geschwisterhelden“ des lvkm-sh werden erstmals im Bereich Kreis Plön/ Ostholstein angeboten und richten sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 15 Jahren, die mit einem Geschwister mit Behinderung(en) aufwachsen. Ziel ist es, sie mit ihren Bedürfnissen, Wünschen und Sorgen in den Mittelpunkt zu stellen und einen Austausch untereinander vor dem Hintergrund ähnlicher Lebenssituationen zu ermöglichen.
Angebote des lvkm-sh hat auch Lovis Unger (10) schon genutzt und an einem „Geschwisterhelden“- Kursus in Kiel teilgenommen. Ihr älterer Bruder Jillis (14) hat das Down Syndrom. Auch beim „Geschwisterwochenende“ in Bosau will sie dabei sein. „Ich finde es toll mit den anderen Kindern“, macht sie deutlich, „man fühlt sich verstanden.“ Denn „die anderen kennen das“, formuliert Lovis, die mit ihrer Familie in Preetz lebt, die Vorteile unter sich zu sein, Erfahrungen miteinander teilen und „darüber reden“ zu können. Denn mitunter findet sie den Umgang mit ihrem Bruder schwierig.
Lovis spielt gern mit Playmobil und Barbie. Doch das tut auch Jillis. „Manchmal klaut er mir das Spielzeug“, erzählt sie. Dabei sind die Besitzverhältnisse eigentlich geklärt... Streit und Gebrüll als Folge des eigenwilligen Übergriffs findet sie „ein bisschen doof“. „Dann ziehe ich mich zurück und suche Schutz bei Mama und Papa“, berichtet Lovis von ihrer Taktik, im Falle eines solchen Konflikts in Deckung zu gehen.
Auf der anderen Seite harmoniert das Miteinander der Geschwister, trotz des Altersunterschieds. „Es ist toll, dass wir noch so zusammen spielen können“, erklärt Lovis mit Blick auf das Playmobil- und Barbiespielzeug oder die Stoffaffen, mit denen die beiden Spielkumpel durch den Garten toben. Sie weiß, dass es ohne das Down Syndrom ihres Bruders wohl nicht mehr so wäre.
Unterschiedlich sind Lovis Erfahrungen, ob andere Kinder mit ihr und ihrem Bruder mitspielen wollen. Manche verhielten sich ablehnend, aber nicht immer dauerhaft. „Bei manchen Kindern gibt sich das“, hat Lovis festgestellt. Bei anderen nicht.
Dass ihre Tochter gegenüber dem Bruder weniger elterliche Aufmerksamkeit genießen könnte, befürchtet Sabine Unger nicht. „Sie macht sich laut genug bemerkbar“, sagt sie. Da ihr Sohn per se bedacht wird, sei es, weil Schulgespräche, Erziehungsberatung oder bei ihm vergleichsweise häufigere Arztbesuche dies erfordern, plane sie manchmal ganz bewusst etwas mehr Zeit für Lovis und die kleine Paula (1½) ein.
Sich verstanden zu wissen und mit seiner Situation nicht allein zu sein, ist eine Erfahrung, die betroffene Geschwisterkinder erst machen müssen, und aus der sie Kraft schöpfen können, so das Ziel der Aktion. „Der Geschwistertag in Plön ist vor allem für die Kinder gedacht, die uns noch nicht kennen“, erklärt Projektkoordinatorin Miriam Hornung. „Sie bekommen erstmals das Gefühl, dass es anderen genauso wie ihnen geht.“ Der Gewinn sei, sich zu vernetzen und in Kontakt und Austausch zu bleiben. Der Landesverband ziele darauf, Ideen und Projekte anzuschieben, damit diese später von Vereinen vor Ort weitergeführt würden, so geschehen in Kiel. „Im Kreis Plön und Ostholstein wären diese noch zu gründen“, sagt Miriam Hornung. Auf diese Weise sollen sich die dank einer Anschubfinanzierung auf den Weg gebrachten Projekte verselbständigen.
Nähere Auskünfte und Anmeldung: Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen Schleswig-Holstein e.V., Projektkoordinatorin Miriam Hornung, 0431-9088 9917 (täglich von 8 bis 12 Uhr), m.hornung@lvkm-sh.de


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